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rein prggSä:
gressiver
Entwicklung.
Hierzu bemerken wir folgendes:
a) Es ist durch direkte, oben angeführte Beobachtungen vollkommen festgestellt,
daß d ie U r s a c h e zu d en v o r l ie g e n d e n K o n v e r g e n z e r s c h e in u n g e n in d e r A n p
a s su n g an g l e i c h a r t ig e G r ä b e r t ä t ig k e i t zu suchen ist. Nur in Bezug auf Mom. i
und vielleicht auch 6 kann dies zweifelhaft erscheinen.
b) K e in e d e r o b en a u f g e z ä h l t e n E ig e n s c h a f t e n S - mit Ausnahme der in
Mom. i und 2 genannten — t r i t t b e i i r g e n d e in em a n d e r e n le b e n d e n S ä u g e t
ie r e a u f , sondern alle sind sie auf die beiden genannten Tiere beschränkt.
c) Bezüglich der hier namhaft gemachten Organisationsverhältnisse ist Chrysochloris
in höherem Grade abgeändert als Notoryctes, während letzterer in anderen (Verwachsung der
Halswirbel, eigenartige Ausbildung der Kreuz- und Schwanzwirbel sowie der hinteren Extremität
etc.) höher und verschiedenartig differenziert worden ist. Da auch die letztgenannten
Differenzierungen nur im Zusammenhänge mit der Tätigkeit als Gräber erworben sein
können, so müssen wir jedenfalls annehmen, daß die Bedingungen, unter denen Chrysochloris
und Notoryctes umgebildet sind, nicht identisch, sondern nur gleichartig gewesen
sind.
d) N ic h t a l le d e r h ie r a u f g e z ä h l t e n Ü b e r e in s t im m u n g e n s in d d u r c h
U m b ild u n g h om o lo g e r O r g a n e e n t s ta n d e n , so n d e rn s in d v ie lm e h r a n a lo g e ,
m it e tw a s v e r s c h i e d e n e n M i t t e ln e r r e i c h t e E f f e k t e . Als besonders überzeugendes
Beispiel hierfür wirkt eine Vergleichung der äußeren Form mit dem inneren Bau
an Hand und Gehirn. Auf den „dritten Unterarmknochen“ kommen wir im folgenden zurück.
J e d e n f a l l s h a b e n w i r e s h ie r m it d e r v o l l e n d e t s t e n K o n v e r g e n z e
r s c h e in u n g zu tu n, d ie b ish e r b e i d en h ö h e r en T i e r e n b e k a n n t g ew o rd e n ist.
Schon früher (95, 02, 03) habe ich nachgewiesen, daß die Entwicklung der Wirbeltiere
nicht nur durch die Verbesserung der Qualität auf Kosten der Quantität möglich ist,
sondern daß es auch — entgegen einer weit verbreiteten Auffassung — eine r e in pro*
g r e s s iv e E n tw i c k lu n g gibt, oder mit anderen Worten, daß im L a u fe d e r h i s t o r ^
s e h en E n tw i c k lu n g n eu e O r g a n e e rw o rb e n w e rd en k ön n en . Einen Beleg hierfür
hat auch die vorliegende Untersuchung geliefert.
C h r y s o c h lo r i s unterscheidet sich von allen anderen Tetrapoden dadurch, daß
durch Anpassung an die Gräbertätigkeit am Unterarm in der Sehne des Musculus flexor
digitorum profundus ein Knochen entstanden ist, welcher, da sich auch andere Muskeln
an ihm befestigen und er mit dem Carpus in Artikulation getreten ist, ganz zu einem wirklichen
Skelettknochen geworden ist (siehe oben pag. 85, Textfig. LXXIX). Bei 'N o t o r
y c t e s und N e c r o le s t e s treffen wir das Ausgangsstadium dieses Skeletteils an, indem
hier nur das distale Ende, welches ontogenetisch auch bei Chrysochloris zuerst entsteht, vorhanden
ist. Es leidet somit keinen Zweifel, daß hier durch eine spezielle Anpassung ein
neues Organ, in diesem Falle ein neuer Skeletteil, entstanden ist, resp. im Entstehen begriffen
ist. W i r h a b e n a l s o h ie r e in e n K o n v e r g e n z f a l l v o r u n s , wo e n t sp
r e c h e n d e p h y s io lo g i s c h e A n fo r d e r u n g e n zw ei o d e r ^ falls Necrolestes keinen
1 Die Beziehungen des N e c r o l e s t e s zu Chrysochloris sind schon oben berücksichtigt worden.
m
genetischen Zusammenhang mit Chrysochloris hat1 — d re i M al h om o lo g e B ild u n g e n
h e rvo .rg e ru f en hat.
