Endorgan, und er glaubte die Ursache in einem weißen Pigment suchen zu müssen,
„welches wahrscheinlich auch in das Innere der Ganglienmasse eingestreut ist und verhindert,
die feine Struktur dieses Teiles zu erkennen“ . Gräber erwähnt die weiße Farbe
kurz (p. 99), indem er die Sieboldsche Ansicht bezweifelt, gibt aber selbst keine andere Erklärung.
Nun weiß ich bestimmt, daß die ganze Tracheenblase keine Spur von Pigment
enthält, denn von der Unterlage abgehoben ist sie vollständig farblos und durchsichtig1, und
ferner ist zu beobachten, daß die weiße Farbe dort geradezu leuchtend wird, wo die
Tracheenwand doppelt liegt. Ich werde daher wohl das Richtige treffen, wenn ich annehme,
daß die weiße Farbe durch Lichtreflex entsteht, in derselben Weise, wie uns die farblosen
Eiskristalle des Schnees weiß erscheinen. Begünstigt oder erzeugt wird die Lichtwirkung
durch die eigenartige Struktur der Blasenwand, auf die ich Ende dieses Kapitels eingehen
werde.
Was nun die vorhin mehrfach erwähnten Blasenduplikaturen betrifft, so kommt die
eine, welche uns am meisten auffällt, durch die Einhüllung des Nervenendorganes und des
Tympanalnerven zu Stande. Da diese Organe dem Trommelfell nicht anliegen, sich vielmehr
in ansehnlicher Entfernung von ihm befinden, so ist die Blase genötigt, sich von ihrer
Unterlage abzuheben und gewissermaßen eine Gekrösfalte zu bilden (Taf. I, Fig. 6 D u ^ Wir
können uns dies auch so vorstellen, daß das Organ von außen in die Blase hineingeschoben
ist und die Falte mitgenommen hat. Wir sehen daher, daß sich die Blasenduplikatur, der
Richtung des Nerven folgend, in einer Linie, die längs des Stigmenfeldzapfens bis zu den
Trommelfellkörperchen verläuft, von der Unterlage frei macht und wie ein Segel in das
Innere der Tympanalblase hineinragt. Im freien Rande des Segels liegt der Tympanalnerv
und das Endorgan. S ie b o ld ist der einzige, welcher diese Falte gesehen und in seiner
Fig. 4 (Taf. 1) abgebildet hat, er hielt sie jedoch für einen Teil des Nerven, resp. für eine
Wasserblase.
Auch an der Innenseite der Vorderwand, ungefähr in der Höhe des nervösen Endorgans,
fällt eine Wandpartie von queroblonger Form auf, die sich von der Umgebung
durch ihre weiße Farbe ziemlich scharf abhebt. Wenn das Tier, an dem wir diese Beobachtungen
anstellen, noch atmet, so sehen wir, daß die Stelle ab und zu blasig gehoben
wird, und gleichzeitig an ihrem medianen Rande, ca. 200 y. von dem des Trommelfelles entfernt,
eine ca. 2501 Jj. lange schlitzartige Öffnung sichtbar wird, in die wir leicht eine Nadel
einführen können. Wir vermuten sofort, da wir sonst keine Öffnung finden, daß wir hier
die Mündung der Tympanaltrachee vor uns haben. Wir wissen aber bereits, daß diese kurze
Trachee am Integument zwischen diesem und dem Stigmenmuskel verläuft, ihre Mündung
müßte daher viel weiter nach außen liegen. Ferner steht die Länge des Schlitzes in einem
argen Mißverhältnis zu dem nur 50 p breiten Lumen der Trachee. Über diese Frage geben
uns Querschnitte Auskunft (Taf. I, Fig. 8). D ie E in t r i t t s t e l l e d er T ym p a n a lt r a c h e e
(Ttr,) befindet sich in Wirklichkeit dort, wo wir sie früher bestimmt haben, sie ist auch
nicht viel weiter als die Trachee, aber sie liegt nicht frei, sondern w ir d v o n e in e r
m em b ran ö s en K la p p e (VK1) ü b e r d e c k t , d ie d u r ch e in e f a l t ig e E in s tü lp u n g
d e r T ym p a n a lb la s e (äTBl) g e b i ld e t w ird. Die Falte entsteht im Winkel der vorderen
1 Pigment kann sehr schnell abgelagert w e rd en ; bei Tieren, die im Absterben sind, z. B. nach der Eiablage,
findet man daher manchmal gelbe Stellen in der Tympanalblase.
