Überlegung, daß bei Insekten mit hemimetaboler Entwickelung Chitinstücke, die von verschiedenen
Punkten aus entstehen, sich wohl fest aneinander legen oder gar ineinander
schieben (Taf. I, Fig. 7 B), aber niemals zu einem soliden Ganzen verschmelzen können. In
der Tat hat die Untersuchung ergeben, daß wir die Trommelfellkörperchen scharf voneinander
zu scheiden haben, und ich werde daher im nachstehenden, indem ich die sonst ganz
charakteristischen Bezeichnungen Gräbers übernehme, von einem r in n en - oder besser noch
k a h n fö rm ig e n , einem z a p f e n fö rm ig e n , s t ie l fö rm ig e n und b im fö rm ig e n K ö r p
e r c h e n zu sprechen haben.
Das rinnenförmige Körperchen ist eine steife, nach außen vorspringende, faltenartige
Ausstülpung des Trommelfelles mit gleichmäßig dicker Wandung, dessen konkave
Innenseite daher ein vollkommenes Negativ der äußeren konvexen Seite bildet. Betrachten
wir das Trommelfell von außen (Taf. I, Fig. 4 riK), so bemerken wir dieses Körperchen im
vorderen unteren Quadranten mehr nach der Mitte des Trommelfells zu und ungefähr in
der Höhe des Stigmas. Es gibt sich als eine dunkel gefärbte, wallartige Erhebung zu erkennen,
welche parallel der unteren Tympanalleiste schräg von vorn und oben nach hinten
und unten liegt. Seine Färbung variiert sehr. Bei Mec. gr. ist gewöhnlich die vordere
Fläche gelbbraun wie das vordere Tympanalfeld, die hintere dagegen mit einem Teil des
angrenzenden hinteren Tympanalfeldes schwarzbraun. Diese dunkelgefärbte, flügelförmige
Partie (Taf. I, Fig. 1) setzt sich sehr scharf gegen die gelbweiße Zone des hinteren Tympanum-
feldes ab und gibt leicht zu einer falschen Auffassung von der Form unseres Körperchens
Veranlassung.
Um die Lage und Größe genauer zu bestimmen, habe ich von Mec. gr. folgende
Maße aufgenommen:
Länge der Rinne beim cf 420 ft beim 9 460 ft Breite (in der Mitte) beim cf 50 p, beim
9 60 ft Höhe beim cf 45 ft beim 9 50 ft
Entfernung des oberen Endes vom vorderen Rande des Trommelfelles beim cf 220 ft
beim 9 270 ft
Entfernung des unteren Endes vom vorderen Rande des Trommelfelles beim cf 400 p,
beim 9 440 p, des unteren Endes von der unteren Trommelfellspitze beim cf 500 ft beim 9
520 p.
Die Größen- und Lageverhältnisse sind bei Tieren derselben Art ziemlich konstant.
Das Körperchen geht oben schmal und mit scharfer Kante aus dem vorderen Rande
des über ihm liegenden Loches, welches die Öffnung des zapfenförmigen Körperchens vorstellt,
hervor und erreicht gleich unmittelbar darunter, indem es gleichzeitig breiter wird,
seine höchste Höhe. Auf dieser Höhe hält es sich ungefähr bis zur Hälfte seiner Länge und
fällt dann nach unten zu allmählich ab. Im Querschnitt zeigt es gewöhnlich die Form eines
etwas unregelmäßigen Halbkreises. Es kommt aber auch vor, daß es nach der einen oder
anderen Seite, meistens nach der vorderen, etwas geneigt ist oder steiler abfällt (Taf. III,
Fig. 16 riK).
