Haben somit Madagaskars Halbaffen, altertümliche Merkmale bewahrt, die bei den
übrigen, verloren gegangen sind, und gehören sie deshalb einem niedrigeren Typus an, so
erreichen sie anderseits, teilweise eine speziellere Differenzierung als diese. Es ist bemerkenswert,
daß es die afrikanischen Gal.a_ginae sind, welche Gruppe zugleich die am
wenigsten differenzierte Nycticebidenabteil'ung ist und die meisten Beziehungen mit Lemuridae
aufzuweisen hat. Diese Beziehungen offenbaren sich nicht nur im äußeren Habitus, sondern
auch in der eigentümlichen Art, in welcher bei Galaginae und einigen Lemuridae die Fuß-
verlähgerüng. zu Stande kommt, nämlich durch Ausbildung des Calcaneus und Naviculare.
Die zweite, mehr differenzierte Gruppe.der Nycticebidae, die L o r is in a e , hat keine nähere
Verwandtschaft mit den Lemuridae. Selbst sind dagegen die Lorisinae genetisch eng zusammengehörige
Formen, trotzdem die eine (Perodicticus) jetzt nur in Westafrika, die beiden
anderen (Nyeticebus, Loris.) nur in der orientalischen Region leben.
.A lle auf Madagaskar lebenden C a rn iv o r a gehören ebenfalls Gattungen an, welche
dieser Insel .eigentümlich .sind.1
Fossa. F o sa a fo s s a ist eine durch etwas höhere .Differenzierung ausgezeichnete Viverra.
Die.Photographie eines mir von Herrn Sikora geschickten Schädels beweist, daß sie auch
im fossilen Zustande auf Madagaskar vörkommt.
Gaii- Die G a l id ic t in a e , aus drei Gattungen bestehend, weichen schon etwas mehr von
dictmae. ¿ en lebenden Gruppen ab und bilden nach Mivart (82) eine Art Zwischengruppe zwischen
Viverrinae und Herpestinae, wenn auch den. letzteren etwas näher stehend. Winge (95)
glaübt, daß sie mit den ursprünglichsten. Herpestes-Arten übereinstimmen.
E u p i e r e s . Eine weitergehende Spezialisierung zeichnet E u p le r e s aus: das stark zurückgebildete
Gebiß, die sehr verschmälerten Kiefer sowie die starken Krallen weisen auf eine mit Hemi-
centetes nahe übereinstimmende Lebensweise hin. Auch Eupleres ist in keine der bisher aufgestellten
Gruppen unterzubringen. Allerdings spricht das Verhalten der Bulla tympanica
sowie einige andere Merkmale für nahe Verwandtschaft mit Viverrinae; anderseits treffen
wir aber auch Merkmale an, welche E. mit den Herpestinae teilt.2
C r y p t o - • . Ein Ensemble von Charakteren, welche auf von einander ganz getrennten Formen
p r o c t a . def jetzt lebenden Raubtiere verteilt sind, stempelt C r y p t o p r o c t a zu einer durchaus
fremdartigen Erscheinung in der heutigen Lebewelt. Eine gedrängte. Aufzählung der
wesentlicheren dieser Eigenschaften mag eine Vorstellung vom Bau dieses Tieres ’ geben.3
I. Befunde, in denen Cryptoproctä mit den V iv e r r id a e übereinstimmt öder sich
ihnen nähert, und in denen zugleich die Felidae sich abweichend verhalten:
Tarsus und Metatarsus nackt (bei den meisten Viverridae); semidigitigrad.
Cänalis alisphenoideus' vorhanden (fehlt oft bei Viverricula).
Verhalten des Processus jugularis.
Verhalten des Canalis caroticus.-
zeichnen, eine Gruppe (Cheiromyoidea) bilden, welche allen anderen Halbaffen gegenüberzustellen ist. In dieser Absonderung
scheint mir ein offenbares Verkennen des morphologischen Entwicklungsganges der Halbaffen, wie e r u. a. von
Winge dargelegt worden ist, zu liegen.
1 Sofern Viverricula malaccensis, wie allgemein angenommen, erst eingeführt ist.
* Vergleiche Carlsson (02).
