ist zwischen den Endpunkten des' als Tensor tympani bezeichneten Muskefe beträchtlich hervorgewölbt,
so daß dieser gewissermaßen die Sehne der hier in Redf./ätehenden bogenförmigen
Integumentwölbung bildet. Diese Sehne fällt aber nicht in die Ebene .iäeft. Tym-
panum, sondern greift am Vorderen Rande desselben unter einem ganz beträchtlichen Winkel
an. So unterliegt es weiter gar keinem Zweifel mehr, daß jedesmal, wenn si.ch unser Muskel,
kontrahiert, die Angriffsstelle, also zunächst der Stigmahöcker und mit diesem . auch, daif
Trommelfell selbst nach innen gezogen und damit stärker gespannt werde.“ Zuletzt deutet
G r ä b e r noch darauf hin, „daß die mit dem Tensor tympani verbundene,Sehne selbst (Jas
Tympanum als die Stelle bezeichnet, welche in Bewegung gesetzt werden soll.“
Die Lagebeziehung zwischen Muskel und Integument hat G r ä b e r vollkommen richtig
beschrieben, seine. Schlußfolgerungen sind aber doch wohl etwas gewagt. Wir haben schon
bei Besprechung der Tympanaleinfassung erfahren, ein welch starres Gebilde des Stigmenfeld
ist, und wie fest es mit dem Metathorax verbunden ist. Betrachten wir daneben den
dünnen und langen Muskel, und erinnern wir uns der oben mitgeteilten Tatsache, daß die
andere Anheftungsstelle in der weichen und sonst nicht weiter fixierbaren Hüftgelenkshaut
liegt, so muß uns dies schon zu der Überzeugung bringen, daß der Muskel!'Sicht im Stande
ist, das festgefügte Stigmenfeld in Bewegung zu setzen. Nun haben wir jedoch ferner gesehen,
daß/es Acridiodeen gibt, bei denen ein zweiter Muskel, von der hinteren Tympanal-
einfassung entspringend, die gleiche Anheftungsstelle hat w i e der erste. D ip Kontraktion
beider Muskel müßte, falls sie im Sinne Gräbers wirkten, bei diesen Tieren beide Schenkel'
der Trommelfelleinfassung nach unten ziehen,/«e würden damit einander näher gebracht,
und das Trommelfell infolgedessen entspannt. Aber--seifest wenn wir annehmen, daß der
vordere Muskel in jedem Falle im Stande wäre, die Trommeifellstellung so zu Beeinflussen,
wie G r ä b e r glaubt, denn möglicherweise tritt der hintere Muskel garnicht itJer nicht zu
gleicher Zeit in Funktion, so würde doch die Bewegung, die er auszulösen vermag, minimal
sein im Verhältnis zu den Zerrungen und Verschiebungen, denen Trotomelfelleinft|sung und
Trommelfell bei der Atmung und bei anderen Bewegungen des Abdomens ausgesetzt sind.
. Ich habe versucht, experimentell Einblick in die Muskeltätigkeit zu gewinnen, indem
ich einem lebenden' Acridier die: Tympanalgegend der einen S,eite unter Schonung der.
Bauchganglienkette möglichst weit herausschnitt. Das Tier wurde dann mit Nadeln : so auf
Kbrit befestigt, daß das in den'Körper geschnittene Fenster nach oben sah und die Innen-
seite der unlädierten Tympanalgegend bequem zu untersuchen war. Darauf, präparierte ich
unter der binokulärenÄupe vorsichtig Darm und Gonaden heraus und hatte jetzt die'
Trpmmelfeilregipn der anderen Seite übersichtlich vor mir liegen; „(So präparierte Tiere
bleiben noch stundenlang lebend, auch wenn sie dekapitiert sind.) Nun reizte ich mit der-
Nadel den Graberschen Trommelfellspanner/aber ohne jede sichtbare Reaktion auf. die
Trpmmelfellstellung, berührte ich dagegen den. Stigmenverschluß, so wurde die sonst, gleichmäßige
Atmung excej'siv gesteigert, womit ein lebhaftes Auf- und Abzerren der Tympanah
einfassung verbunden war. Durchtrennte ich jetzt den Muskel, soitrat in keiner Weise eine
Änderung der Stellung, noch der Bewegung des Tympanalorganes ein. Gab mir dieser Vor-
such auch kein positives Resultat, so schien er doch meine Vermutung zu bestätige^, daß
der Muskel auf die Bewegung des Tympanums keinen Einfluß ausübt, Sondern d a ß er nur
d en Zwgillk h a t , diefjän d e r H in t e r s e i t e d e s H ü f t g e l e n k e s im w e i t e n U m k
r e is e : s o n s t g a n z k e c k e re G e le n k h a u t zu fix ie r e n .
