
Die nachstehende Beschreibung bezieht sich wieder auf Mec. gr., ich betone jedoch,
daß ich bezüglich dieser Verhältnisse bei den übrigen Acridiodeen überhaupt keine nennenswerten
Unterschiede gefunden habe.
Das dritte Thorakalganglion (Fig. 7 GUI. Taf. II) liegt unmittelbar vor und neben
der Apophyse der Hinterbrust (B). Aus ihm geht seitlich an seinem hinteren Ende der gemeinschaftliche,
35 y dicke Stamm der sämtlichen in Frage kommenden Nerven der Tym-
panälgegend hervor. Dieser N e rv e n s tam m (N) nimmt seine Richtung schräg nach hinten
und oben und legt sich anfänglich an die Coxalmuskeln des Sprungbeines. Aber schon in
der Höhe des Beinlumens macht er sich von ihnen frei und kommt in seinem fernem Verlaufe
zwischen Tracheen zu liegen. Er tritt dann regelmäßig durch die knieförmige Krümmung,
welche die Stammtrachee des zweiten Abdominalstigmas hinter der Metapophyse nach
dem Beinlumen zu macht und wendet sich darauf direkt nach oben, um weiterhin die Ver-
bindungstrachee tr4, welche das Tympanalstigma nach dem unteren Längsgefäß schickt, zu
begleiten. Erst eine ganze Strecke oberhalb der Beinöffnung, ungefähr ein Drittel der Entfernung
ihres oberen Randes vom Stigma, teilt er sich in zwei ziemlich gleich starke, 24 y
dicke Äste, welche an ihrem Ursprünge die Verbindungstrachee . gabelförmig umgreifen —
in den Tympanalnerven (TN) und in einen zweiten vorderen Ast (HN), welchen Gräber für
den Stigmenverschlußnerven hielt. Diese Annahme hat sich aber als ein Irrtum herausgestellt,
denn der wahre Stigmennerv ist ein sehr dünner Nerv, welcher ca. 70— 90 y vor
der Teilung des Stammes aus diesem entspringt (StN). Die drei Nerven verlaufen dann in
geringem Abstande voneinander nach oben.
Der G r a b ersehe Nerv des Stigmenverschlusses, den ich kurz als H e r z n e r v bezeichnen
will, läuft immer in nächster Nähe der Verbindungstrachee tr4 und ungefähr
parallel mit dem Stigmenmuskel fast senkrecht nach oben und kommt so zwischen die
vordere Wand der äußeren Tympanalblase und den Tracheensack des Tympanalstigmas zu
liegen (Taf. I, Fig. 3 HN). Oberhalb des Stigmas neigt er sich dann, ohne an die Muskeln
Äste abgegeben zu haben, allmählich dem Integument zu. Wir sehen ihn jetzt dicht an der
vorderen oberen Einfassung des Tympanums nach hinten und oben verlaufen und verlieren
ihn dann aus den Augen. Auf Querschnitten ist nun zu konstatieren, daß er sich schon
bald oberhalb dès Stigmas in mehrere Äste teilt, die zuerst ¿ine längere Strecke nebeneinander
verlaufen, weiterhin aber sich pinselförmig auflösen, teils die Matrix versorgen,
größtenteils aber an das Rückengefäß treten.
S t igm e n n e r v (Fig. 7 StN) und Tympanalnerv liegen anfänglich oberhalb der Teilungsstelle
dicht nebeneinander an der Außenseite der Vèrbindungstrachee tr4 und streben
dann gemeinsam, indem sie sich nach oben und hinten wenden, dem vereinigten Tympanalund
Stigmenmuskel zu. Ehe sie diese erreichen, erhält der Stigmennerv eine feine Anastomose
vom Herznerven. An den Muskeln trennen sich ihre Wege.
Der Stigmennerv tritt jetzt in innige Verbindung mit dem Abduktor des Stigmas. Er
läuft an dessen innerem vorderen Rande nach oben und gibt auf diesem Wege verschiedentlich
Fasern an ihn ab. Erst ca. 100 y. vor der Insertion des Muskels trennt er sich von ihm
und läuft dann über den Ansatzhebel der Unterlipppe nach oben, um sich im Adduktor des
Stigmas aufzulösen. Der Stigmennerv ist nur 10 y dick; es war daher nicht möglich, ihn
unter der Lupe zu präparieren, und all die Details, welche ich von ihm gegeben habe, habe
ich mir aus Querschnitten kombinieren müssen. In Fig. 7 ist der Nerv deshalb auch im
Verhältnis viel zu dick gezeichnet.
