hohler Schlauch dem Oöcium in der Höhe der embryonalen Duplicatur ansitzt (in den Figuren ist
er nicht sichtbar). Dies ist seine gewöhnliche Stelle, zu der er im Verlauf des V achsthums scheinbar
emporrückt; thatsächlich behält er jedoch seinen ursprünglichen Platz, und nur der Embryo dehnt
sich, das Oöcium erweiternd, nach hinten aus. Selten verliert sich der Anhang frühzeitig, so fehlt
er z. B. in Fig. 31. Eine besondere Function hat er später nicht auszuüben.
In ähnlicher Weise wie der untere Hohlraum wird auch der obere Abschnitt der Furchungshöhle
(Fig. 27, Fh) allmählich zum Verschwinden gebracht. Hier aber gestalten sich diese Vorgänge
complicirter, indem sie zugleich die Bildung der scheibenförmigen P l a c e n t a vermitteln.
In Fig. 28 und 29 ist die obere Furchungshöhle noch deutlich erkennbar. Sie ist von der Leibeshöhle
durch das mesodermale Diaphragma getrennt, das sich, entsprechend der Formveränderung
des Embryo, gegenüber Fig. 27 bedeutend vergrößert hat. Dasselbe mag übrigens, da den Mesodermzellen
als Muskelbildnern wahrscheinlich schon jetzt eine gewisse Contractilität innewohnt,
der oberen Ectodermkuppe im Leben etwas näher angefügt gewesen sein als es im conservirten Zustände
der Fall ist; immerhin kann diese Verbindung nur eine ganz lockere gewesen sein. In Fig. 30
fehlt das Diaphragma überhaupt und die Furchungshöhle communicirt mit der Leibeshöhle, sei es
nun, daß dieser Zustand ursprünglich bestanden hat oder erst durch Zerreißung des allzu straff gespannten
Diaphragmas herbeigeführt worden ist.
Unzweifelhaft findet von Seiten des Leibeshöhlenepithels eine Wachsthumsbewegung gegen
die obere Kuppe statt, wodurch hier unter Verdrängung des oberen Hohlraums eine Vereinigung
der beiden Embryonalblätter angebahnt wird. Wirksamer dürfte jedoch die Contraction der Kuppe
selbst sein. Die Zellen derselben rücken zusammen, ihre Form wird gedrungener. Auch häufen
sie sich stellenweise so, daß mehrschichtige Verdickungen entstehen (Fig. 28, 29, pl), oder es bilden sich
Faltungen (Fig. 30, pl), die ich nicht auf bloße Verschiebung schon vorhandener Zellen, sondern
auf eine fortschreitende Zellvermehrung zurückführe, obwohl ich Theilungen nicht gerade beobachtet
habe. Zugleich aber vollzieht sich eine überaus feste und innige Verbindung dieser Embryonalzellen
mit den anliegenden Zellen des Oöciums, und zwar weniger mit dessen ectodermalem Theile, als vielmehr
mit seinem äußeren, mesodermalen Blatte (m1). Diese Verbindung ist eine so enge, und es
findet dabei eine solche Angleichung der beiderseitigen Zellformen statt, daß es mir nur selten gelungen
ist, mit völliger Sicherheit die Grenzlinie festzustellen, wo der embryonale Antheil von dem
uterinen sich scheidet. Soviel ist gewiß, daß hier ein Mischgewebe aus den genannten beiden Bestandte
ilen vorliegt, und es kann nicht zweifelhaft sein, daß dasselbe bei der Ernährung des Embryo und
insbesondere seiner ersten Knospe eine Rolle spielt, daher es mit vollem Recht als „Placenta“ zu
bezeichnen ist.
Wenn ich nun, wie gesagt, die beiden ursprünglich verschiedenen Theile der Placenta auch
nicht ganz bestimmt gegen einander abzugrenzen vermochte, so habe ich doch mit großer Wahrscheinlichkeit
die Regionen ermitteln können, wo die eine oder die andere Zellsorte vertreten ist.
Dabei ergab sich, daß das Mesoderm des Oöciums seine Zellen immer nur von einer Seite her gegen
die Kuppe des Embryo vorschickt, hier freilich in weitem Umfange des Querschnitts. Welche Seite
das ist, darin habe ich keine bestimmte Regel erkennen können, und ich kann auch nicht sagen,
ob sich in diesen Wucherungen etwa eine Reminiscenz an die frühere Entwickelung des Oöciums
ausspricht, die ja ehemals vermuthlich der eines Polypides noch ähnlicher war.
Indem ich mich anschicke, diese Verhältnisse an der Hand der Figuren zu erläutern, will ich
bemerken, daß die gezeichneten Grenzen überall wirklich gegebene sind, und daß nur die Tönung
des Embryo und der Placenta etwas tiefer genommen ist als die des Oöciums. Dies schien mir des
leichteren Verständnisses wegen nöthig. Übrigens färben sich die frischen Gewebe des Embryo thatsächlich
dunkler als die alternden Zellen des Oöciums.
