an die Seite zu stellen sein und nur durch ihr sehr verspätetes Auftreten sich davon unterscheiden;
wobei außerdem zu betonen wäre, daß auch bei Plumatella die beiden Primärknospen in der Regel
nicht gleichzeitig, und jedenfalls vollkommen unabhängig von einander ihre Entstehung nehmen.
In einem Falle glaube ich für diese Annahme sogar ein Belegstück gefunden zu haben. Unter
den Kolonien vom 4. August hatte die kleinste, die in Fig. 52 dargestellt ist, genau die Form, welche
sich aus der Larve einige Zeit nach der Festsetzung ergeben muß, sie enthielt ein Hauptpolypid lA
und dessen Tochter- und Enkelthiere in der Folge und Abstufung, wie sie schon in der Larve vorbereitet
ist. Außerdem aber befand sich am proximalen Ende des Stöckchens, dem ursprünglichen
Anheftungspunkte, eine sackförmige Adventivknospe (Fig. 52, 11A), durch deren weitere Entwickelung
nothwendig ein Stock vom Typus der Fig. 51 hätte entstehen müssen. Dieser Befund würde absolute
Beweiskraft haben, wenn sich noch Reste des Embryonalcystids hätten nachweisen lassen. Leider
war die Kolonie dafür bereits zu alt. Ich habe den betreffenden Theil mitsamt der Knospe geschnitten,
aber nichts mehr vom Flimmermantel entdecken können.
C. Verschiedenes
über die Entwickelung des Fredericella-Stockes.
Die Entwickelung der Kolonie aus dem Statoblasten. Kraepelin (’87, S. 102) hat keimende
Statoblasten bei Hamburg, Wesenberg-Lund (’96, S. III) bei Kopenhagen, Chirica (1904, S. 3) in
Rumänien beobachtet, alle drei Autoren im Mai. Chirica giebt auch an, daß Statoblasten, die seit
November in einem durchlüfteten Aquarium, das dem Froste nicht ausgesetzt war, gehalten wurden,
gegen Ende Februar sich spontan zu entwickeln begannen. Daß für diese Keimkörper, die normaler
weise in der Tiefe der Gewässer ihre Winterruhe durchmachen, eine Frostwirkung nebensächlich
ist, liegt auf der Hand.
Merkwürdig ist die Angabe von Wesenberg-Lund (1. c., S. 261 u. S. III) und von Zykoff
(1905, S. 280 u. 478). daß die Statoblasten öfters auch im Plankton zu finden sind. Diese Angaben
bedürfen der Aufklärung. Ich kann sie mir vorläufig nur so deuten, daß die Statoblasten entweder
an schwimmenden Gegenständen, Zweigen oder Wurzeln, festsaßen, oder daß in den losgerissenen
statoblastenhaltigen Chitinröhren, so lange noch Reste des mütterlichen Gewebes darin enthalten
sind, eine Gasentwickelung stattfindet, die ein vorübergehendes Auf steigen zum Wasserspiegel bewirkt.
Ich selbst habe am 19. März 1897 in der Ohle bei Breslau an treibendem Wurzelwerk Statoblasten
gefunden, die zum Theil noch geschlossen, zum Theil eben geöffnet, zum Theil schon zu jungen
Kolonien entwickelt waren. Es war damals eine Reihe schöner Frühlingstage vorhergegangen, aber
ich habe leider versäumt, die Temperatur des Wassers festzustellen. Mehr als 6° C. wird sie nicht
betragen haben*). Sicher ist demnach, daß die Keimtemperatur der Statoblasten von Fredericella
tiefer herabreicht als die der übrigen Phylactolämen, von denen Plumatdla fungosa wohl die am
frühesten auftretende Form ist. Das Minimum mag hier etwa bei 8° C. liegen. In demselben Jahre
fand ich die auf Paludina vivipara angehefteten Statoblasten der genannten Art am 7. April in einem
kleinen Tümpel eben gekeimt, die meisten Polypide waren noch nicht ausstreckbar. Die Wassertemperatur
betrug am Nachmittag dieses sonnigen Tages 10° C.,. was etwa der höchste bis dahin
erreichte Wärmegrad gewesen sein dürfte.
Es ist bekannt, daß die Statoblasten von Fredericella innerhalb der einzelnen Mutterthiere
nur in geringer Zahl, nämlich zu 1 oder 2 gebildet werden, und daß nach dem Absterben der mütterlichen
Gewebe die Chitinröhren sich noch lange erhalten. So fanden sich auch in dem Material vom
19. März neben bloßliegenden Statoblasten andere, die von den mütterlichen Chitinröhren umschlossen
waren, und gerade diese waren am weitesten entwickelt. In Fig. 57, Taf. VII, ist eine Baumwurzel
mit den daransitzenden dunkeln Gehäusen des Vorjahres abgebildet. Die drei Cystide (A), (B), (C)
*) Na ch d e r v om B re slau e r S ta tis tis c h e n A m t h e rausgegebenen „B re s la u e r S ta tis tik “ , Bd. 20, H e f t 2, S. 108, b e tru g das
Maximum d e r T em p e ra tu r d e r O d e r in die sem M o n a t 7° C. De r T a g i s t n ic h t angegeben. Das Maximum d e r L u f ttem p e r a tu r
t r a t am 29. ein (17° G.). [Ausser d e r T em p e ra tu r i s t .bei d e r frü h en K e im u n g je n e r S ta to b la s te n au c h d e r fü r F red e ric e lla
u ngewöhnliche A u f e n th a lt an d e r O be rflä che de s W a sse rs in A n sch lag zu brin g en . Derselbe fö rd e rt die E n tw ick e lu n g ,
in d em e r die A thm u n g e rle ich te rt. Vgl. Bra em, '9 0 , S. 88 f. (Z u s a tz be i d. Correctur.)]