8 Den obigen Angaben liegen teils e igene, nicht veröffentlichte Untersuchungen, teils die Mitteilungen von
Mivart.{82),_Beddard.(95.) und Filhol (94)'zu Grunde.
Bulla tympanica; ist offenbar vom Viverndenty.p’us und zwar den Viverrinae ähn-
licheriais den Herpestinae, doch zeigt siejinsofern auch Annäherungen an Felidae, als die
beiden Kammern im 'Äußern nicht so getrennt sind wie:bei Viverridae, sondern mehr èin-
heitlich wie bei den Felidae erscheinen. .
Medialer. Fortsätzpam .Qlecränon.. .
Hallux vollständig ausgebildet ; rüelcgebildebbei Felidae.
. .Verhalten des Musc...rhoT:iboideus. .
-Verhalten dèa; Mmc.acaudofemoralis. -:
Verhalten desi' Mubè:--serriite.rir1inospsbe,-:
Verhalter. deb Muse, flexor äceessorius. .
Vorkommen, einer Änalfasche wiejjbeKJlo.rpestinae (und -Hyaenidae).
II. Befundä in denen GJ^ptppfoÌlj mit den Felidae übereihstimmt und von den
Viverridae - abweicht : -.
' - Gelsamthabitus des - ¡¡¡ihädels.
I^Fdramen condylbideum gesondert vc-ijr- For. läeerum posticum.-
Muse, digàstyìèus mehr wie - b®- den EehdSe- als W^f b e i -Vivefridaflfó
Verhalten der M-ilz.-
Verhalten der weiblichen Genitàlftbffijhr wie bèi I Ì|p § | Ì als w l l bei Viverridae.
a’/'SGèsanuhabitus dipi ( lel-iisscs;- won^Sjldoch zu bemerkend '
I -ai Prämolaren beiCryptop. ——'J g g a bei Felidae' *2' ^ — . . . . 4- ■ : 4K:-:p
I b||Schneidczahiie stimmet, besser mit Viverridae überein.
ist durch dag Vorkommen eines Innenhöckgrs mit Wurzel ausgezeichnet.
dteEi ^ n e ltB llk om jp e n demselben Zahne bei Felidag; ; diS|eeAhnlichkejt wird
. aber wahrscheinlich ¡nicht durch gleichwertige Elemente erzielt. ■
e) Die hin^MBasalspitze bei. Mi fehlt me§? bei gelidae.
Von beiden Familien unterscheidet giKlrCt-ypuiprocta riurch den Besitz eines sehr
großen' Os ponis.
.. Nach dieser tibersicht.'zu urteilen, besitzt jäprr.k Ä.'e in e . Organisation, welche An-
fchlüssg ian zweiiivérschiedenép in der .heutigen Lebewelt getrennte: Familien, darbietet» weshalb
die||., Tierform bauch keine: Unterkunft innerhalb itler. .aufi den modernen Typen ' .gegründeten
systematischen Kategorien finden kann, fjjl ist sicherlich, ebensowenig ein Viver-
nde wie ein F e t id e ^ beide Ansichten haben .bekanntlich ihrep „Fürsprecher ¡ sondern
vielmehr eine Form, welche dem gemeinsamen Stamme v o r der Herausdifferenzierung, besagter<
3ruppen e n t sp ^ ^® ist;. Wir können riögh einen Schritt weiter gehen und es
als högkst wahrscheinlich hinstellen, daß Untersuchungen an günstigem Material intime
genètisèhe Beziehuhgèhflzwischen | g einerseits und solchen jungepcäneii und altmiocänen
Formen wie Palaeoprionodon und P^ailurus — Gebißpistim-inls sehr mit diesem überein
-, , anderseits darlegen werden;
Von einheim&hen N a 'g e rn ijl t ‘ nur" eine’ ( 1 ruppe, Nesomyuiae. vorhanden, welche Eodentia.
nach.rMajogiÄl^.als. die ¡niedrigste: .aller Muridae . m betrachten-ist.
■ Die drei äSf Madagaskar lebenden'Gfoipi-dür-a-Arten bieten-meines Wissens „kèine Crocidura
Besonderheiten dar.