C u v i e r’s kein C. anthus ist; aber S m i t h’s Beschreibung und Abbildung des C. senegalensis stimmt
weder mit dem vorliegenden Schakal noch mit C u v i e r’s Abbildung überein. Ferner scheint es
mir auch aus geographischen Gründen unwahrscheinlich, daß unser Wildhund, der aus Tunis stammt,
mit jenem C u v i e r ’s, der vom oberen Senegal kommt, spezifisch identisch ist. Es machen sich
auch in der Färbung des Schwanzes, der Verteilung des Schwarz einige Unterschiede bemerkbar.
Ich habe daher geglaubt, diesem tunesischen Schakal einen neuen Namen geben zu sollen und habe
ihn deshalb dem um die Erforschung der Hunde so hochverdienten Leiter des Berner Museums zu
Ehren C. studeri genannt. Hierzu scheint der von G r a y und M i v a r t abgebildete Schädel
No. 816 b des britischen Museums zu gehören. Der Typus von C. studeri, ein cf* ad, Balg und
Schädel, befindet sich im Berner Museum, ist bezeichnet mit ,,I. R. de Bocard, gekauft.“
Typische Lokalität: Tunis.
Verbreitungsgebiet: Tunis, Algier.
3. Diagnose.
Wenn wir aus den vorhergehenden Beschreibungen das Charakteristischste des Schädelbaues
von C. studeri zusammenfassen wollen, kennzeichnen wir den Schädel am besten als einen gedrungenen,
hohen Schädel mit bedeutenden Breitenmaßen. Der Hirnschädel ist kräftig, in der Gegend des
Squamosum sehr breit mit sehr steilen Wänden. Das Stirnfeld ist in der Längsrichtung gewölbt,
der Stirnabsatz ist sehr stark, der absteigende Teil sogar etwas konkav. Der Gesichtsschädel ist
kurz, niedrig und breit. Der Rücken des Gesichtes von den Seitenwänden nicht abgesetzt. Der m2
ist auffallend groß. Die Basilarlänge kann ich leider nicht angeben. Die größte Gaumenbreite beträgt
48—49 mm, der obere Reißzahn ist 177z— 18Va mm, der untere 1972—2072 mm lang. Der m2 hat
4 Spitzen.
Am Fell, worüber ich nach dem einen Balg nicht viel sagen kann, ist der lange, stark buschige
und sehr dunkle Schwanz auffallend. Für sehr charakteristisch halte ich auch die Farbe von Stirn,
Nasenrücken, Ohraußenseite und Beine. Es ist aber trotzdem schwer, etwas darüber zu sagen. Die
Farben der verschiedenen Wildhunde sind an diesen Stellen so ähnlich, die Unterschiede so gering,
daß sie mit Worten kaum auszudrücken sind. Trotzdem und trotz individueller Verschiedenheiten
kann aber das Auge die verschiedenen Nüancen wohl wahrnehmen. Diese beiden letzten Sätze haben
ihre Bedeutung für alle hier behandelten Schakale. In ihnen liegt der Grund, weshalb ich in der
Diagnose nicht weiter auf die Farben dieser Körperteile eingehe.
c. C. lupaste r g ra y i Hilzh.
Zur Untersuchung lagen mir vor:
1. 2 Schädel aus Marokko q* und ? ad \
(bez. als C. lupaster). ßem Museum Bem , g .
2. 1 Schädel und Balg aus Tunis $ ad I.
(bez. als C. anthus) (Typus) >
3. 1 Schädel Nö. 4645 aus Gabes (bez. als C. aureus Algier) der Kgl Ldw. Hochschule
zu Berlin gehörig.
4. Balg und Schädelteile, im Privatbesitz des Herrn Leutnant S c h a l l e r.
1. Beschreibung der Schädel.
Die Betrachtung der Schädel dieser Wildhunde beginnen wir am besten mit den beiden Schädeln
aus Marokko; denn diese gehörten, wie mir Herr Prof. Studer mitteilte, zu einer Familie, von deren
Jungen das Berner Museum ebenfalls 4 Schädel mit Milchgebiß besitzt. Es gehören also diese Schädel
sicher zu derselben Spezies und werden sich so etwaige Unterschiede als Geschlechtsunterschiede zu
erkennen geben. Die Tiere sind vollständig ausgewachsen, gleichaltrig, ungefähr 3 bis 4 Jahre alt.
