oben zugespitzt. Die Bullae (T. V, Fig. 12b) sind blasig aufgetrieben, ungekielt; zwischen Poccessus
paroccipitalis und Gehörgang findet sich eine Knickung der Wand und ebenso eine Ecke in der Wand
der Bullae, da wo das F. lacerum nach innen zu Ende ist. Die Schnauze ist vor dem Reißzahn wenig
eingeschnürt. Der Stirnabsatz (T. V, Fig. 12c) ist unbedeutend, ebenso die quere Einsattelung
des Nasenrückens. Es erscheint daher der Gesichtsteü langgestreckt. Er ist verhältnismäßig schmal,
die Seitenwände sind sehr hoch, steü und bilden mit der schmalen Decke eine scharfe Kante. Dieser
hohe, schmale, wenig abgesetzte Gesichtsteil erinnert sehr an die Form, wie wir sie bei den Windhunden
finden. Damit hängt offenbar auch die Länge der vorderen Gaumenlöcher zusammen, welche die der
sonst in allen Maßen größeren Schädel von C. sacer sogar noch übertrifft. 'Die Zähne sind groß und
kräftig; der lange, nicht sehr breite Reißzahn steht ungefähr in der Richtung der Prämolaren. Am
Unterkiefer (T. V, Fig. 12c) laufen der Vorder- und der Hinterrand des aufsteigenden Astes parallel,
so daß oben 2 deutliche Ecken gebildet werden. Der m2 ist. 4 spitzig.
Der Schädel 495 aus Oberägypten des Berner Museums unterscheidet sich hiervon nur wenig.
Allerdings ist die Crista ein einheitlicher Kamm, die Bullae zeigen zwischen den Proc. parocc. und dem
Gehörgang nur die Andeutung einer Ecke. Doch glaube ich nicht, daß darauf irgend welcher Wert
zu legen ist. Der Schädel ist vielleicht ein wenig älter, vielleicht auch ein o*, was die geringen Größenunterschiede
erklären würde.
Interessant ist der Schädel No. 4568 der Kgl. Ldw. Hochsch. in Berlin deshalb, weil er aus
einer Mumie aus Siut stammt. Hält man ihn neben die beiden eben beschriebenen Schädel, so wird
man über die Übereinstimmung erstaunt sein. Ebenso wunderbar ist die fast absolute Übereinstimmung
in den Maßen (vgl. Tab. 1). Trotzdem zeigt der Schädel einige, wenn auch sehr geringe
Abweichung in der Form. Die Decke ist nicht so scharf gegen die Seiten abgesetzt, diese selbst
erscheinen etwas gerundeter. Die quere Naseneinsattlung ist ein wenig stärker, und auch die Schnauze
ist im Querschnitt runder, sie erscheint überhaupt plumper, besonders der Teil vor den Eckzähnen,
der einen breiteren, kürzeren Eindruck macht. So geringfügig diese Unterschiede auch sind, so
wichtig können sie bei der Untersuchung nach der Abstammung der ägyptischen Haushunde werden.
Diese Unterschiede sind nämlich möglicherweise Andeutungen einer Einwirkung von Gefangenschaft,
also beginnender Domestikation. Sie können andererseits auch in der Jugend dieses Schädels begründet
sein. Denn das kräftige und tadellose Gebiß spricht eher für ein wildes Tier. Mag dem nun sein wie
es wolle, auf jeden Fall zeigt dieser mumifizierte Schädel, daß die alten Ägypter zu dem C. lupaster
typicus in irgend eine Beziehung, vielleicht zu kulturellen Zwecken, getreten waren. Ich werde übrigens
im letzten Abschnitt dieser Arbeit nochmals auf diesen Schädel zurückkommen. Vgl. p. 99/100.