In dieser Annahme wurde ich noch mehr bestärkt, als ich den vorderen Tympanalmuskel
bei Aeridium aegyptic. präparierte. Bei diesem Acridier entspringt er mit einer auffallend
dicken Muskeilagc am Stigfhenfeldtiöcker, spitzt sich dann ■ nach unten konisch zu
und geht 'scholl' in ziemlicher’ Entfernung von der Insertionsfalte in eine dünne drehrunde,
äußerst biegsame Chitinsehne über.
Wä's den zweiten Muskel anbetrifft, so wirkt der natürlich in demselben Sinne.
-Mich interessierte: jetzt die. Frage, ob die Muskeln spezifische, infolge der, Tympana-
lisierung entstandene Neubildungen sind, oder ob Cs: sich um Modifikationen handelt. Da
ist- es- für mich nun ganz zweifellosyjdaß w ir h ie r m o d i f iz ie r te A tm u n g sm u sk e ln v o r
uns hab en ,, und zwar Sogenannte DofseSentralmuskeln des ersten Abdominalsegmentes,
de^tm Sternir, wie bekannt, teilweise ins Coxalgelenk einbezogen ist. Eine definitive Ant-
wort werden uns erst entwickcUingsgescbiebtliche Studien geben; vorerst habe ich mich damit
begnügt, meiner-Zeichnung (Tai- II, Fig. 7 dv), einen Dotse-Ventralmuskel des zweiten
Abdominalringes einzufügen, von dem Ich annehme, daß er dem vorderen Tympanalmuskel
hpmolpg ist.; es fiel-mir auf, daß mit diesem Muskel 'sich ebenfalls der Abduktor des zweiten
Abdominalstigmas -zur gemeinsamen Insertion ■ vereinigt.
C. Stigmen und Tracheen des mittleren Körperabschniltes.
Die nachfolgenden Ausführungen haben strenggenommen größtenteils mit unserer Aufgabe
nichts zu tun. Es war auch zunächst nicht meine sAÄcht, die ■ Untersuchungen so weit
auszudehnen, äls ich jedoch die von G ra t)er ermittelten; Befunde einer Nachprüfung unter-
zog, stieß ich auf solch eine Fülle teils unbekannter, teils; falsch beschriebener Bilder, daß
es mir wünschenswert schien, vollkommen zu erforschen, wie weit die Differenzierung geht,
welche das Tracheensystem durch die Einschaltung des Tympanalorgans erlitten hat. Ich
darf hier wohl hinzufügen, daß das Aüfsüchen und Herauspräparieren1 der feinen Tracheenverzweigungen
eine ungemein mühsame, die Geduld aufs äußerste erschöpfende Arbeit war,
die.' ohne binokuläre Lupe garnicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Ich habe sie mit
großer Sorgfalt ausgefjihrt und glaube die Versicherung geben zu können, daß meine Bilder
bis in die kleinsten 'Details den Tatsachen entsprechen.
' Zum 'Studium eigneten sich am wenigsten frische Tiere, trotz des reizvollen Bildes,
welches die luftgefüllten Tracheen im Wasser geben.. Auch Alkoholpräparate sind nicht sehr
empfehlenswert, weil die zarteren Tracheen und vor allem die Trächeenblasen schon in kurzer
Zeit kollabieren. Mir stand in meinen Formolpräparaten, bekönders in den mit Formol-
Chromsäure fixierten, bei denen die Tracheen einen ||ficht gelblichen Ton angenommen
hatten und sich So besser von der Umgebung abhoben, ein vorzügliches Material zur Verfügung.
Solche in Formol gehärtete Präparate häl» ich jetzt seit langen Monatefi im Alkohol
liegen, ohne daß z. B. die zarte äußere Tympanalbläse kollabiert wäre.