Die Auffassung scheint mir gesichert zu sein, daß die beiden heutigen M o n o tr
em a ta Ornithorhynchus und Echidna abgesehen von anderen Umständen vornehmlich
der eigenartigen Spezialisierung und der damit zusammenhängenden spezialisierten Lebensweise
es zu verdanken haben, daß sie trotz ihrer niedrigen inneren Organisation im Daseinskämpfe
bestehen können.
In der vorstehenden Untersuchung sind wir zwei analogen Fällen begegnet. Wie ich
oben (pag. 142).nachgewiesen habe, stellt C h r y s o c h lo r is u n te r a lle n E u th e r ia den
n ie d r ig s te n T yp u s , dar.. In Hinblick hierauf,ist jedenfalls die Annahme wohl begründet,
daß die starke, einseitige Spezialisierung als Gräber diese Tierform nicht nur vom Untergänge
gerettet hat, sondern auch in den Stand gesetzt, sich in eine Mehrzahl von Arten zu
differenzieren.
Auch betreffs des E r ic u lu s machen wir uns sicher keines Fehlgriffes schuldig
mit der Annahme, daß der Schutz, den er durch die Differenzierung des Integuments, der
Hautmuskulatur und durch das hiervon bedingte Zusammenrollen genießt, eine wesentliche
Ursache ist, daß seine innere Organisation so manche ursprüngliche Züge2 hat bewahren
können. Dieselbe Auffassung läßt sich selbstredend auch für Erinaceus geltend machen.
Überhaupt ist es keine, seltene Erscheinung, daß niedere Typen sich durch starke
einseitige Spezialisierung konkurrenzfähig erhalten.
Erhaltung
niederer
Typen durch
S p e z i a l
i s i e r u n g .
Wie wir im vorigen (pag. 131) gesehen, SÜ & tB tÜ m ic cn te te s in sehr -nahen Be-
fj8|ungen zu C e n to te s . Eine vergleichende Untersuchung jig lh t nämlich, -daß Hemi- forIn' welche
centetfiiin wesentlichen Orgahisationsverhältnftfefi auf einem Stadium, welches dem Jugend- * ”
Stadium von CemhiM entspricht]. ItiHeticgeblieben ist. Anderseits hat sich aber der" ersteffc.
durch Umbildung anderer Organteile vor. diesem bankte entfernt und sich dadurch" einer
abweichenden Lebensweise angepaßt. Dieser' Kal! isf jedenfalls aufzufä®^;, daß H. und
St»fOn einer gemeinsamen "Stammform aus'gegangen sind, welche durch die dem jugendlicher.
C. und dem erwachsenen H. gemeinsamen Eigenschaften charakterisiert war.
E i n e T i e r -
ein e r
anderen
entsprich t.
Bei Pd4 von Hemicentetes nigriceps ist die Hauptspitze ganz an den lingualen Rand Ein Fall von
des Zahnes gerückt. Da nun gleichzeitig der Innenhöcker, welcher bei ursprünglicheren Funktions-
Centetiden vorkommt, rückgebildet, die diesen Innenhöcker tragende Wurzel aber als der wechseL
konservativere Zahnteil erhalten ist, so resultiert hieraus, daß bei Pd4 die an den Lingualrand
gerückte Hauptspitze faktisch von der ursprünglichen Wurzel des Innenhöckers getragen
wird (Textfig. XL). Da die vergleichende Untersuchung gelehrt hat, daß wir hier
vor einem historischen Vorgänge mit klaren Zwischenstufen stehen, hat also die fragliche
Wurzel am Pd4 des Hem. nigriceps einem wirklichen Funktionswechsel erlitten.
1 Vergleiche oben pag. 143.
* Vergleiche oben pag. 129.