sonders einseitig ausgebildet, noch in irgend einem Punkte offenbar rückgebild.et; die fraglichen
Formen besitzen mit anderen Worten ein Gebiß, von dem sich dasjenige der übrigen
Oryzorictinae — und wie wir gleich hinzufügen können auch das der Potamogalinae —
völlig zwanglos ableiten läßt. Sowohl Exterieur (Textfig. CVII) — ich erwähne besonders
den Fußbau und den mit einer Ausnahme unverkürzten Schwanz als Schädelform
sind undifferenzierter als bei den übrigen Oryzorictinae, bei denen, wie wir unten sehen
werden, eine mehr spezialisierte Lebensweise speziellere Anpassungen bedingt hat. Die
Verschiedenheiten der 11 bis jetzt "beschriebenen Arten sind meistens nicht tief eingreifend;
die Formwandlungen von Art zu Art lassen miteinander in verschiedener Weise zusammenhängende
Entwicklungsstufen erkennen.
Die kleinste Form aller bisher bekannten Centetidae, M. p u s i l la 1, ist in keiner Beziehung
einseitig differenziert und nimmt auch in Bezug auf das Gebiß die niedrigste
Stufe ein (siehe oben p. 30 und Fig. 1, 2).
Von M. pusilla entfernt sich M. lo n g i c a u d a t a 2 durch etwas bedeutendere Größe
und durch die außerordentliche Länge des Schwanzes (Kopf— Rumpf 60, Schwanz 150 mm
lang) mit 44— 47 Schwanzwirbeln, eine Anzahl, welche unter den Säugern bisher nur bei
Manis tetradactyla nachgewiesen ist. Der lange Schwanz, die bedeutende Länge des Fußes
und des Unterschenkels im Verhältnis zum Oberschenkel (siehe oben pag. 83) bekunden,
daß diese Art, etwa wie z. B. die Gerbillinae unter den Nagern, sich hüpfend bewegen kann.
T ex tfig. CVII. M i c r o g a l e c o v v a n i . Erwachsenes Weibchen, '/i nat. Gr.
Von den beiden genannten Arten entfernt sich M. c o w a n i3 (Textfig. CVII) sowohl
durch bedeutendere Größe und durch spezialisierteres Gebiß (siehe oben pag. 30 und Fig. 3,4).
Steht somit M. cowani in dieser Beziehung auf einer höheren Entwicklungsstufe, so ist
sie weniger differenziert in folgenden Punkten:
1) Die obere Profilkontur des Schädels ist gerade (Fig. 3); bei M. pusilla und longi-
caudata ist der Gesichtsschädel durch eine Einsenkung vom Hirnschädel abgesetzt;
2) Hinterfuß und Unterschenkel sind weniger verlängert im Verhältnis zum Oberschenkel.
Auch ist im Gegensatz zum Verhalten bei den vorigen, aber in Übereinstimmung
mit den folgenden (M. dobsoni ausgenommen) der Schwanz kürzer als Kopf-Rumpf.
1 Forsyth Major 961 pag. 462.
* Thomas 83 pag. 320; Dobson 82 pag. 86 a.
* Thomas 83 pag. 321; Dobson 82 pag. 866.
Als eine durch bedeutendere Körpergröße und verkürzten Schwanz ausgezeichnete
Differenzierungsform der vorigen Art dürfte M. th om a s i1 aufzufassen sein.
Eigenartiger ist dagegen, nach A. Milne Edwards’ Beschreibung zu urteilen,
M. c r a s s ip e s 2 differenziert, da sie sich in höherem Grade als die übrigen Microgale-Arten
einer grabenden Lebensweise angepaßt hat: mehr gedrungener Körperbau („Apparence
plus talpoide“), kurze, breite Füße mit starken, spitzigen Krallen, kurze Ohren, an der Basis
dicker und fast nackter Schwanz. Da das Gebiß sich wie bei M. cowani verhalten soll,
dürften wir in M. crassipes eine höhere Differenzierungsform der ersteren zu sehen haben.
