an der Befestigungsstelle gesehen haben (p. 342). Von diesem'Kern kann ich ganz bestimmt
behaupten, daß er nicht existiert.
Ich möchte noch mit einigen Worten auf die Endschläuche der hinteren Beinseite
zurückkommen. Die Verkürzung, die sie fortschreitend von oben nach unten erleiden, erfolgt
erklärlicherweise hauptsächlich auf Kosten der Kappenzelle. Aber auch die anderen
Zellgebilde zeigen infolge ihrer unregelmäßigen und gedrängten Lagerung nicht allein ge-
staltliche Veränderungen, sondern auch eine Größenabnahme. Insbesondere fiel mir dieses
an den Stiften auf, die hier eine äußerst zierliche und schlanke Gestalt besitzen. Geradezu
winzig sehen sie in dem vom Subgenualorgan getrennten Abschnitt (Taf. IV, Fig. 21
NOrg) aus, welcher sich mit seiner bimförmigen, geschlossenen Form wie eine Miniaturausgabe
des Acridierorganes ausnimmt. Die Endschläuche dieses s u b g e n u a le n N e b e n o
r g a n e s , wie wir es bezeichnen wollen, scheiden sich zwar nicht äußerlich, denn sie sind
alle miteinander verflochten, aber wohl funktionell in zwei Gruppen: die einen heften sich
in der bekannten Weise an die Hypodermis und sind scolopofer, die anderen bilden den
Sinnesapparat einer kräftigen Borste, die konstant an dieser Stelle zu finden ist. Ich habe
hier, was ich besonders betonen möchte, einen überraschend schönen B ew e is fü r m eine
in e in em f r ü h e r e n K a p i t e l a u f g e s t e l l t e H y p o t h e s e v o n d e r g e n e t i s c h e n
G le i c h w e r t ig k e i t d e r s c o lo p o fe r e n su b in t e g um e n ta le n und d e r in te g um en -
ta len S in n e s o r g a n e erhalten. Auf Grund bestimmter gemeinsamer Eigenschaften glaubte
ich besonders die Homologie des Stiftes mit der Schlauchwand einzelliger integumentaler
Sinnesorgane behaupten zu dürfen; hier treten mir nun integumentale Sinnesschläuche entgegen,
um d e r en n e r v ö s e n A c h s e n fa d e n e r s t in d e r s e lb e n E n t f e r n u n g vom
Z e llk e rn w ie b e i den b e n a c h b a r t e n s c o lo p o fe r e n S c h lä u c h e n e in e g e r ie f t e
c y l in d r is c h e H ü lle a u f t r i t t , d ie b is zum S in n e s h a a r v e r lä u f t , und d ie ich fü r
n ic h t s a n d e r e s a ls e in en la n g a u s g e z o g e n e n S t i f t a n s e h e n kann. Diese Gebilde
konnte ich, da sie eine tiefschwarze Färbung annehmen, auf Schnitten leicht verfolgen.
Leider gelang es mir nicht, das Verhalten der Hüllzellen genau zu eruieren, doch
habe ich bei einigen Schläuchen die Umhüllungs- und Kappenzelle (Fig. 21 UZi und KZ^
deutlich unterscheiden können.
Die Schilderung der Elemente, aus denen das Subgenualorgan besteht, ist mit den
Endschläuchen und ihrem Hüllapparat nicht erschöpft. Es bleibt vor allem noch eine Zellschicht
zu erwähnen, welche von A d e lu n g zuerst beobachtet ist und von ihm folgender1
maßen beschrieben wird (p. 344) : „Die verhältnismäßig großen Zellen sind stets proximal
von den Endschläuchen gelegen und nehmen die ganze Fläche ein. Auf sagittalen Längsschnitten
erscheinen sie langgestreckt. Ihr plasmatischer Inhalt zeigt retikulären Bau. Die
Zellen enthalten einen großen, meist ovalen Kern. Die einzelnen Zellen sind ineinander verflochten.“
A d e lu n g bezeichnet sie als Begleitzellen oder a c c e s s o r i s c h e Z e l le n . Das
Resultat meiner Untersuchungen ist kaum befriedigender als das A d e lu n g s . Der ganze
Komplex der engverbundenen Zellen (Taf, IV, Fig. 21 und 22 accZ) bietet das Bild eines
hohen (50 |x) Polsters, welches auf der Kappenzellzone, nicht auf der Gesamtoberfläche des
Organes liegt. Am höchsten ist es über dem proximalen Ende der Kappenzellen und fällt
nach deren Anheftungsstelle zu allmählich und gleichmäßig ab. Proximal schneidet es
ziemlich genau oberhalb der Stiftköpfe ab, so daß hier eine obere freie Kante entsteht, die
sich noch ein wenig in proximaler Richtung vorschiebt und so die Stiftzone überdacht.
