und schwer verständlich geworden ist. Die jener Figur beigefügte Erklärung beweist, daß
A ld r o v a n d i die Zungenanatomie' im allgemeinen richtig verstanden hat.
Ist ein Grünspecht im Begriff, seine Zunge auszustrecken, so verlegt er zunächst den
ganzen Apparat so weit wie möglich nach vorn. Er tut das mit Hilfe der musc, geriio -
th y r e o id e i , welche am Kehlkopf angreifen und diesen vorwärts ziehen. Da mit diesem
das Zungenbein mit allem, was dazugehört, durch Bindegewebe und Muskulatur innig zusammenhängt,
so wird dieses nach vorn mitgenommen, ohne sich in sich zu verändern; nur
die Halsschlinge der Hörner wird ein wenig kürzer. Der musc. genio-thyreoideus kann sich,
wie Messungen ergaben, maximal um etwa 2 cm verkürzen. Um dieses Maß schiebt sich
also alles vorwärts und tritt, was den Vorgang äußerlich erkennen läßt, die Zungenspitze
aus dem Schnabel heraus, die in der Ruhelage ganz vorn in. einer Furche des Unterschnabels
zu finden war, in die sie gerade hineinpaßt. Um dasselbe Maß muß sich aber
auch der musc. g e n io -h y o id e u s kontrahieren, ohne im wesentlichen aktiv an der Bewegung
teilzunehmen, um seinen Tonus zu bewahren und im nächsten Moment in Tätigkeit
treten zu können. Zugleich wird wohl auch die p o r t io s t e r n a l i s des musc*
t r a c h e a l i s angespannt, um die Syrinxgegend festzuhalten, wenn die Luftröhre nach oben
gezogen wird. Jetzt wird der Kehlkopf in seiner ,vorgeschobenen Lage fixiert' durch die
Antägonistenpaare g e n io - th y r e o id e u s und c l - e id ö - th y r e o id e u s , die sich die Wage
halten, indem jener die Larynx vorn festhält, dieser aber verhindert, daß bei den folgenden
Aktionen der Kehlkopf zu weit vorgezerrt würde. Mit der Fixierung der Larynx ist natürlich
die portio sternalis des musc. trachealis wieder entlastet. Es sei hervorgehoben, daß
außer den angeführten Muskeln bis jetzt noch .keiner in Tätigkeit getreten ist, daß also
auch der Rückzieher t r a c h e o -h y o id e u s noch vollkommen in der Ruhelage ist, während
sich sein Antagonist g e n io -h y o id e u s , freilich ohne selbständige Wirkung, schön etwas
kontrahiert hat.
Ist nun der Kehlkopf in der vorgeschobenen Lage befestigt, so beginnt der Hauptakt
des Ausstreckens, welches von jetzt ab wesentlich der musc. g e n io - h y o id e u s besorgt.
G ä d ow (13, pag. 67 und 14, pag. 314) vergleicht diesen Muskel in seinem Verhältnis zum
Zungenbein mit einer einen Stab frei umgebenden Spiralfeder, die nur an dessen hinterem
Ende befestigt ist, und in der Tat ließe sich wohl kein treffenderer Vergleich finden, um
die Funktion .dieses Muskels klar zu machen; denn gerade hier kommt in Betracht, daß der
Muskel sich in seiner ganzen Lange zusammenzieht, wie eine gestreckte Spiralfeder sich verkürzt,
wenn wir seine lokomotorische Wirkung richtig verstehen wollen. Bleiben wir also
zunächst bei dem Bild von der Spiralfeder und stellen wir uns die fischbeinartig elastischen
Zungenbeinhörner in ihrem Verlauf vom Kehlkopf ab die Halsschlinge entlang, über den
Schädel bis zur Spitze des Oberschnabels von einer solchen umgeben vor, die am Unterkiefer
und am Ende der Hörner befestigt ist. Lassen wir nun die Spirale sich zusammenziehen,
so ist das in unsefm Fall nicht gleichbedeutend mit einer Annäherung ihrer Enden,
wohl aber identisch mit einer Verkürzung des Wegs zwischen ihnen. Der weite Bogen, den
die Spirale den Hals hinunter macht, wird verkleinert werden und sich schließlich an den
Schädel nach Art der Buntspechte, oder wie wir es von einem jungen Grünspecht her
kennen, anlegen. Da in dem sehr lockeren Gewebe des Halses der Widerstand viel geringer
ist, als an den terminalen Teilen der Hörner, die fest von der Haut des Schädels
umgeben diesem dicht anliegen, so wird sich anfangs die Halsschlinge abflachen, ohne daß
eine Verschiebung der Hörner auf dem Schädel stattfindet und erst bei weiterer Verkürzung
der vergleichsweise angenommenen Spirale, wenn der Elastizitätswiderstand der Hörner
größer wird, werden ihre Endpunkte wirklich gegeneinanderrücken, d. h. die Hörner werden
um den Schädel herumgleiten und ihre Enden sich aus dem Oberschnabel zurückziehen.
Während sich nun die Spirale so verkürzt, wird der. als: Achse in ihr liegende elastische Stab
— das Zungenbeinhorn — aus ihrem vorderen Ende herausgetrieben, dadurch Zungenbeinkörper
und os entoglossum vorgeschoben und der diese umgebende, vorher in viele kleine
Querrunzeln zusammengefaltete Zungenschlauch ganz beträchtlich ausgedehnt. Seine basale
Fig. 13. Zungenskelett von Geeinus viridis, etwas schematisiert. Umrisse des Schädels angedeutet;
die gerissenen Konturen bezeichnen den Hornschnabel. A in der Ruhe, B maximal gestreckt, e os
entoglossum, k Zungenbeinkörper, h l basales Glied, h2 oberes Glied der Hörner. Nat. Gr.
Duplikatur, die ^Scheide“ (Prinz L u d w ig F e rd in a n d 29), wird hierbei ausgezogen, und
dadurch das caput ventrale der m u s c . 't r a c h e a le s gedehnt. Das Maximalmaß dieser
Ausdehnung hängt bekanntlich unmittelbar von der Länge der Hörner, ganz besonders von
der Größe der Halsschlingen ab. Bei einem ausgewachsenen Grünspecht kann der Zungenschlauch
um mehr als 8 cm verlängert wferden, eine Verlängerung, die weit über das doppelte
seiner ursprünglichen Länge beträgt. Hierzu kommen noch die'2 cm, Um welche die Larynx
durch die musc, genio-thyreoidei vorgezogen wurde, so daß die maximal gestreckte Zunge
beim Grünspecht etwa 10 cm aus dem Schnabel herausragt (Textfig. 13 A und B).
Den Vergleich des musc. genio-hyoideus mit einer das Zungenbeinhorn umgebenden
Spirale müssen wir nun dahin berichtigen, daß der Muskel, wie wir schon früher gesehen
haben, in der Halsschlinge der Hörner, weil seine Kraft dort in der Richtung der Radien