Ohne mich auf die Erörterung der verschiedenen Möglichkeiten einzulassen, möchte ich doch
der Vermuthung Ausdruck geben, daß es sich bei den kleinen Zellen um inconstante und vergängliche
Bildungen handeln könnte, die in Ein- oder Mehrzahl auftreten — Typus 1 — oder auch ganz fehlen
können — Typus 2. Sie würden alsdann für den Aufbau des Embryo von untergeordneter Bedeutung
sein, der Embryo würde vielmehr im Wesentlichen nur durch die große untere Zelle repräsentirt
werden und nach ihr zu bewerthen sein; woraus denn weiterhin folgen würde, daß wir bei unserer
auf die Gesamtzahl der Zellen gegründeten Rangordnung Ungleichwerthiges neben einander gestellt
hätten, indem eigentlich nur die Zahl der großen Zellen den Maaßstab für die Vergleichung zu bilden
hätte. So wiirclen z. B. Fig. 13 und 14 mit je einer großen und einer und zwei kleinen Zellen als
Variationen des gleichen Stadiums zu gelten haben, und Fig. 16 mit zwei großen und drei kleinen
Zellen würde der Fig. 12 an die Seite zu stellen sein, obwohl da die kleinen Zellen ganz fehlen. Ebenso
würde Fig. 16 nicht mit Fig. 17 zusammengehören, sondern diese letztere würde ein viel weiter
entwickeltes Stadium repräsentiren. Ich würde sie unter dem hier eingenommenen Gesichtspunkt
etwa aus einem Stadium mit einer großen und einer kleinen Zelle herleiten und auf die kleine Zelle
die Kopfzelle 5, auf die große aber die vier unteren Zellen 1— 4 zurückführen. — Beim 30-zelligen
Stadium werde ich diese Dinge nochmals berühren müssen.
6—15 Ze l l en. Aus dem 5-zelligen Stadium, wie es in Fig. 17 vorhegt, lassen sich die
folgenden, die in Fig. 18—23 dargestellt sind, ohne Schwierigkeit ableiten. Es sind lang gestreckte,
wurstförmige Körper, aus d:cht aneinandergefügten, ungefähr gleich großen Zellen bestehend, unter
denen nur die oberste, die Kopfzelle, eine Sonderstellung behauptet, indem sie anscheinend ungetheilt
bleibt und daher die übrigen zuweilen an Größe übertrifft. Der Embryo, dessen Längsrichtung mit
der des Oöciums zusammenfällt, wird unmittelbar vom äußeren Blatte desselben (m1 der Figuren)
umgeben, nur an seiner obersten Kuppe grenzt er an das innere, ectodermale Blatt des Oöciums
(ec1)- Das Mesoderm des Oöciums ist kräftig entwickelt, es besteht aus großen, saftreichen, nicht
selten blasig aufgetriebenen Zellen und vermittelt sicher die Ernährung des Embryo in erster Linie.
Weniger kräftig ist das innere Blatt, seine Zellen sind kleiner und zeigen in der Nähe des Embryo
oft deutliche Spuren des Verfalls. Möglich, daß sie direct resorbirt werden.
In Fig. 18 ist der Embryo vermuthlich 6-zellig. Die Zahl ist leider nicht endgültig festzustellen,
da von den drei Längsschnitten, in die der Embryo zerlegt wurde, der letzte, tangential
verlaufende, in der Serie fehlt. In den beiden vorhandenen Schnitten sind fünf Kerne deutlich zu
sehen, ein sechster (Zelle 6, Kopfzelle) ist mit Sicherheit in dem fehlenden Schnitt zu vermuthen.
In dem Combinationsbilde Fig. 19 ist der Embryo 8-zellig *). Die Zellen sind nahezu gleich
groß, ausgenommen die oberste, welche größer ist als die übrigen. Diese Zelle ist auch die- einzige,
die den ganzen Querschnitt erfüllt, während die anderen zu zweien neben einander liegen. Letzteres
ist aus dem Querschnitt Fig. 20, welcher ein gleiches Stadium betrifft, ebenfalls zu ersehen.
In Fig. 21, die wiederum nach zwei Längsschnitten zusammengestellt ist, finden wir 9 Zellen
vor. Die Kopf zelle 8 ist wenig markirt, nicht mehr als die Zelle 1, welche das untere Ende bezeichnet.
Die mittleren Zellen 3/4, 2/9 und 6/7 liegen paarweise in drei Etagen über einander, und zwar so,
daß jedes höhere Zellenpaar um 90 ° gegen das tiefere gedreht d. h. kreuzweise zu ihm gestellt ist
(die Zellen 2/9 decken einander in der Zeichnung). In Zelle 3 ist eine Theilungsspindel gebildet, die in
*) Die Figur is t nach zwei Längsschnitten entworfen. Die Trennungsebene liegt so, daß ich bei den Zellen 3— 5 nicht absolut
sicher entscheiden konnte, ob es sich um halbirte Kerne, eventuell solche mit doppelten Nucleolen (wie bei Zelle 2), oder um
verschiedene Kerne handelt. Ich habe das Erste angenommen. Die Zahl 8 giébt also das Minimum der vorhandenen Zellen an.
der Querrichtung des Embryo liegt: Wenn also die Theilung vollzogen ist, so werden im Querschnitt
des 10-zelligen Embryo an dieser Stelle drei Zellen vorhanden sein.
