
nicht entscheiden* ich neige aber der Ansicht zu, daß ihr Inhalt mit dem Stiftlumen kommuniziert,
und d a ß s ie v i e l le i c h t a ls F o r t s e t z u n g d er S t if tw a n d a n zu s e h e n ist.
D ie s e B la s e is t ty p is c h fü r a lle tym p a n a le n w ie a tym p a n a le n s t if t fü h r e n d e n
S in n e s s c h lä u c h e d er O r th o p te r e n . Als ich sie zum ersten Male sah, glaubte ich,
das von G r ä b e r als „Binnenblase“ beschriebene Gebilde vor mir zu haben, ich überzeugte
mich jedoch bald, daß G r ä b e r hierunter etwas ganz anderes verstanden hat. Er schreibt
wörtlich (i8$2, p. 541): „Hinsichtlich der die Stifte umgebenden Substanz der Endschläuche
habe ich manchmal innerhalb der feinkörnigen Masse, von der sie erfüllt sind, einen ganz
hellen, mit homogener Flüssigkeit erfüllten Hohlraum gesehen, doch nie in so bestimmter
Weise, wie bei den bimförmigen Körperchen (den Stiften der Locustidencrista), wo dieser
helle Raum von einer besonderen blasenartigen Membran umgeben zu sein scheint.“ Seine
ursprüngliche Bemerkung über die Binnenblase lautet (1875, P- 63) etwas präziser dahin,
daß „in der Endblase (so bezeichnet er den stiftführenden Abschnitt der Cristaendschläuche)
abermals eine Innen- oder Binnenblase mit durchsichtigem, wässrig-flüssigem Inhalt zu
unterscheiden ist, in dem d a s b im f ö rm ig e K ö r p e r c h e n e in g e b e t t e t l ie g t .“ In den
Abbildungen, die G r ä b e r zu dieser Beschreibung liefert (1875, Taf. V, Fig. 65, Taf. VI,
Fig. 71, besonders Taf. VIII, Fig. 94), zeichnet er um den ganzen Stift herum einen breiten
hellen Hof, welcher die Binnenblase vorstellen soll. Eine Binnenblase im Sinne G r ä b e r s
existiert überhaupt nicht, was G r ä b e r als solche bezeichnet, und die nach ihm auch H e rb ig
bei den Grillen gesehen haben will, ist entweder die Umhüllungszelle oder ein durch mangelhafte
Konservierung entstandener künstlicher Hohlraum. Ich werde die von mir aufgefundene
Blase, um eine Verwechslung mit der Gr ab er sehen Binnenblase zu vermeiden, als „die
V a c u o 1 e“ bezeichnen.
Im zugespitzten Ende des terminalen Fortsatzes der Sinneszelle liegt unmittelbar über
der Vacuole das s t i f t f ö rm ig e K ö r p e r c h e n , dessen Bau und Bedeutung in einem besonderen
Kapitel besprochen werden soll. Wir wollen nur bezüglich der Richtung, welche
die stiftförmigen Körperchen einnehmen, um damit zugleich eine Erklärung für die Lagerungsweise
der oberen Endschlauchzone zu gewinnen, bemerken, daß sie r e g e lm ä ß ig d er
T r om m e l f e l lp a r t ie , d u r ch w e lc h e s ie e r s c h ü t t e r t w e rd en , ih re L ä n g s s e i t e
z u k e h r e n , und zwar liegt die distale Stiftspitze immer ein wenig näher dem Trommelfell
als die Basis, ein Verhalten, welches uns am besten klar wird, wenn wir uns die Stellung
des spindelförmigen und des flügelförmigen Fortsatzes zum Trommelfell vergegenwärtigen.
Die stiftförmigen Körperchen, auf welche die Erschütterung durch den Zapfen übertragen
wird, sind so gerichtet, daß ihre verlängerte Längsachse am Zapfen vorbeilaufen würde.
Die Länge der Sinneszellen ist wegen ihrer unregelmäßigen Lagerung recht schwer
zu eruieren, es scheint aber, d a ß s ie d u r c h s c h n i t t l ic h in a lle n O r g a n a b s c h n it t e n
g le i c h la n g sind. Ferner sind im allgemeinen bei der größeren Acridierspezies auch die
Sinneszellen etwas mehr entwickelt; daß dieses aber nicht die Regel ist, lehrt ein Vergleich
der Fig. 10 (Taf. II) und 17 (Taf. III), hier ist die Sinneszelle von Acridium aegyptic.
noch kleiner als die von Mec. gr. Bei letzterem Acridier habe- ich ihre Länge auf 138 ja
bestimmt, gemessen von der Eintrittstelle der Nervenfaser bis zum distalen Stiftende. Ihre
Breite beträgt am kernhaltigen Teil ca. 20 ja, die des terminalen Fortsatzes an seinem Ursprünge
7 8 ja und dicht unter der Vacuole nur 1 ja. Der Durchmesser der Vacuole wechselt
mit der Breite der Umhüllungszelle, in den meisten Fällen beträgt er 7 ja. Die größten
Vacuolen findet man im Zapfenabschnitt und dem flügelförmigen Fortsatz, weil hier die
Endschläuche am lockersten liegen, die kleinsten in der hinteren inneren Partie des Stiel-
abschnittes.