1. Beschreibung des Schädels des o* aus Marokko: (Ich beginne die Beschreibung nicht mit
dem typischen Schädel, weil dieser, obgleich erwachsen, dennoch seine volle Entwicklung noch nicht
erreicht hat). Es ist ein langgestreckter Schädel mit deutlich markiertem, sehr langem Stirnabsatz.
Der Hirnschädel (T. III, Fig. 10a) *) ist groß, nach vorn nur sehr wenig verschmälert. Die Seiten steigen
in der Gegend des Squamosum steil an, bis ziemlich hoch hinauf und wölben sich erst sehr hoch oben
zur Decke, so daß der Hirnschädel sehr breit und mächtig erscheint. Die Stirnhöhlen sind kurz, ihre
seitlichen Begrenzungslinien gehen nach vorn etwas auseinander. Die Crista zeigt die schon von
C. algirensis her bekannte Ausbildung. Die Schläfenbögen, welche kurz und gebogen sind,
gehen vor der Parieto-Frontal-Naht auseinander zu den Postorbitalfortsätzen. Dahinter bis zur
Hinterhauptsschuppe bildet die Crista eine an ihrer breitesten Stelle 10 mm breite lyraförmige Erhöhung
über der Schädeldecke, worauf sich in der Mitte wieder eine etwa 21/2 mm breite Leiste noch wieder
ein wenig erhebt. Das Stirnfeld ist sehr breit, median unbedeutend eingesenkt, die Postorbitalfortsätze
sind abwärts gebogen, so daß die Partie dazwischen schwach gewölbt erscheint. Etwas vor den
Postorbitalfortsätzen, wo das Stirnfeld sich nach unten zum Stirnabsatz zu senken anfängt, beginnt
die Stirnfurche. Die Nasalia reichen nicht ganz so weit nach rückwärts als die Maxillaria. Ihre Mittellinie
ist etwas vertieft. Der Gesichtsteil hat sehr hohe, steile Seiten wände (T. III, Fig. 10c), seine Decke ist
scharfkantig davon abgesetzt und erscheint sehr schmal. Die quere Naseneinsattelung ist schwach,
und der Nasenrücken davor senkt sich ziemlich stark nach vorn. Die Schnauze ist vor den Foramina
infraorbitalia stark abgesetzt, nach vorn etwas verjüngt; sie ist gleichfalls sehr hoch und hat steile
Seitenwände und sehr schmale, scharf abgesetzte Decke. Die Jochbogen sind gleichmäßig gerundet
und nicht übermäßig stark ausgebogen. Das Hinterhauptsdreieck (T. III, Fig. lOe) erscheint breit
und ist nach oben zugespitzt. Die Bullae sind hoch. Ihre Hinterwand und ihre gewölbte Decke gehen
in schöner Rundung ineinander über. Mit der kurzen, fast senkrechten vorderen dagegen bildet
die Decke eine Kante, so daß hier eine Art Kiel entsteht. Dieser Kiel bildet hinten eine scharfe Ecke.
Es erscheinen die Bullae (T. IV, Fig. 10b), von unten betrachtet, fast parallelogrammisch, da Kiel
und Hinterwand, Innen- und Außenwand annähernd parallel verlaufen, wenn auch die Innenwand
breiter ist als die Außenwand. Eine Unterscheidung zwischen Hinterwand und Innenwand ist dadurch
möglich, daß der Teil der Bullae über dem F. lacerum mit dem über der Fissura petroso-occipitalis
eine scharfe Ecke bildet. Hinterwand und Außenwand bilden genau einen rechten Winkel. Die
Außenwand bildet mit der Längsachse des Schädels einen solchen von 45°.
Die Choanenränder nähern sich nach hinten einander. Der hat einen kleinen inneren Teil
dessen Krone gegen die des äußeren niedrig erscheint. Der ^ ist lang und schmal.
Der Hinterrand des aufsteigenden Astes des Unterkiefers ist gerade. Der Ast ist oben abgerundet.
Der Angularfortsatz ist sehr kräftig, T. III, Fig. c. u. d., spitz und an seinem Ende einwärts gebogen. Er
*) Anm. Die Fig. stellen den Typus, also das ¥ , dar.
Zoologien H e f t 53.