unbekannten Faktoren gebaut, nämlich wie lange Zeit die oligö;eäJSel{'|Haibaffei«tnd Viver-
-riden) für ihre Wanderung Und-Umbildung in die „Gai'aginae“ bedurften - als • ob ein
Problem durch zwei andere: Igelest werden könnte Ei'. An einer anderen Stelle" » ¿ g l in
demselben Buche wird die Pliöcänjeriode als die Zeit der- Loslfeung M ad a gÄ a ts >on
Afrika angegeben.
Die bisherigen Versuche, die geologische Periode zu bestimmen, in welcher Madagaskar
zur Insel wurde, stützen sich somit, so viel mir bekannt, alle nicht auf irgend einer geologischen
Tatsache, sondern lediglich auf zoogeographischen Verhältnissen, welche wiederum
nach den vermeintlichen genealogischen Beziehungen der madagassischen Säugetiere- beurteilt
werden. Nun sind uns aber, wie oben des näheren erörtert worden, die unmittelbaren
Stammformen oder die n ä h e r e n lebenden oder ausgestorbenen Verwandten fast
aller Säuger Madagaskars bisher unbekannt. Nichtsdestoweniger wandert noch immer unermüdlich
die Angabe von Buch zu Buch, daß die uns erschlossene oligocäne oder miocäne Fauna
dre Stammformen oder doch die nächsten Verwandten der madagassischen Säuger enthält,
und daß d e s h a lb Madagaskar während der Oligocän-oöÄ Miocänzeit zur Insel geworden
ist. So findet man um hier nur einige autoritative Beispiele" anzuführen — bei Wallace1
die Behauptung, daß die Centetidae während des älteren Miocäns Frankreich bewohnten,
und ber Neumayr2, daß Cryptoprocta, Eupleres und Centetidae ihre nächsten Verwandten
im Miocän oder oberen Oligocän hätten. Schlosser3 läßt die Ahnen der Lemuren, des
Eupleres und Centetes von Formen des nordamerikanischen Eocäns stammen und „sind
wohl von dort mit den zahlreichen westwärts gedrungenen Formen ausgewandert, ohne jedoch
auf ihrem Zuge Europa zu berühren“ .
Ohne die Möglichkeit in Abrede stellen zu wollen, daß diese Angaben das Richtige
getroffen haben, ist doch ihnen gegenüber daran 'festzuhalten, daß, wie wir oben; gesehen,
die Centetidae oder nähere Verwandte derselben im fossilen Zustande bisher nicht/gekannt,
ebensowenig wie wirkliche Stammformen des Eupleres oder der Galidictinäe aus den
besagten Schichten nachgewiesen sind. Für die Lemuridae und Cryptoprocta werden sich
allenfalls nähere Verwandtschaftsverhältnisse, vielleicht sogar direkte Stammformen unter
den bereits beschriebenen fossilen Säugern nachweisen lassen. Für die Fixierung des geologischen
Zeitpunktes, während dem die Loslösung Madagaskars von Afrika erfolgte, reicht
aber dieser Umstand nicht aus.
Als feststehende Tatsachen scheint mir zur Zeit nur folgendes hingestellt werden zu
können:
1) Madagaskar ist einst mit Afrika, Indien und (höchstwahrscheinlich auch mit)
Brasilien verbunden gewesen.
2) Die Abtrennung Madagaskars muß sich vor dem Auftreten der großen Säuger
(Raubtiere, Huftiere und Affen) in Afrika vollzogen haben, also v o r der Pliocänzeit, denn
v o r dieser Periode-hat beweislich die heutige, für Afrika charakteristische Säugetierfauna
diesen Erdteil nicht erreichen können.
1 80, pag. 391,
* 87, pag. 440.
8 88, pag. 629.
In Erwägung der morphologischen Beschaffenheit der Mehrzahl der madagassischen
Säuger scheint mir als H y p o th e s e die Annahme noch am meisten Berechtigung zu haben,
daß Madagaskars Abtrennung von anderen Landmassen schon viel früher als bisher behauptet,
nämlich schon während der Eocänperiode, wie auch von Tullberg ausgesprochen
worden, erfolgte. Oben ist nämlich nachgewiesen worden, daß die meisten Säuger Madagaskars
niederen Typen angehören, d$ß . die Raubtiere und Centetidae Charaktere vereinigen,
welche auf verschiedene Familien der übrigen, außerhalb Madagaskars lebenden
Raubtiere und Insectivoren verteilt sind. Dadurch bekunden die „fraglichen Tierformen
offenbar Beziehungen zu den. ältesten, somit den früheocänen Placentaliern. Durch die erfolgte
Isolierung Madagaskars sind sie der Konkurrenz entronnen , und konnten hier eine
höhere Differenzierung erlangen, während ihre auf den kontinentalen Ländermassen zurückgebliebenen
Stammformen und nächsten Verwandten unterlagen und längst ausgerottet sind,
Potamogale ausgenommen.
Da ferner keine einzige Säugetierart vom Miocän sieh-bis zur Jetztzeit erhalten hat, und
da, wie wir gesehen, die Inselwerdung Madagaskars unbedingt vor der Plipcänperiode erfolgte,
steht es ebenfalls fest, daß d ie A r t e n b i ld u n g d e r h e u t ig e n M a d a g a s k a r -S ä u g e r
dort v o r s ic h g e g a n g e n ist. Schließlich ist es als wenigstens h ö c h s t w a h r s c h e in lich
zu bezeichnen, daß von den nach verschiedenen Richtungen differenzierten Gattungen
derselben Familie nicht alle als solche eingewandert sind, sondern daß wenigstens die am
speziellsten angepaßten erst auf der Insel Madagaskar entstehen und sich entfalten konnten.