Die zweite Zelle des Endschlauches, welche wir nach A d e lu n g (1892, p. 325) als
U m h ü llu n g s z e lle bezeichnen wollen (Taf. II, Fig. 10, n und Taf. III* Fig. 17 UZ), ist
von oben her wie ein Futteral über das distale Ende des Sinneszellenfortsatzes herübergestülpt,
so. daß ihr ganzer Zellleib seitlich von demselben zu liegen kommt. Neben der
Kopf spitze des Stiftes ist sie ebenso wie die Sinneszelle kaum noch nachweisbar. Sie umhüllt
den Teil des Sinneszellenfortsatzes, welcher außerhalb der fasrigen Bindesubstanz liegt,
ü b e r g r e i f t aber auch n o ch e in e k ü r z e t S t r e c k e d e s b in d e g e w e b i g e n H ü ll-
s c h la u c h e s . In dieser proximalen Partie liegt immer, durch den Fasermantel muldenförmig
eingedrückt, ihr großer, 14 ja langer, unregelmäßiger Kern, welcher mit seinem
dichten Chromatingerüst vollständig den Kernen der Hypodermiszellen ähnelt (Taf. II,
Fig. i< « 1 und Taf. III, Fig. 14 und 17 UZK). D ie r e g e lm ä ß ig e L a g e d er K e rn e
h a t zur F o lg e , d a ß s ie a lle an d er G r e n z s c h ic h t d er fa s r ig e n B in d e s u b s ta n z
l ie g e n , eine Anordnung, die schon G r ä b e r und R a n k e auf gef allen ist und letzteren Veranlassung
gegeben hat, eine besondere „Körnerschicht“ anzunehmen (vgl. Taf. II, Fig. 9 und
Taf. III, Fig. 14 UZK). Der Zellleib ist sehr hell, die Schaumstruktur sehr großblasig, so
daß der Kontur zwischen der wenig helleren Sinneszelle und der ¿(3|Jmhüllungszelle sehr
<;s;ehwer und vielfach nur auf Querschnitten kenntlich wird. Oberhalb der Vacuole spitzt sich
die Zelle nach dem Kopfe des stiftförmigen Körperchens hin kegelartig zu. Die Länge der
Umhüllungszelle beträgt im Durchschnitt $0 ß<ic> ja, nur an den Endschläuchen des spindelförmigen
Fortsatzes (Taf. II, Fig. 11) erreichen die Zellen eine noch größere Länge. Ihr
Querdurchmesser beträgt unterhalb der Vacuole 8— 9 ja.
Das variabelste Zellgebilde des Endschlauches ist die dritte Zelle, die D e ck - o d e r
K a p p e n z e l le (Taf. II, Fig. 9, 10, 11 und Taf. III, Fig. 16 und 17 KZ). Diese sitzt wiederum
der Umhüllungszelle mützenartig auf, aber höchstens bis zur halben Stiftlänge, gewöhnlich
noch viel weniger. Hierdurch erhält das distale Ende des Sinneszellenfortsatzes
einen doppelten Mantel..:-, Die Kappenzelle zeichnet sich durch ihr außerordentlich dichtes,
homogenes und stark lichtbrechendes Protoplasma aus, welches für die Aufnahme von Farbstoffen
jeder Art sehr empfänglich ist. Die Kerne (KZK) (Gipfelkerne G räb e r s ) liegen gewöhnlich
gleich oberhalb der Stiftspitze; ihre Form richtet sich nach der ihrer Zellen, d. h.
sie sind lang (bis 25 ji) und wurstförmig, wenn die Kappenzellen lang ausgezogen sind, und
unregelmäßig bohnenförmig, ellipsoid oder kuglig, wenn die Zellen kürzer und breiter sind.
Im übrigen gleichen sie wie die Kerne der Umhüllungszellen in Größe und Aussehen ganz
denen der angrenzenden Hypodermis. D ie K a p p e n z e l l e n h a b e n d ie V e r b in d u n g
mit d er H y p o d e rm is h e r z u s t e lle n , und hierauf beruht auch die Ursache ihrer Vielgestaltigkeit,
denn ihr proximales Ende ist durch die in einer kontinuierlichen Schicht
liegenden Stifte gegeben, während sich die Lage ihrer Anheftungsstelle nach der Form der
Trommelfellkörperchen richtet. Der Unterschied in der Länge der Endschläuche wird daher
allein durch die Kappenzellen bedingt. Im Flügelfortsatz und zum großen Teil auch in
der ganzen Partie, die wir als Zapfenabsehnitt bezeichnet haben, sind die Kappenzellen breit