mit nicht übermäßig stark hervortretender Wölbung der Parietalia. Die Schläfenenge ist mäßig
eingeschnürt, der Teil davor bis zu den Postorbitalfortsätzen sehr lang, aber nur wenig verbreitert.
Die Stirnhöhlen sind kräftig entwickelt, ebenso die Crista, wohingegen die langen, fast geraden
oberen Schläfenbögen fast verstreichen. Das Stirnfeld ist sehr stark gewölbt, median nicht eingesenkt.
Der Stirnabsatz ist sehr langgezogen, so daß von der Seite gesehen die Stirn als fliehend
bezeichnet werden kann. Die quere Naseneinsattlung ist schwach, da sich der Nasenrücken ein
wenig nach vorn senkt. Die ziemlich breite, niedrige Schnauze ist nur wenig abgesetzt, doch bilden
Bi und Pa einen Winkel miteinander, die Schnauzenränder nähern sich unbedeutend nach vorn
einander. Der Gaumen ist verhältnismäßig schmal. Die Bullae sind verkümmert und flach bei 2717, bei
4572 stark aufgetrieben und mit kräftigem Kiel versehen. Bei seitlicher Ansicht senkt sich die Profillinie
vom höchsten Punkt, der ungefähr auf dem ersten Drittel der Supratemporalbögen liegt, nach
hinten (schwach) und nach vorn. Die Augenhöhlen liegen verhältnismäßig tief und weit nach vorn.
Der Schädel No. 2717 konnte nicht gemessen werden, da er noch vielfach von mumifiziertem
Fleisch umgeben ist, doch ist seine Form deutlich erkennbar. Auch stimmt er in der Größe gut zu
4572, nur ist die Schädeldecke im ganzen weniger stark gewölbt als bei 2717.
Der Unterkiefer fehlt No. 2717, was bei 4572 davon zu sehen ist, läßt auf einen kräftigen
Körper ohne irgend welche Besonderheiten schließen.
C- Canis lu p aste r domesticus Hilzh.
Untersuchte Schädel: (Tafel IX u. X, Fig. 19a—b).
No 4569, Mumienschädel aus Siut der kgl. Ldw. Hochsch. Berlin gehörig.
Dieser Schädel ist noch jung, obwohl nahezu vollständig ausgewachsen. Er wäre vielleicht
noch 1—2 cm länger geworden, auch wären die Kämme und Muskelansätze noch kräftiger geworden,
aber viel geändert hätte er sich seiner Form nach nicht mehr. Der Hirnschädel ist groß, die Parietalia
sind besonders stark gewölbt. Die Schläfenenge ist ziemlich stark eingeschnürt, der Teil davor nicht
verbreitert. Das Stirnfeld ist schmal und erscheint sehr schwach. Median kaum eingesenkt, ist es
doch stark gewölbt, so daß die Postorbitalfortsätze stark abwärts gebogen sind. Ihr Hinterrand
zeigt nach vorn. Die oberen Schläfenbögen sind wenig gebogen und ziemlich lang. Alle Teile vor
der Schläfenenge erscheinen im Gegensatz zu den dahinter liegenden Teilen sehr schmal, so auch das
Gesicht. Der Stirnabsatz ist sehr kräftig, aber auffallend lang gezogen, die quere Naseneinsattlung
stark, so daß der vordere Teil des Nasenrückens horizontal verläuft. Der Gaumen erscheint sehr
langgezogen und schmal. In der Gegend des p3 ist er kaum eingeschnürt, und die Schnauzenränder
verlaufen parallel. Der Teil vor den F. infr. ist sehr lang. Die Bullae sind garnicht rudimentär,
haben einen unregelmäßig viereckigen Grundriß, mit Andeutung einer 5. Ecke zwischen Processus
paroccipitalis, und der Gehöröffnung. Sie sind stark gewölbt und ungekielt.
Dieser Schädel erinnert mit seinen geringen, vorderen Breitenmaßen (vgl. Tab. IV) sehr stark
an einen Windhundschädel; trotzdem möchte ich diesen Hund nicht einfach als Windhund bezeichnen,
wenn es sich vielleicht auch um ein Exemplar des auf ägyptischen Denkmälern oft dargestellten
sogenannten „Pharaonen-Windhundes“ handeln mag. Es ist die Form des Hirnschädels eine ganz
andere. Bei den europäischen Windhunden ist er verhältnismäßig lang und in der Parietalgegend
wenig verbreitert, während der vorliegende Schädel dort geradezu auffallend mächtig ist. Das
Stirnfeld ist bei allen mir vorhegenden Windhunden der Straßburger Sammlung und den von S t u d e r
abgebildeten außerordentlich kräftig und breit (ausgenommen No. 2376 der Straßburger Sammlung),
bei ihnen ist es auch niemals gewölbt, seine Form ist eine ganz andere, da die Supra-
temporalbögen viel kürzer und stärker gebogen sind. Schließlich ist auch die Form des Gesichtsschädels
eine andere. (Vgl. darüber obige Beschreibung mit der der Windhunde auf p. 91/92).