D en T ym p a n a ln e r v haben wir bis zum Stigmenmuskel verfolgt. Wir können
dann beobachten, daß er sich von außen nach innen zwischen Stigmen- und vorderen
Tympanalmuskel durchzwängt (Fig. 7 TN), um auf die hintere innere Seite des Tympanal-
muskels zu gelangen. Hierauf steigt er fast senkrecht nach oben und geht in das untere
Ende des nervösen Endorgans über. Auf diesem Wege überquert er zunächst den Muskel,
indem er ihm dicht anliegt. Ungefähr an der Ansatzgrenze des Muskels am Stigmenfeldzapfen
macht er sich von ihm frei und liegt dann bis zum Endörgan dem vorderen Tym-
panalfelde gegenüber (Fig. 6 TN, Taf. I). Wenn wir uns jetzt erinnern, daß der Stigmenfeldzapfen
mit seinem Muskel weit in das Körperinnere vorspringt (Taf. I, Fig. 6 StFZ, TMX), so
wird es begreiflich sein, daß der vom Muskel aus senkrecht nach oben steigende N e r v
n ic h t am T r om m e lfe ll l ie g e n kann. Außerdem ist in Betracht zu ziehen, daß das
Trommelfell sich von vorn und unten nach hinten und oben in den Körper einsenkt und
so gewissermaßen dem Nerven entgegenkommt, und wir verstehen dann, daß der Nerv an
das mit dem Trommelfell verbundene Nervenendorgan treten kann, ohne daß er es nötig
hat, seine vertikale Richtung zu ändern. Er liegt also nicht, wenn’ ich dies noch einmal
wiederholen darf, dem Tympanum an, wie sämtliche früheren Forscher angenommen haben,
sondern befindet sich in beträchtlicher Entfernung, die an seinem oberen Ende noch 150 y.
beträgt, von demselben und kömmt mit ihm überhaupt nicht in Berührung.
Als ein ganz besonderes Charakteristikum des Tympanalnerven gibt G r ä b e r an, „daß
er von seiner Ursprungsstelle an ganz und gar unverzweigt bleibt“ . Nur bei Pachytylus
und Acridium sollte sich der Nerv „in geringer Entfernung vom.Ganglion in zwei ungleiche
Äste teilen, die ganz hart nebeneinander herlaufen, entweder jeder für sich in das
Ganglion übergehen, oder unmittelbar vor demselben sich wieder zu vereinigen scheinen“ .
Bei den heimischen Acridiodeen konnte ich ebenfalls konstatieren, daß der in seiner ganzen
Länge gleich dicke Nerv keine Seitenzweige abgibt, und daß er sich auf Querschnitten
ebenfalls als einheitliches Gebilde repräsentiert. Dennoch haben wir einen kombinierten
Nerven vor uns, wie wir aus nachfolgendem ersehen werden.
In meinen sämtlichen Präparaten, gleichviel von welcher Spezies sie angefertigt waren,
fiel mir ein außerordentlich zartes, 6 y dickes Nervchen auf, welches aus dem Winkel, den
der Stigmenfeldzapfen mit dem Trommelfell bildet, heraustritt und sich dann in grader
Richtung, ebenfalls von der Tympanalblasenfalte, die den Tympanalnerven einhüllt, umschlossen,
nach oben, hinten und innen dem Nervenendorgan zuwendet und neben der Eintrittstelle
des Tympanalnerven in die Basis des Organes übergeht (Taf. I, Fig. 5, 6 und
Taf. II, Fig. 7 riN).; Er schien in das Endorgan'einzutreten, undich war anfänglich der Ansicht,
daß es sich um ein Iiomologon des zweiten Astes des Tympanalnerven handelte, den
G r ä b e r bei Pachytylus und Acridium gesehen hatte, und erwartete daher, daß er sich
weiter unten mit dem Tympanalnerven.vereinigen würde.. Nun gelang es mir immer sehr
leicht, den Nerven vom Nervenendorgän bis zu dem bezeichneten Winkel zu verfolgen, dann
war er aber wie abgeschnitten. Ich glaube nicht, daß ich mir ein Armutszeugnis ausstelle,
wenn ich. eingestehe, daß ich viele Tage damit zugebracht habe, den! Verlauf dieses Nerven
zu eruieren; für solche Schwierigkeiten wird nur der Verständnis haben, welcher selbst den