Fig. 22 |1| Combination aus drei Längsschnitten 6 - hat 11 Zellen. Die Kopf zelle liegt noch
als einzige im Querschnitt, während in der unteren Hälfte des Embryo 3— 4 Zellen auf den Querschnitt
kommen. Hier zeigt der Embryo eine bauchige Auftreibung, und diese Stelle stimmt sehr gut mit
jener der vorigen Figur zusammen, wo wir durch die Theilung der einen Zelle den Querschnitt zum
ersten Mal mehrzellig werden sahen. Die Zellen des unteren Endes entsenden nach hinten einen
plasmatischen Zipfel, wie wir ihn ähnlich schon bei Fig. 17 beobachtet haben.
Der Fig. 23 — 15-ze lligS liegen vier Längsschnitte zu Grunde, da der Embryo ziemlich stark
gegen die Papierfläche gekrümmt ist. 14 annähernd gleichartige, wohl entwickelte Zellen werden
von einer großen, kugelförmigen Kopfzelle (Je) gekrönt, die sich unzweifelhaft im Verfall befindet.
Im Gegensatz zu den übrigen Zellen erscheint ihr Plasma ganz hell, in Wölkchen aufgelöst, der Kern
klein und dunkel, vom Nucleolus abgesehen fast homogen. Sie-füllt noch immer den ganzen Querschnitt,
hat sich also nicht mehr getheilt. Ober ihr liegen zwei andere Zellen in noch weiter vorgerückter
Entartung; ob sie dem Embryo angehören, etwa als Mikromeren, oder dem Ectoderm des Oöciums,
wage ich nicht zu entscheiden, plausibler jedoch erscheint mir das Erste. Die 14 gesunden Zellen
füllen den Querschnitt zu 2—3, ohne daß ein Maximum der Häufung in Form einer äußeren Anschwellung
sichtbar wäre.
Da die Figuren von jetzt ab eine schwächere Vergrößerung haben -^dieselbe beträgt nicht
ganz die Hälfte der bisherigen —, so ist der leichteren Vergleichung wegen das eben besprochene
Stadium in Fig. 23 a auch in diesem neuen Maaßstab entworfen worden.
30—40 Zellen. In Fig. 24 ist ein Spandauer Embryo im größten Längsschnitt wiedergegeben.
Trotz des Sprunges von 15 auf etwa 35 Zellen schließt er sich ziemlich gut an das vorige Stadium
an, nur zeigt er statt einer oder eventuell dreier Kopfzellen eine größere Zahl solcher -|||ch zähle 11,
gegenüber 23 normalen Zellen im unteren Abschnitt. Die letzteren, von denen sich eine in Theilung befindet,
haben noch ganz dieselbe Anordnung wie in Fig. 23. Die Kopfzellen sind größer und viel blasser
als die unteren Zellen, auch die Kerne sind größer als bei jenen; im Plasma treten Anhäufungen von
stark färbbaren Körnern deutlich hervor. Ohne Zweifel fallen auch diese Zellen der Auflösung anheim,
wofür auf späteren Stadien mehrfach Belege zu finden sind. In solcher Menge wie hier habe ic 1)
aber die Zellen weder früher noch später beobachtet, und ich glaube auch nicht, daß es sich um ein
constantes Vorkommnis handelt, sondern um eine Bildung, die vielfachem Wechsel unterworfen ist,
ja vielleicht ganz ausbleiben kann. Immerhin wäre die Frage zu stellen, wie in unserem Falle diese
Zellen entstanden sind, ob durch Theilung einer oder weniger ursprünglicher Kopfzellen, oder durch
Hinzutritt und Angleichung der darunter gelegenen normalen Embryonalzellen. Mit Rücksicht
darauf, daß überall, wo ein. histologischer Gegensatz zwischen den beiden Zellsorten vorliegt, die
Grenze sehr deutlich markirt ist, und daß z. B. bei dem stark ausgesprochenen Verfall der Kopf-
zellen in Fig. 23 doch die darunter befindlichen Zellen noch vollkommen frisch geblieben sind, glaube
ich die zweite Annahme ausschließen zu müssen, sehe also in der großen Zahl der oberen Zellen nur
eine ungewöhnlich starke Vermehrung bestimmter, von vorn herein dazu ausgesonderter Elemente.
Leider habe ich für diese Entwickelungsstufe kein weiteres Material beibringen können, aber
die früheren Befunde helfen uns einigermaßen über den Mangel hinweg. Wir sahen, daß die kleinen
Zellen der ersten Furchungsstadien sich dem Embryo als Kopfzellen einfügten. In ihrem Auftreten
war eine auffällige Inconstanz zu bemerken, die Zellen erschienen in wechselnder Zahl und zuweilen