Die ringförmige Placenta scheint eine Eigentümlichkeit der Plumatellen zu sein. Bei
Pectinatella ist die Placenta scheibenförmig wie bei Fredericella, und ebenso verhält sich nach Jullien
(’90, S. 375 f.) und Davenport (’91, S. 70) CristateUa.
In meiner Plumatella-Arbeit (S. 85) habe ich ausgeführt, daß ich die Placentabildung der
Phylactolämen resp. die Befestigung des Embryo im Oöcium als Homologon der definitiven Festsetzung
der Gymnolämenlarve betrachte, und ich bin in dieser Deutung seither nur bestärkt worden.
Die Bildung der ersten Knospe und die Auflösung der Placenta. Obwohl der Embryo
in Fig. 31 bereits einen beträchtlichen Umfang erreicht hat, ist doch eine Knospe noch kaum bemerkbar:
nur die auffällige Verdickung der inneren Schicht bei A spricht dafür, daß wir es hier mit der
ersten Anlage einer Knospe zu thun haben. Zur Gewißheit wird dies durch den Vergleich mit Fig. 33,
Taf. IV, wo an der nämlichen Stelle, weit unterhalb der oberen Kuppe, eine ganz charakteristische
Knospenanlage (A) zu Tage getreten ist, bestehend in einer Verdickung der beiden Embryonalblätter,
von denen das innere das kräftiger entwickelte ist. Obwohl die Blätter sich hier schon zu
einer so wichtigen Arbeit vereinigt haben, sind sie doch an der oberen Wölbung noch nicht fest mit
einander verbunden, vielmehr lassen sie zwischen sich einen breiten Spalt (Fh), der die obere Furchungshöhle
bezeichnet, mag dieselbe auch erst bei der Conservirung so weit sich geöffnet haben.
Darüber sieht man in der Figur nur die zusammengezogene Kuppe, als Grundlage der embryonalen
Placenta. Der uterine Theil der Placenta zeigt sich erst in den Nachbarschnitten, wo er von der
Seite der Knospe her gegen die Embryonalkuppe andringt, also umgekehrt wie in Fig. 31.
Eine spätere Phase der Knospenbildung finden wir in Fig. 32, also auf einem Stadium, das
in der Größe erheblich hinter den beiden vorerwähnten zurückbleibt. Solche Unterschiede dürfen
uns nicht überraschen, da auch bei Plumatella fungosa sowohl der Zeitpunkt der Knospenbildung,
wie auch die Größenverhältnisse der Larven in sehr weiten Grenzen schwanken (Braem, ’97, S. 52
u. 64 f.). Von dem Stadium sind in Fig. 32 zwei Schnitte wiedergegeben, der eine (I) ist der Medianschnitt,
der andere (II) folgt darauf als zweitnächster, liegt also schon mehr seitwärts. In beiden
ist bei pl der fötale Theil der Placenta oder, was dasselbe ist, die zusammengezogene obere Kuppe
des Embryo getroffen, und zwar in Schnitt I in ihrer größten Breite, in II nur noch am Bande. Den
uterinen Theil der Placenta sieht man in diesen Figuren nicht, er tritt erst auf der anderen Seite des
Medianschnittes zu Tage. Die Schnittrichtung verläuft nämlich hier ungefähr senkrecht zu der von
Fig. 31, wo man, von links nach rechts vorschreitend, zuerst nur den uterinen Theil der Placenta
(pl1) antrifft, dann, in der Mitte, den fötalen (pl), endlich die Begion der Knospe (A). Ganz so ist es
in unserem Falle mit den einzelnen Schnitten der Serie.
Die Knospe ist nun in Schnitt II in ihrer tiefsten Einsenkung getroffen, und zwar etwas
schräg, aber vorwiegend frontal. Sie ist nach vorn und rückwärts jederseits noch auf zwei Schnitten
deutlich erkennbar, im Schnitte I sieht man bei A die nach der Mitte gewandte Fläche ihres äußeren
Blattes (inneres Embryonalblatt). Ihr Ursprungspunkt liegt am Bande der oberen Wölbung des
Embryo und an der Peripherie des embryonalen Theils der Placenta, etwas höher als in Fig. 31 und 33,
aber immer noch excentrisch. Dies gilt allgemein, wenigstens für alle von mir beobachteten Fälle:
Immer befindet sich die erste Andeutung der Knospe ziemlich weit unterhalb des Embryonalscheitels,
dann rückt sie, in Folge der fortgesetzten Zusammenziehung desselben, nach oben an die
Placenta heran. Dagegen ist ihre Orientirung zum uterinen Theil der Placenta etwas Nebensächliches,
die Knospe kann ebenso gut dicht unter demselben, wie an der von ihm abgewandten Seite des Embryo
ihre Entstehung nehmen. Bei Fig. 31 und 32 trifft, wie schon betont wurde, das Letztere zu, bei
Fig. 33 das Erste.
