Der Schädel ist kräftig, langgestreckt, mit gut entwickelter Hirnkapsel, deren Seitenwände
nach oben schön gewölbt sind und sich nach vorn einander etwas nähern. Die Schläfenenge ist nicht
sehr scharf abgesetzt, der Teil vor ihr bis zu den Postorbitalfortsätzen kurz. Die Crista ist einheitlich,
kräftig, aber mehr breit als hoch. Die Schläfenleisten gehen vor der Coronarnaht auseinander und
sind verhältnismäßig stark gebogen. Die Postorbitalfortsätze senken sich stark nach abwärts. Das
Stirnfeld ist flach, aber von den Schläfenleisten an in seiner Gesamtheit Stark nach vorn gesenkt.
Es hat eine mediane Einsenkung, die an der Wurzel der Nasalia besonders stark ist, sodaß die Mittellinie
der Nasalia vertieft erscheint. Die Nasenbeine reichen nach rückwärts über die Erontalfortsätze
der Maxillaria hinaus. Die quere Naseneinsattlung ist nicht sehr stark. Der Schnauzenteil vor ihr
ist sehr lang, hat fast parallele Ränder und ist in der Gegend der F. infraorbitalia nicht stark abgesetzt.
Da er aber sehr hoch ist und steile Seiten wände hat, erscheint die Schnauze sehr schlank. Die Jochbogen
sind kräftig und schön gleichmäßig gerundet. Der Stirnabsatz ist wenig entwickelt und stark
gestreckt. Das Hinterhauptsdreieck ist breit, oben etwas abgerundet und ein wenig über der Mitte
eingeschnürt. Die Bullae sind zerstört. Der Gaumen ist nirgends sehr breit. Er erscheint besonders
vor dem Reißzahn ein wenig eingeschnürt. Die Kieferränder verjüngen sich gar nicht nach vorn,
was sich besonders daran zeigt, daß die P2 genau parallel stehen. Der m2 trägt 4 Höcker.
Das Tier ist alt, worauf die festgeschlossenen Nähte und die stark abgenutzten Zähne deuten.
Diesen letzten Punkt hebe ich ausdrücklich hervor, weil B r e h m (3) der Meinung Ausdruck gibt,
daß der von C r e t z s c h m a r abgebildete Schakal ein C. mesomelas im Jugendkleide sei, eine Ansicht,
die viele Anhänger gefunden hat.
Der Schädel der Straßburger Sammlung unterscheidet sich bei aller Ähnlichkeit des Habitus
doch in einigen Punkten recht auflallend von dem eben beschriebenen. Er ist kleiner und zierlicher;
die Breite über den Postorbitalfortsätzen ist geringer; das Stirnfeld ist flach und hat in der Mitte
eine scharf ausgeprägte Furche, die von etwas vor den Postorbitalfortsätzen bis zum Anfang der
Nasalia reicht. Dieser hegt vor dem hinteren Ende der Maxillaria. Die Schnauzenpartie
ist spitzer, und die Molaren sind kleiner. Dazu kommt, daß im Gegensatz zu dem Vorigen
die Crista nicht einheitlich ist. Diese Unterschiede erschienen mir recht bedeutend, andererseits
konnte ich doch nicht annehmen, daß es in demselben Gebiet 2 verschiedene Wildhunde gibt, die zu
derselben Spezies gehören. Das Zeichen o* schien aber gegen Geschlechtsunterschiede zu sprechen.
Da erhielt ich den Schädel 859 des Berliner Museums (C. riparius $) und sah zu meinem Erstaunen,
daß dieser Schädel mit dem eben besprochenen der Straßburger Sammlung sehr gut übereinstimmt.
Höchstens ist der Berliner Schädel kräftiger und breiter, besonders über den Postorbitalfortsätzen.
Ein Unterschied, der sich leicht und ungezwungen aus dem Alter der beiden . Schädel erklären läßt;
Während nämlich der Straßburger Schädel nach Verwachsung der Nähte und Abkauung der Zähne
auf ein Alter von l 1/2 Jahren schließen läßt, kann man dem Berliner ruhig ein solches von 5—6 Jahren
geben, und nur ganz wenig jünger dürfte der Frankfurter Schädel sein. Ich stehe also nicht an, den
Schädel der hiesigen Sammlung für ein Weibchen von C. variegatus zu halten.
Der Typus von C. variegatus IV. 0. 9b aus Sennar von 1823 befindet sich im Senckenbergischen
Museum. Die Verbreitung scheint sich nur auf das nördliche abessinische Hochland zu erstrecken.
