der Kurve angreifen soll, das Horn nicht umgibt, sondern mit seiner ganzen Masse in der
innern Krümmung der Kurve liegt, und nur durch Bindegewebe mit dem Horn in Zusammenhang
bleibt. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß der Muskel’ hier beträchtlich
stärker ist, als an den dem; Schädel anliegenden Teilen der Hörner, was ganz besonders die
Ursache ist, daß-die Kurve sich eher abflacht, als die Hörner um den Schädel herumgleiten.
Die Funktion des müsc. genio-hyoideus unterstützend greift beim Ausstrecken der
Zunge der m u s c . m y l o : h y o id e u s p o s t e r i o r ein, welcher durch Kontraktion seines
hinteren Teils', der wie eine häutige Hülle den vordem Schenkel der Halsschlirige umgibt,
der Verkürzung derselben iiachhilft, ihre Biegung regelt und damit für ein sicheres Eingleiten
der Hörner in den Zungenschlauch sorgt.
Der schlaffe musc. t r a c h e o -h y o id e u s , welcher, wie wir wissen, am Vorderende
des Zungenbeinkörpers inseriert und durch Bindegewebe an der Innenfläche des Zungen-
schlauchs befestigt ist, wird beim Vorstrecken der Zunge mitgenommen und so passiv verlängert,
wobei er naturgemäß seinen Durchmesser verringert. Die Anordnung seiner Spiralwindungen
um die Trachea erleidet dabei keine Änderung, abgesehen davon, daß auch dort
die Muskelbänder dünner werden. Während nun der Zungenschlauch so ausgestreckt wird,
treten die vier musc. c e r a to - g lo s s i in Tätigkeit, und zwar in ihrer.ganzen Ausdehnung,
vor allem aber mit ihrem fiedrigen Teil. Es wurde früher schon ausgeführt, worauf der
Mechanismus dieser Muskeln beruht, wir wissen, daß durch sie die Zunge zu ihren mannigfachen
wurmartigen Bewegungen befähigt wird.
Daß vor dem Ausstrecken der Zunge und während desselben die m u s c . m y lo -
h y o id e i a n t e r io r e s und die den Schleimdrüsen angehöfigen Teile der m y lo -h y o id e i
p o s te r io r e s in Tätigkeit treten, um die Zunge mit dem klebrigen Sekret dieser Drüsen
zu versorgen, und daß während des ganzen Aktes der zwischen den Unterkieferästen ausgespannte
Teil des musc. m y lo -h y o id e u s p o s te r io r auf die Lage der Larynx einwirkt,
ist wohl überflüssig zu bemerken. Kurz sei außerdem noch an die beiden Hauptnerven-
paare erinnert, deren mäandrische Windungen nach und nach gestreckt werden, und zwar
wird der nerv, hypoglossus, dessen Windungen in der Ruhelage hauptsächlich in der Kehl-
gegend liegen, von den Hörnern in den Zungenschlauch hineingezogen, während der nerv,
glossopharyngeüs außerhalb desselben seine Lage im wesentlichen beibehält, seine im
Zungenschlauch liegenden vielfachen Biegungen und Windungen dagegen mit diesem in die
Länge gezogen werden (Tab. II, Fig. 12 und 14).
Das Zurückziehen der Zunge wird dadurch eingeleitet, daß der musc. g e n io -h y o i-
d eü s erschlafft; es erfolgt zum Teil automatisch, indem die gestreckten elastischen Zungenbeinhörner
die.Tendenz haben, ihre ursprüngliche Krümmung wieder anzunehmen; auch
wird der Zungenschlauch bei starker Spannung sich auf ein gewisses Maß selbständig verkürzen.
Daß die Zunge tatsächlich automatisch ein Stück weit zurückgleiten kann, davon
kann man sich an einem frisch getöteten Specht überzeugen. Die herausgezogene Zunge
gleitet, namentlich wenn man die freie Beweglichkeit ihrer innern Teile durch Hin- und
Herbewegen des Kopfes unterstützt, ein Stück weit in den Schnabel zurück. Diese Bewegung
geschieht aber sehr langsam und wird durch das geringste Hindernis unterbrochen.