Ein interessanter Unterschied macht sich auch in der Gebißform des Oberldefers geltend.
D ie Windhunde
No. | 341 | 385
der St raßburger Sammlung.
1) Absolute Zahlen:
397 | 426 | 442 | 452 | 941 946 11807 | 2376
Kgl. Ldw.
Hochsch.
No 4569
Sitit
B a s ila rlän g e I 194 205 170 173 184 183 1 181 162 180 185 153
m, la n g 15 15'/* WM 14 15 ; 14 137s 127a 137, 13 12
m, b re it 20 20 17 17 177* . 19 16 17'/s 177, 167, 15
p4 la n g 20 20 181/* 19V2 19 19 187s 18 19 20 18
p s la n g 14 12 12V, H H 7 a 12 117a 117 a 14 127al 10
Pa la n g | 11 1 1 7* 11 12 107a 107g 1 io | li 12 11 9
1 A nm .: p s f e h l t : Alv eo le g emessen .
2) p4 = 1 .
Kgl. Ldw.
Hochsch.
C. lupaster, absol. 2 ahlen s. auf Tab. I.
No. 4569
No 341 385 397 | 426 442 452 941 946 1807 2376 Siu t 5 6 1 8 3 10
Ba s ila rlän g e 9,7 10,25 9,19 |9,697 9,684 9,631 9,783 9,0 9,473 9,25 8,5 9,736 8,10 8,157 8,163 8,0 8,378
m, lan g 0,75 0,775 0,729 0,717 0,789 0,737 0,729 0,694 0,710 0,65 0,666 0,578 0,710 0,689 0,675 0,689 0,788
m . bre it 1,0 1,0 0,919 0,923 0,921 1,0 0,864 0,972 0,921 0,825 0,833 0,894 0,894 0,947 0,891 0,894 0,919
Pa lan g 0,7 0,6 0,675 0,697 0,605 0,631 0,621 0,638 0,736 0,625 0,555 0,631 0,631 0,547 0,595 0,578 0,595
Pa lan g 0,55 0,575 0,594 |0,615 0,552 0,552 0,540 0,611 0,632 0,55 0,5 0,473 0,552 0,526 0,540 0,552 0,569
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß bei dem Hunde aus Siut der Reißzahn im Verhältnis zur
Länge des Schädels größer ist als bei den Windhunden. An und für sich würde dies natürlich noch
nicht gegen eine Verwandtschaft sprechen. Denn es ist ja a priori zu erwarten, und auch von S t u d er
gezeigt worden, daß länger domesticierte Hunderassen öfters ein feineres Gebiß haben als primitivere
Rassen derselben Gruppe. Aber das Verhältnis des Reißzahnes zu den übrigen Zähnen ist ein ganz
anderes. Wie die 2. Kolonne obiger Zahlen zeigt, sind sowohl der'5h, wie die Prämolaren (die unteren
konnten leider nicht berücksichtigt werden, da sie ausgefallen sind) bei dem Hunde aus Siut im
Verhältnis zum Reißzahn kleiner als bei den europäischen Windhunden. Ich lege hierbei weniger
Wert auf den 5b, der in Form und Größe, wie Tab. I zeigt, schon bei den Wildhunden großen
Schwankungen unterworfen ist, als auf Ps und Ps, die, wie aus eben jener Tabelle hervorgeht, weit
geringeren Schwankungen in ihrer Länge unterhegen.
Aus diesen Tatsachen und Zahlen scheint mir auf jeden Fall mit Evidenz hervorzugehen,
daß der Pharaonenwindhund und die europäischen Windhunde keinerlei Verwandtschaft miteinander
haben. Diese sind vielmehr nicht auf afrikanischem Boden entstanden, sondern Wolfsnachkommen,
während ich von jenen hoffe, den Nachweis führen zu können, daß sie Kinder Afrikas sind.
Unterkiefer: Bei der Beurteilung der Höhe des Unterkiefers macht sich wieder die starke
Zerstörung der Kieferränder durch Osteolyse bemerkbar. Es ist überhaupt auffallend, daß bei allen
mir vorhegenden Mumien ägyptischer Hunde sowohl am Ober- ,wie Unterkieferrand stets Anzeichen
von Osteolyse sichtbar sind, vielleicht eine Folge von Rhachitis. Der untere Unterkieferrand verläuft
ziemlich gerade, auch der Lobus ist schwach ausgeprägt und nach hinten wenig abgesetzt.
Der Angularfortsatz erscheint verhältnismäßig breit.