Auffallend ist die Ähnlichkeit dieser Schädel mit den 3 als C. lupaster grayi zusammengefassten
Schädeln aus Marokko und Tunis. Die Ähnlichkeit in der Form ist so groß, daß kaum ein Unterschied
zu konstatieren ist, höchstens, daß bei den eben behandelten Schädeln im Gegensatz zu jenem
die Bullae ungekielt sind. Auch die Zahnmaße stimmen trefflich überein. Dies hat mich veranlaßt,
diese Tiere in eine Subspezies zusammenzuziehen. Andererseits scheinen die eben behandelten
Schädel, nach den Maßen zu urteilen (Tabelle 1), noch länger und schmäler, d. h. noch mehr windhundähnlich,
was mich auch besonders im Verein mit der anderen Färbung des Balges zu einer
subspezifischen Trennung veranlaßt hat. Nach dem Gesetze der Priorität kommt aber dieser Spezies
der Name C. lupaster H. et E. zu. Nach dem bisher bekannten Vorkommen zu schließen, scheint
diese Art über ganz Nordafrika von Marokko bis Ägypten verbreitet zu sein und höchstens verschiedene
geographische Formen zu bilden, von der die ägyptische als C. lupaster typicus, die marokkanischtunesische
als C. lupaster grayi zu bezeichnen sind. Es scheint mir sogar nicht ausgeschlossen, daß
C u v i e r’s männlicher C. anthus ebenfalls hierher gehört. Dieser wäre dann etwa als C. lupaster cuvieri
zu bezeichnen. Doch habe ich bei der Besprechung des C. studeri schon darauf hingewiesen, daß er
auch mit ihm verwandt sein kann. Die Bälge sind schließlich nicht markant genug verschieden,
um diese Frage ohne Schädeluntersuchungen und nur nach Cuvier’s Zeichnung lösen zu können.
2. Beschreibung des typischen Balges.
Die Grundfarbe des Balges ist schmutzigsandfarben, die Extremitäten sind infolge des Zurück -
tretens des Grau etwas heller gelb. Ein Längsstreifen, eine Art Mähne, auf dem Rücken besteht
aus rotbraunen Haaren, die einen leuchtend weißen Ring haben. Je nachdem, ob der Ring länger
oder kürzer ist, tritt das Weiß mehr oder weniger hervor; besonders lang ist es auf der Rückenmitte
hinter den Schultern, wo ein fast weißer Fleck dadurch entsteht. Diese eben besprochenen langen
Haare sind über den ganzen Körper zerstreut, doch so vereinzelt, daß sie die Grundfarbe nicht beeinflussen.
Auf dem Schwanz befindet sich etwas unterhalb der Schwanzbasis ein dunkelrotbrauner* Fleck
und ein ebensolcher Streifen auf der Vorderseite der Vorderbeine bis zum Handwurzelgelenk. Mundwinkel
und Kinn sind braun, die vorderste Spitze jedoch schmutzig weiß, ebenso sind Kehle und
oberer Lippenrand gefärbt. Die Farbe des letzteren geht allmählich in das Gelbbraun der Backen
über. Ziemlich scharf hebt sich davon die Farbe der Stirn ab; sie ist dunkelgraubraun mit vielen
weißen Haarspitzen. Diese Farbe erstreckt sich vom Vorderrand der Ohren bis zwischen die Augen.
Ähnlich, nur etwar mehr gelb ist die Farbe der Ohraußenseite. Die Nase ist einfarbig gelbbraun.
Der Schwanz ist unvollständig, doch soweit vorhanden, mit Ausnahme des Flecks an der Schwanzbasis,
sandfarben. Die Unterwolle ist an der Basis schmutzig grau mit langer, weißlicher Spitze.
Das Tier ist leicht als Weibchen zu erkennen, da die Vulva gut erhalten ist.
Der Typus, ein $ No. 834 aus Fajum befindet sich im Berliner Museum.
Als bisher bekanntes Verbreitungsgebiet kann ich nur angeben Oberägypten-Fajum.
3. Diagnose.
Die Diagnose des Schädels von C. lupaster typicus lautet ganz ähnlich wie die von
C. lupaster grayi. Auch dieser Schädel ist wieder auffallend schmal und lang. Er zeigt eine ausgesprochene
Windhundähnlichkeit, woran besonders der Gesichtsteil mit den steilen, hohen Seiten
wänden und der scharfkantig davon abgesetzten schmalen Decke gemahnt. Auch der Hirnschädel
erscheint sehr schmal. Die Basilarlänge beträgt 147—154 mm bei einer größten Gaumenbreite von
49 mm. Die Länge des oberen Reißzahnes beträgt 19, des unteren 207«—21 mm. Das Stirnfeld
ist sehr flach, fast ganz eben, der langgestreckte Stimabsatz weniger tief als bei C. lupaster grayi.
Auch hier unterlasse ich aus denselben Gründen wie bei der vorigen Beschreibung eine Balg-
Diagnose.
* Anm.: Es ist allerdings möglich, dass diese Farbe beim lebenden Tiere schwarz war. Der Balg ist sehr alt und ich habe
oft gefunden, dass im Lichte schwarz zu einem dunkeln Braun ausbleicht.