Der Übergang in das hintere Tympanalfeld gestaltet sich dadürch noch etwas anders,
daß das Trommelfell unmittelbar hinter dem rinnen- oder kahnförmigen Körperchen eine in
derselben Richtung verlaufende, nach außen konkave, rinnenähnliche Vertiefung trägt (Taf. I,
Fig. 4 F). Diese zweite äußere Rinne tritt erst neben dem oberen Drittel des kahnförmigen
Körperchens deutlich hervor und hat ungefähr dieselbe Breite. Sie vertieft sich sehr schnell
nach der Zapfenöffnung zu und geht kontinuierlich in diese über, so daß wir bei Betrachtung
der Außenseite den Eindruck gewinnen, als sei die Zapfenöffnung nach unten zu ausgußartig
verlängert.
Bei manchen Formen (.Psophus stridulus) ist das kahnförmige Körperchen recht flach.
Bei Acridium aegypticum trägt es sogar eine in der Längsrichtung verlaufende, nach außen
konkave, furchenartige Vertiefung.
Eine leistenartige Umrahmung des Innenrandes, wie sie G r ä b e r p. 81 und 82 beschreibt
und in Fig. 110 v und h (Taf. 9) abbildet, existiert nicht; die Rinne geht sowohl
vorn als auch hinten mit einer abgerundeten Kante ganz gleichmäßig in das Trommelfell
über. Der hintere obere Rand ist allerdings entsprechend den oben geschilderten Zuständen
modifiziert. Hier ist das Trommelfell in derselben Weise wie die Rinne nach außen vorspringt,
nach innen faltenartig vorgewölbt. Es bildet, von innen gesehen (Taf. I, Fig. 5 F),
eine längliche, wulstartige Erhebung, die den hinteren oberen, erhöhten Rand der Rinne
.vorstellt. Nach unten zu verliert sich die Erhöhung bald, nach vorn und oben aber hebt
sie sich kräftig heraus, und ebenso wie ihre äußere konkave Seite die Fortsetzung des Zapfenlumens
bildet, geht sie innen in die untere Wand des zapfenförmigen Körperchens über. Da
die nach innen gerichtete Trommelfellfalte unmittelbar auf das rinnenförmige Körperchen
folgt, so sehen wir auf Querschnitten, die durch diese Partie fallen (Taf. I, Fig. 3 rechts)
eine S-förmige Krümmung, deren vorderer Bogen dem rinnenförmigen Körperchen der
hintere der fraglichen Falte angehört. Da sich ferner die Rinnen in entgegengesetzter
Richtung vertiefen, so steht die Höhe der beiden Bogen je nach der Lage des Schnittes im
umgekehrten, aber doch nicht konstanten Verhältnis. Schneiden wir von unten nach oben
so sehen wir zunächst die hintere Krümmung flach, die vordere hoch; je weiter wir nach
oben kommen, um so höher wird die hintere
Krümmung. Ein Querschnitt durch das obere
Ende des rinnenförmigen Körperchens, welches
bekanntlich bis in den vorderen Einfassungs-
rand des Zapfens hineinreicht, gibt uns zugleich
einen Längsschnitt durch den Zapfen
(Textfig. 2). Das rinnenförmige Körperchen erscheint
uns hier als flache Trommelfellduplikatur,
welche sich von vorn her über die Öffnung des
Zapfens legt.
W J * ' Zapfercfarmig.
'J&hperdiao
Das Chitin der Trommelfellfalten ist nicht viel dicker als das des vorderen weichen
Tympanalfeldes, aber es hat eine harte und spröde Konsistenz angenommen. Außerdem ist
es ziemlich uneben und vielfach von längsverlaufenden, runden Leisten durchzogen, die sich
wie Adern abheben.
Ich habe im Anschluß an die Erörterung des rinnenförmigen Körperchens die dahinter
liegende Falte nicht allein deswegen so genau beschrieben, weil die Gebilde kontinuierlich
ineinander übergehen und daher schwer zu trennen sind — denn trotz dieser
innigen Lagebeziehungen muß die Falte morphologisch mehr dem zapfenförmigen als dem
rinnenförmigen Körperchen zugerechnet werden — , sondern weil sie auch funktionell in enger