Wir, dürfen mit Bestimmtheit annehmen, daß das automatische Zurückgleiten auch beim
lebenden . Tier nicht energischer erfolgen kann, da es wesefitlich auf der Elastizität des
Skeletts beruht, deren Kraft nur gering ist. Die früher häufig vertretene Vorstellung, als
würden durch das Äusstrecken der Zunge die Halsschlingen wie starke Federn gespannt,
die beim Nachlassen des genio-hyoideus die Zunge in den Schnabel zurückschnellen, können
wir auf keinen Fall annehmen. Wir müssen im Gegenteil die Tendenz der Hörner, die
Krümmung der Ruhelage anzunehmen, als gänz unwesentlich für das Zurückziehen der
Zunge beträchten, ihre große Bedeutung aber darin finden, daß durch sie der Apparat, sich
wieder in seine ursprüngliche Lage zurechtlegt.
Das gerade für die Fangtätigkeit der Spechte notwendige Zurückschnellen der Zunge
besorgt der musc. t r a c h e o -h y o id e u s , der deshalb seinem Antagonisten genio-hyoideus
an Stärke kaum nachsteht. Dieser Muskel vermag sich — wie -auch der genio-hyoideus —$
sehr energisch zu - kontrahieren. Seine Länge entspricht der des genio-hyoideus, so daß der
tracheo-hyoideus befähigt ist, die Tätigkeit des Herausziehens vollständig wieder aufzuheben.
Da sein Ursprung hinter der Larynx durch die musc. genio-thyreoidei und cleido-thyreoidei
fixiert ist, so zieht er bei der Kontraktion durch seine Insertion vorn am Zungenbeinkörper
diesen zurück, der Zungenschlauch wird dadurch zusammengeschoben, wobei durch die Verbindung
der dorsalen Kante des darin verlaufenden Teils- des tracheo-hyoideus mit seiner
Innenfläche bewirkt wird, daß er sich in die zahlreichen kleinen .Querfalten legt, ähnlich
wie sich ein an ein ausgespanntes Gummiband angenähtes Tuch in- kleine Fältchen legt,
wenn-jenes sich zusammenzieht. Zugleich hilft das durch das Ausstrecken der Zunge gedehnte
c a p u t V en tra le des mus>c. t r a c h e a l i s durch seine Kontraktion der Einstülpung
der Scheide des Zungenschlauchs nach.
Durch den muscl tracheo-hyoideus wird also das Zungenbein von seiner Spitze her
wieder rückwärts geschoben. Dabei werden die langen Hörner in Halsraum und Schädelgegend
fast rein automatisch wieder richtig untergebracht. Sowie nämlich der Zug des
musc. genio-hyoideus nachläßt, und dadurch die Spannung der Hörner aufgehoben wird,
suchen sie infolge ihrer Elastizität ihre frühere Krümmung wieder anzunehmen. Auch das
elastische Band am Ende der Hörner wirkt hierbei vielleicht mit; es ist also so wenig wie die
Elastizität des Skeletts für das Zurückziehen der freien Zunge von irgend einer Bedeutung,
kommt vielleicht aber bei der Verpackung des Apparats in die Ruhelage in Betracht. Sind
die Enden der Hörner wieder bis vorn in die Spitze des Oberschnabels gelangt, so beginnt
beim weiteren Zurückziehen die Halsschlinge sich wieder mehr und mehr hinabzusenken,
bis^ schließlich die ursprüngliche Lage wieder nahezu erreicht ist. Dabei regelt wohl der
die Hörner umgebende Teil des musc,. m y lo -h y o id e u s p o s te r io r wieder den Vorgang.
Ist nun der musc. tracheo-hyoideus vollständig kontrahiert, so ist auch der Zungen-
schlauch wieder aufs äußerste verkürzt. Die nerv, glossopharyngei haben sich im Zungenschlauch,
die nerv, hypoglossi dahinter zwischen Schildknorpel und Zungenbeinhörnern
wieder genau in die ursprünglichen Mäanderschlingen gelegt — die Sicherheit, mit der das
geschieht, hat beim Versuch an einem frisch geschossenen Exemplar etwas überraschendes
— und der gesamte Zungenapparat ist zur Larynx wieder in sein ursprüngliches Verhältnis
getreten. Die Zurige,!’ist aber noch nicht Vollständig zurückgezogen, denn die Larynx be-;
findet sich noch in ihrer vorgeschobenen Lage, Die musc. g e n io - th y r e o id e i haben also
noch nachzulassen und den Kehlkopf dadurch den c le id o - th y r e o id e i zum Zurückziehen
freizugeben, üm den Zungenapparat wieder vollständig in die .Ruhelage bringen zu lassen.
Zoologica. Heft 61. g