Die Knospe entsteht also, wie bei Plumatella, aus einer Verdickung und nachfolgenden Einwärtswucherung
(„Einstülpung“ ) beider Blätter des Embryo, und zwar macht sich, nach Fig. 31
und 33, die Verdickung des inneren Embryonalblattes zuerst geltend. Sonst ist über den Verlauf
der Knospung nichts zu erwähnen, sie vollzieht sich ganz wie im ausgebildeten Stocke. Schon in
Fig. 32 zeigt sich ein Gegensatz zwischen den jugendlichen Knospenzellen und den darübergelegenen
ectodermalen Deckzellen, die etwas blasser erscheinen (Schnitt II, unterhalb pl). Die Placenta wird
durch die Entwickelung der Knospe nicht sichtbar beeinflußt, nur daß sie mit ihren Säften zur
Ernährung des Embryo beisteuert. In Fig. 32, I scheint sich eine Abschnürung der Placenta vom
bleibenden Embryo anzubahnen, die jedenfalls später durchgeführt wird: Nur die unmittelbar
an das innere Embryonalblatt grenzenden Zellen des äußeren verbleiben der Larve, die Placenta-
zellen entarten.
Ein weiter entwickeltes Stadium liegt in Fig. 34, I—III, in drei Schnitten vor. In Fig. 34 a
ist es noch einmal bei schwächerer Vergrößerung abgebildet. Schnitt I ist durch einen Schnitt vom
zweiten, dieser durch zwei Schnitte vom dritten getrennt; III liegt am meisten median, I am meisten
seitwärts. Die Schnitte verlaufen in der Längsrichtung des Embryo und haben die Knospe halb
frontal und halb quer getroffen, da diese vom Bande der oberen Embryonalwölbung her schräg gegen
die Mitte derselben gerichtet ist. Die Knospe hat die Form eines rundlichen Sackes. Schnitt I geht
durch die Mündung des Sackes, Schnitt III liegt seinem unteren Ende am nächsten. Was die Placenta
betrifft, so ist in Schnitt I nur der uterine, dem äußeren OÖciumblatt angehörige Theil getroffen,
unter dem die Knospe hier ihren Ursprung genommen hat. In Schnitt I sieht man bei pl1 nur den
uterinen Theil, in II und III bei pl auch den fötalen, und zwar ist dieser in III ungefähr in der Mitte,
also in seiner größten Breite getroffen. Er steht hier noch in enger Verbindung mit den dem Embryo
verbleibenden Ectodermzellen, von denen sich die uterinen Placentazellen schon deutlich geschieden
haben. Auch zwischen den beiden Theilen der Placenta selbst ist eine Lockerung eingetreten, in
Schnitt II sind sie durch eine nur pberseits überbrückte Lücke getrennt, in der einige schwer definir-
bare Gewebsreste enthalten sind. Die Lücke ist auch noch in Schnitt III (bei *) kenntlich. Vielleicht
ist sie als Saftraum zu deuten.
In Fig. 35 ist ein späteres Stadium im Maßstabe von Fig. 34 a vorgeführt. Es bietet nichts
wesentlich Neues. Die Knospe ist größer geworden. Der uterine Theil der Placenta ist nicht mehr
als geschlossene Zellmasse nachzuweisen, es scheint, daß er sich im äußeren Blatte des .Oöciums,
dem er ursprünglich zugehörte, allmählich wieder verliert.
Einen weiteren Fortschritt zeigt Fig. 36. Die Hauptfigur giebt die Gesamtansicht des
Zweiges im Medianschnitt wieder, der glücklicherweise auch die Knospe des Embryo median getroffen
hat. Das Polypid A, in dessen Leibesraum das Oöcium hegt, befindet sich im Zerfall, ein häufiges,
aber nicht regelmäßiges Vorkommnis, das auch bei Plumatella stattfindet (Braem, ’97, S. 62). An
dem Embryo, dessen oberer Theil in Fig. 36 a stärker vergrößert ist, hat sich die Duplicatur (D)
zu bilden begonnen. Die Knospe hat sich in typischer Weise, ganz wie es im Stocke der Fall ist,
weiterentwickelt. Es ist ein Gegensatz zwischen den eigentlichen Knospenzellen und den darüber-
befindlichen ectodermalen Deckzellen constatirbar, wie er auch schon in Fig. 32, Taf. III, bestand:
Das Plasma der Deckzellen ist etwas blasser, die Knospenzellen erscheinen compacter und jugendlicher.
Zwischen den Deckzellen und dem Ectoderm des Oöciums (ec1) liegt der fötale Theil der