Von den Figuren 28—30 stellt sich die erste als die früheste Stufe der Entwickelung dar. Sie
ist in zwei Schnitten vertreten, welche durch einen dazwischenliegenden getrennt sind. In beiden
Schnitten sieht man rechterseits vom Oöciumhalse eine Mesodermfalte (s), welche, wie auch bei
Plumatdla, regelmäßig zwischen dem Oöcium und dem übergeordneten Polypide A (im Schnitte I
bei dm dessen Duplicaturmuskeln) aufzutreten pflegt. Rechts davon liegt bei mv eine Verdickung
des äußeren Knospenblattes, die in Schnitt I die Form einer einfachen Falte hat, in Schnitt II aber
schon zu einem umfangreicheren Gebilde geworden ist. In demselben hat sich hier eine Gruppe
von großkernigen Zellen abgegrenzt, die sich mit breiter Fläche an die obere Kuppe des Embryo
anlegt, und zwar so eng, daß hinsichtlich einzelner Zellen Zweifel entstehen können, ob sie zum Embryo
oder zum Oöcium gehören. Es ist sogar nicht absolut ausgeschlossen, daß auch die Verdickung
der Embryonalkuppe in Schnitt I in ihrem oberen Theile noch Ausläufer der Basalfläche der mesodermalen
Zellgruppe enthält. Daß diese selbst dem Oöcium und nicht dem Embryo entstammt,
das zeigt der Schnitt II mit vollkommener Deutlichkeit. Nicht bloß die Lage innerhalb der Verdickung
spricht dafür, sondern vor Allem der Umstand, daß die Zellen der Gruppe an einer Stelle,
nämlich unter dem Septum s die unmittelbare äußere Begrenzung des Oöciums bilden.
Das nächste Stadium ist Fig. 30. Der Embryo liegt im Medianschnitt vor, während der Hals-
theil des Oöciums nur seitlich getroffen ist. Der Vorsprung pl gehört zweifellos der Embryonalkuppe
an. Die Zellen pl l, links davon, sind dem Mesoderm des Oöciums zuzuschreiben. Sie tragen
ganz deutlich den Charakter einer gegen den Embryo vorgeschobenen, beinahe knospenartigen Wucherung,
die sich stellenweise bereits vom Muttergewebe abgegrenzt hat, dem Embryo aber wieder mit
breiter Fläche sich anschmiegt. Die beiden Bestandtheile der Placenta lassen sich hier verhältnismäßig
noch gut auseinanderhalten.
Viel weiter gediehen ist die Verschmelzung in Fig. 29, wo eine scharfe Scheidung des embryonalen
und uterinen Antheils nicht mehr möglich ist. Nur soviel läßt sich, auch nach Ausweis der
Nachbarschnitte, mit Sicherheit sagen, daß die Zellen pl dem Embryo, die Zellen pl1, soweit sie im
Bereich des hier sichtbaren Höckers gelegen sind, dem Oöcium angehören. Dieser Höcker entspricht
ganz der Wucherimg pl1 in Fig. 30, nur hat jene sich jetzt auch an ihrer Ursprungsstelle deutlicher
vom Mutterblatte gesondert. Von den zwischen pl1 und pl gelegenen Zellen wage ich nichts Bestimmtes
zii sagen. Auf den nächsten Schnitten ist der Höcker durch eine scharfe Grenzlinie von diesen Zellen
geschieden, doch ist die Möglichkeit, daß auch sie vom äußeren Blatte des Oöciums herstammen,
damit nicht ausgeschlossen.
In Fig. 31 ist der Embryo erheblich gewachsen. Die obere Furchungshöhle ist bis auf eine
winzige Lücke (Fh) verschwunden, das Leibeshöhlenepithel hat sich der oberen Kuppe fast in ihrer
ganzen Ausdehnung angefügt. Das äußere. Oöeiumblatt fml) ist im Allgemeinen dünner geworden,
nur in der Region der Placenta bestehen die früheren Verhältnisse noch ziemlich unverändert.
Hier kommen gelegentlich auch Zelltheilungen vor. Die Placenta selbst stimmt im Wesentlichen
mit der von Kg. 29 überein. Die Zellen pl halte ich für fötal, die links davon, bei pl1 gelegenen,
die im Parbenton von den benachbarten Meäodermzellen des Oöciums nur wenig verschieden sind,
reohne ich dem Oöcium zu. Wo beide ZeUSöSten aneinandergrenzen, muß ich zweifelhaft lassen,
doch äfcheint es etwa in der Verlängerung der Grenzlinie zwischen dem Eoto- und Mesoderm
Zoologica. H e f t 52.