und äußeren Blasenwand zwischen der Mündung der Trachee und dem Integument und
legt sich dann nach innen an die vordere Wand. Sie bedeckt so die Tracheenöffnung und
außerdem noch einen großen Bezirk oberhalb, unterhalb und nach innen von derselben,
denn ihr Höhendurchmesser beträgt ungefähr den vierten Teil der Trommelfellänge. Nun
flottiert die Falte nicht etwa im Cavum tympani, sondern ihr oberer und unterer Rand ist
fest mit der Vorderwand verwachsen, nur medianwärts bleibt die schlitzförmige Öffnung
frei. Die Luft, welche in die Blase hineingetrieben wird, muß daher den in Fig. 8 durch
die Pfeile angedeuteten Weg nehmen.
Was wird nun durch die Klappenbildung bezweckt? Es ist augenscheinlich, daß es
nichts anderes sein kann als eine ebenso einfache wie sinnreiche Einrichtung zur Erzielung
eines möglichst konstanten Füllungszustandes der Tympanalblase. Denken wir uns die Klappe
fort, so würde bei der Feinheit der Trachee wohl weniger während der Inspiration, um so
mehr aber durch die Wirkung der abdominalen Presse ein Quantum Luft in die Blase einströmen.
Jetzt öffnet sich das Stigma, und infolge des Exspirationsdruckes würde die ganze
Luftmenge - wieder herausgepreßt werden. Es würde so ein ständiges Ausdehnen und Zusammenfallen
der Blase stattfinden und damit ihr eigentlicher Zweck, als Cavum tympani
zu dienen, illusorisch werden. Nun liegt aber die fragliche Falte über der Mündung; sie
gestattet wohl den Eintritt der Luft, im Moment der beginnenden Exspiration, wo durch
öffnen des Stigmas der äußere Druck nachläßt, wird sie aber wie ein Klappenventil gegen
die Mündung gepreßt werden und so der Luft den Austritt verwehren. Doch auch die
naheliegende Befürchtung, daß jetzt eine Überdehnung der Blase eintreten muß, ist gegenstandslos.
Eine Überfüllung wäre nur denkbar, wenn die Luft unter steigendem Drucke
hineingepreßt würde. Dies ist aber natürlich ausgeschlossen, und so muß bald der Moment
eintreten, wo der Druck in der Blase ebenso groß ist wie der äußere. Damit ist dann auch
dem Eintritt der Luft ein Ziel gesetzt, denn die Verschlußklappe kann jetzt nicht mehr nach
innen abgehoben werden. Erst wenn der Innendruck nachläßt, dadurch, daß Blasenluft
durch die Wandung nach außen, d. h. in die Leibeshöhle diffundiert, kann neue Luft eintreten.
D ie g a n z e L u f tz u fu h r in d ie ä u ß e r e T ym p a n a lb la s e i s t a ls o d a r a u f
b e s c h r ä n k t , d ie d u r ch D i f fu s io n v e r lo r e n g e g a n g e n e L u f t zu e r s e tz en .
Ausschließlich bei Mec. gr. ist mir nun noch eine Einrichtung aufgefallen, die den
Klappenapparat noch etwas kompliziert. Bei diesem Acridier liegt zw is ch en den b e id e n
B lä t te r n d e r V e r s c h lu ß k la p p e ein z a r t e r von ob en n a ch u n ten v e r la u fe n d e r
M u s k e ls t r a n g , welcher etwa halb so dick ist wie der Abduktor des Stigmas. Vom oberen
Rande der Falte zieht sich dann eine schmale, bandartige Fortsetzung derselben bis zum
Stigma, die den Muskel in seinem oberen Verlaufe gewissermaßen als Scheide dient. Der
Muskel entspringt gemeinsam mit dem Abduktor am Stigmenfelde, geht über die Insertionsstelle
der beiden Stigmenmuskeln an der ^iinterlippe hinweg und verläuft dann immer
parallel mit dem Abduktor und in nächster Nähe desselben nach unten, um gemeinsam mit
ihm und den Tympanalmuskeln am Hüftgelenk zu inserieren. Er durchzieht also die Verschlußklappe
von oben nach unten in grader Linie, und da er, wie angegeben, unmittelbar
neben dem Stigmenmuskel verläuft, so muß er etwas medianwärts von der Tracheenöffnung
zu liegen kommen. In Fig.-f?'habe ich ihn nicht mit eingezeichnet, weil ich ihn nur bei einer
einzigen Spezies beobachtet habe, und da er in dem Bilde nicht in verständlicher Weise an