Ebenfalls von M. cowani ausgehend, aber nach einer anderen Richtung entwickelt
ist M. g r a c i l i s .8 Diese von F. Major als Oryzorictes beschriebene Form ist unbedingt
eine Microgale-Art, wie ich mich an dem von F. Major mir geschickten Schädel, den er
selbst als Microgale bezeichnet hatte, habe überzeugen können. Durch die bedeutende Verlängerung
und Verschmälerung des vorderen Kieferteiles hat der Schädel einen Habitus
erhalten, der stark an den bei Hemicentetes erinnert. Wie bei diesem stehen die vorderen
Antemolaren (mit Ausnahme der unteren Schneidezähne) getrennt voneinander; daß sie
aber ganz von dem Typus der Cowani-Zähne sind, ist unverkennbar (Fig. 9, 10).
Ob M. b r e v i c a u d a t a 4 und lo n g i r o s t r i s 6 ebenfalls aus einer Cowani-Form hervorgegangen
sind, ist wahrscheinlich, wenn sich dies auch nicht mit Sicherheit aus den bisher
veröffentlichten kurzen Beschreibungen entnehmen läßt.6
Von allen bisher besprochenen Arten'unterscheidet sich M. d o b s o n i7 sehr wesentlich
durch höher ausgebildetes Gebiß und (außer von M. talazaci) durch viel bedeutendere
Größe. Die Gleichförmigkeit, welche die verschiedenen Zähne der oben
genannten Arten — insofern das Gebiß derselben mir bekannt ist — auszeichnet, ist bei
M. dobsoni durch die Differenzierung eines der vorderen Schneidezähne und die Rückbildung
einzelner der mittleren Antemolaren gestört worden. Immerhin ist nicht zu verkennen,
daß das Zahnsystem dieser Art aus einem Zustande, welcher sich demjenigen bei
M. pusilla-longicaudata zunächst anschließt, hervorgegangen ist (Fig. 7, 8). Da M. t a l a z a c i8
der M. dobsoni sehr nahe steht, indem sie (außer durch dunklere Färbung) nur durch bedeutendere
Größe und relativ kürzeren Schwanz eine höhere Ausbildungsstufe als diese erreicht
hat — M. talazaci ist die größte aller bekannten Microgale-Arten -tÍ | so repräsentieren
diese beiden im Gebiß, in der Größe und den damit zusammenhängenden Charakteren
(Auftretén einer Crista occipitalis, abweichendes Verhältnis zwischen Hirn- und Gesichtsschädel
; siehe oben pag. 67) einen höheren Entwicklungstypus als die übrigen Arten.
Vorstehende Tatsachen und Überlegungen machen es wahrscheinlich — unsere
noch unvollständige Kenntnis einiger Arten verbietet, mehr als eine Mutmaßung auszusprechen
— , daß die fraglichen 10 Microgale-Arten sich auf drei Gruppen verteilen, deren
Mitglieder unter sich sehr nahe genetische Beziehungen darbieten, nämlich:
1 Forsyth Major 96, pag. 320.
' A. Milne Edwards 93 pag. 98.
* Forsyth Major 95, pag. 321.
* Grandidier 99 pag. 349.
8 Forsyth Major 96 pag. 320.
* Betreffs M. taiva (F. Major 96* pag. 461) wage ich keine Meinung auszusprechen.
’ Thomas 84 pag. 338.
* Forsyth Major 96 pag. 320.
M i e r .
t h o m a s i.
M i e r.
c r a s s i p e s .
M i e r .
g r a c i l i
M i c r . b r e v i c
a u d a t a u n d
l o n g i r o s t r i s .
M i e r.
d o b s o n i u n d
talazaci.
G e n e t i s c h e
B e z i e h u n g e n
d e r M i c r o g
a l e - A r t e n .