Die Begründung für diese Ansicht gebe ich am Schluß der Besprechung der folgenden Art.
4. Diagnose.
Der Schädel des C. variegatus ist zierlich, sehr gestreckt, lang und schmal. Das Stirnfeld ist
wenig gewölbt. Der Stirnabsatz lang und unbedeuten'd. Die spitze Schnauze hat steile, hohe Seitenwände.
Die Basilarlänge beträgt 132—138 mm. Die größte Gaumenbreite 40—43 mm, und die
Länge des oberen Reißzahnes 17V4 bis 181/ 2 mm, des unteren I6V2 bis I7V2 mm.
Das Fell scheint hauptsächlich durch das Zusammentreten der Grannen zu schwarzen
Büscheln, wenigstens an den Körperseiten, charakterisiert zu sein.
h. C. riparius H. et E.
Mir haben zur Untersuchung Vorgelegen:
1. Balg und Schädel No. 858 ? im Berliner Museum. (Typus v. C. riparius H. et E.).
2. Photographie des Schädels des Typus von G. anthus sudanicus Thos.
3. Balg und Schädel 1093a <3* aus Abessinien im Berner Museum (bez. C. variegatus).
4. Balg und Schädel 1035 o* aus Tigreh, dem Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart gehörig.
5. 1 Schädel No. I. ) Von 1846 ohne Geschlechtsangabe und Fundort, der Zoolog. Samm-
6. 1 Schädel No. II. [ lung zu Straßburg gehörig.
7. 1 Balg IV. 0. 9a ? aus Nubien von 1824, dem Frankfurter Museum gehörig.
1. Beschreibung de r Schädel.
1. Beschreibung des typischen Schädels (T. VII u.VIII, Fig. 15a— f). Der ganze Schädel macht
einen kurzen und gedrungenen Eindruck. Der Hirnschädel erscheint nach vorn nur wenig verschmälert,
sodaß die Schläfenenge wenig eingeschnürt und sehr breit ist. Die Stirnhöhlen sind sehr
kurz. Eine einheitliche Crista findet sich nur auf der Hinterhauptsschuppe; davor beginnt ein nach
vorn offenes lyraförmiges, etwas über das Schädeldach erhobenes Feld, dessen Seiten in der Gegend
der Parieto-Frontal-Naht in die Schläfenbögen übergehen. Uber dieses lyraförmige Feld verlaufen
zwei seichte Furchen, die das vordere Ende der Crista in gerader Linie mit dem Beginn der Schläfenbögen
verbinden. Das Feld selbst ist an seiner breitesten Stelle ungefähr 12 mm breit, S bei dem
Typus ist es am schmälsten, bei allen anderen hierhergehörigen Schädeln breiter S , an seiner
schmälsten Stelle an der Parieto-Frontal-Naht aber immer noch 8 mm breit. Es ist also gänzlich
in der Form verschieden von einem ähnlichen Feld, das wir schon bei algerischen Wildhunden gefunden
haben, wo es bedeutend schmäler und nach vorn fast geschlossen ist. Die Schläfenbögen sind kurz
und stark gebogen, das Stirnfeld erscheint sehr breit, da die Breite über den Postorbitalfortsätzen
sehr groß ist. Diese selbst erscheinen an ihrem Ende merkwürdig plump abgerundet. Eine mediane
Einsenkung ist nicht vorhanden, aber die Postorbitalfortsätze sind stark abwärts gebogen. Eine
Stirnfurche ist vorhanden. Sie ist sehr lang, da der Anfang der Nasalia weit vor dem Hinterrand
der Maxillaria liegt. Das Stirnfeld ist in der Längsrichtung etwas vor den Postorbitalfortsätzen
stark gebogen, sodaß ein auffällig kräftiger, an seinen absteigenden Teilen fast konkaver Stirnabsatz
entsteht. Die quere Naseneinsattelung ist sehr stark. Der Nasenrücken davor erscheint fast horizontal.
Durch diese Form des Gesichtes vor den Processus postorbitales mit der starken Einknickung
der Nasalia ist dieser Schädel außerordentlich gut charakterisiert, besonders auch von C. variegatus
unterschieden. Die feine Schnauze erscheint in der Gegend der F. infr. wenig abgesetzt, aber über
den P2 stark eingeschnürt, davor verbreitert sie sich wieder etwas. Die Nasalia, die zuerst ziemlich
schmal sind, verbreitern sich plötzlich ungefähr in der Mitte der Maxillar-Nasal-Naht in auffälliger