Was nun die einzelnen Zellen betrifft, sö sind dies außerordentlich umfangreiche Gebilde
mit ganz hellem Protoplasmaleib und großem kugligen, scheibenförmigen oder wurstförmigen
Kern. Sie liegen in der Weise dachziegelförmig übereinander, daß immer die proximale
Zelle von der distalen gedeckt wird. Ihre Länge ist verschieden, sie übertrifft aber die
Breite und Höhe (ca. 40 jx) meistens um das doppelte und dreifache. Die längsten acces-
sorischen Zellen besitzt, wie auch A d e lu n g bemerkt hat, Locusta viridissima, wo sie fast
ebenso lang wie die ganzen Kappenzellen sind (die distalen sind hier 250— 300 |x lang), und
da sie vielfach höher und breiter sind als diese, so stellen sie recht respektable Zellen vor,
wie sie wohl nicht oft beobachtet werden. Die Zellen stehen untereinander in sehr inniger
Verbindung, zwischen ihren unebenen welligen Berührungsflächen wird man nie eine Lücke
antreffen. Eine Verflechtung der einzelnen Zellen, wie sie A d e lu n g angibt, habe ich aber
nicht beobachten können.
Der Zweck, den das Zellpolster zu erfüllen hat, ist schwer zu erkennen. A d e lu n g
meint, daß es „gewissermaßen ein Gerüst bildet, welches vielleicht dem System der End-
schläuche zur Stütze dient“, und fügt dann hinzu, „daß dieses aber den saitenartigen Cha-
räkter der Endschläuche sehr ungünstig beeinflussen würde“ . Zweifellos würde es ein
mächtiger Dämpfer sein, aber mir will es überhaupt scheinen, als stände die G rab ersehe
Hypothese von der klaviersaitenartigen Spannung der integumentalen Endfasern auf recht
schwachen Füßen, und ich halte es für garnicht unwahrscheinlich, daß es sich bei dieser
Endstrangbildung um eine einfache Anpassung an die Röhrenform des Beines handelt,
haben wir doch die gleiche Bildung im Stilabschnitt und im spindelförmigen Fortsatz des
Acridierorganes gefunden, wo von einer derartigen Funktion gewiß nicht gesprochen werden
kann. Außerdem müßten meiner Ansicht nach die Fasern viel straffer gespannt sein, wenn
sie durch einen Ton in Schwingung geraten sollen.
In einem meiner Präparate, welches von einer Platyeleis stammt, die ich leider nicht
genauer bestimmt habe, fand ich zu meiner Überraschung an Stelle der aceessörischen
Zellen auf der Endfaserzone einen festen Körper, der aus konzentrisch geschichteten, harten
Chitinlamellen besteht. Er bedeckt nur die zentrale Partie der Zone, liegt aber unmittelbar
auf den Endfasern und ist teilweise, besonders vorne, von einer dünnen Schicht äccessori-
scher Zellen eingehüllt, die im übrigen entweder fast garnicht zur Entwicklung gekommen
oder wieder soweit zurückgebildet sind. Der Körper hat eine unregelmäßige, nicht genauer
zu bestimmende Form und ist 100 (x breit, 90 |x lang und 70 |x hoch. Obwohl ich seine Entwicklung
nicht kenne, darf ich es als fraglos hinstellen, daß er von den aceessörischen
Zellen augeschieden ist, die hierdurch ihren ektodermalen Ursprung zu erkennen geben. Die
konzentrischen Lamellen sind jedenfalls während der Häutungsperioden entstanden.
Die U m h ü llu n g sm em b r a n (Fig. 21 und 22 HMbr) des Subgenualorgans ist nach
G r ä b e r (p. 58) eine direkte Fortsetzung der hypodermalen Basilarmembran. Sie bildet um
das Organ eine feste, eng anliegende Scheide und ist besonders innig mit den aceessörischen
Zellen verbunden. Eigene Zellen besitzt die Membran nicht. An der distalen Örganfläche
hebt sich die Hülle bei manchen Locustiden (Locusta virid., aber nicht bei Dect. verr.)
als eine querverlaufende Duplikatur ab, welche bandartig nach der äußeren Beinseite überspringt
und hier in die Basilarmembran übergeht. Das Band ist besonders gut auf trans-
Zoologica. Heft 60. 13