die eigentümliche Form von m2 betrachtet werden. Bei Y. lagopus zeigt m2 eine deutliche rechteckige
Form. Die beiden vorderen Höcker stehen einander direkt gegenüber; der äußere Höcker
ist etwas stärker entwickelt. Bei Y. lagopus ist der innere Vorderhöcker etwas nach hinten verschoben
und stärker ausgebildet als der äußere Höcker. Dadurch erhält der ganze Zahn eine breite,
bauchige Gestalt; der Talon verschmälert sich nach hinten auffallend stark, während derselbe bei
V. lagopus nur unbedeutend schmäler ist als der Vorderteil des Zahnes.“ Diese Form des m2, wie
sie uns H a g m a n n für V. lagopus kennen lehrte, ist aber auch die aller echten Schakale und Wölfe.
Ihr Auftreten bei V. lagopus deutet schon auf eine gewisse Zwischenstellung.
y. C. (Alopex) corsac.
Wenn ich oben sagte C. lagopus und Verwandte, so will ich damit den C. corsac, Fig. 3, T. I.
(No. zu Balg 1 der Straßburger Sammlung) bezeichnen. Die Schädel haben eine solche Übereinstimmung,
daß auf sie näher hingewiesen zu werden verdient. Die geringe Entwickelung der Delle
innerhalb der Postorbitalfortsätze, oder, anders ausgedrückt, der Anfang zur Stirnhöhlenbildung,
der verhältnismäßig kurze und plumpe, nach vorn nicht verjüngte Schnauzenteil vor der queren Naseneinsattelung,
die starke Wölbung der Maxillarfortsätze der Frontalia dahinter, die ungefähr gleiche
Größe der Schädel sowohl- wie der ganzen Tiere, sind beiden gemein und trennen sie von den übrigen
Füchsen.* Bei einem jungen C. vulpes sind die Einsenkungen in der Gegend der Postorbitalfortsätze
selbst vor dem Zahnwechsel schon ziemlich kräftig ausgebildet (T. I, Fig. 4).
Diese besondere Stellung von C. lagopus und corsac ist auch schon von verschiedenen Forschern
erkannt worden. So hat Blainville in seiner Gattung Lupulus den C. lagopus mit dem C. aureus und
C. corsac vereinigt, und H. Smi t h (39) hat für verschiedene fuchsartige Wildhunde und darunter
auch den C. corsac seine Gattung Cynalopex aufgestellt. Er hat ihre Mittelstellung besonders scharf
erkannt, wenn er sagt: „The following may be considered as Jackals with long tails, or Foxes with
diurnal eyes.“ Mit dem letzten Worte ist offenbar die runde Augenform gemeint, welche ihrerseits
dann wahrscheinlich die Ausbildung der Partie um die Postorbitalfortsätze in der geschilderten Weise
beeinflußt hat. Trotzdem muß bei einer Zusammenfassung vorstehender Wildhunde der Gattungsname
Alopex, welcher 1819 für den C. lagopus von K a u p auf gestellt wurde (fide Palmer 341), nach
dem Gesetze der Priorität erhalten bleiben. Somit haben wir gesehen, daß dem Fehlen oder Vorhandensein
der Stirnhöhlen bei Caniden nicht die bisher vermutete große, systematische Bedeutung zukommt.
2. Gibt es sichere Merkmale am Schädel, um Alopekoiden und Thooiden zu trennen?
Die Beantwortung dieser Frage, zu deren Lösung schon viele Versuche gemacht sind, bedarf
eigentlich eines viel größeren Raumes, als er mir im Rahmen dieser Arbeit zur Verfügung steht. So
sollen die nachfolgenden Ausführungen auch durchaus nichts Erschöpfendes, Abschließendes bringen.
Es gibt viele Merkmale, die wir nur bei Füchsen, wenn auch nicht bei allen, finden. Dahin
gehört vor allem die Ausbildung der Incisiven, die, wie ja bekannt, bei den Füchsen kaum eingekerbt,
bei den Wölfen deutlich 3 lappig sind und die Form der Prämolaren. Der 3. obere Prämolar — diesen
halte ich für besonders charakteristisch — hat bei den Wölfen immer hinter dem Haupthöcker eine
lange Schneide, auf der 2 Nebenhöcker sitzen, die auch bei sehr starker Abnutzung noch erkennbar
* Vielleicht empfiehlt es sich auch einmal die als C. lagopus bestimmten diluvialen Reste aus Deutschland mit G. corsac
zu vergleichen.
sind. Etwas Ähnliches kann sich auch gelegentlich bei Füchsen finden. (Vgl. Hilzheimer (16). Die
gewöhnliche Form des 3. oberen Pm. bei Füchsen ist aber die eines aufrecht stehenden Dreiecks, bei
dem die nach hinten gewandte Seite nur wenig länger ist, als die nach vorn gekehrte, und die höchstens
am Ende einen Höcker trägt, Ein fernerer Unterschied liegt in der Ausbildung der oberen Eckzähne.
Sie sind bei den Füchsen durchgehends schwächer und stärker gebogen, und tragen am Hinterrand
eine scharfe Schneide.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal scheint mir auch in der geringen Größe der Reißzähne
zu bestehen. Ich lasse hier zunächst einige Maßzahlen folgen. Die Messungen wurden sämtlich
an Schädeln der Straßburger Sammlung ausgeführt; nur die 3 letzten Schädel von C. simensis
gehören Herrn Prof. 0 . N e u m a n n, welcher mir die Benutzung gütigst gestattete. Sie sind in
der abessinischen Provinz Schoa gesammelt.
Alopecoidea.
A r t V. v u l p e s V. a e g y p t i a c a V. japónica V. f t I v a
V.
famélica
V.
a tlán tic
a
S im e n i a
s im e n s i s
Bezeichnung
Sammlung
'
Sclilep
B
Schle-
1618 ^
Ostpreu
si
§ ¡
Ostp
reu se
g y p t
1982 ^
J a
1981o*
L a b i
310
a 'd o r
Aegyp- Algier
; #
O ¡ i
n
Aven
a »
T u rra
Gul-
I I I
Abufe
Ba sila rlän g e 136'/* 138 119 % 121 122% 118% 134 ? 132% 138 125% ? 167 m 188 168
L än g e d e s
13% 13% 13 12% ' 12% 11% 13% 13% 13% 14% 14% 16% 1 ,5 15
Län g e des
U n te rk ie fe rs li2% 97% ,00 102 98% 112 107% 109% 114% 104% 103 91 141 u , 158 140
Län g e d e s
15% 15%
D
I 14% » >5 14 10 16 15% 14% 14% f l f l “ 18
Wenn man diese Zahlen mit denen der Tabelle I vergleicht, welche nur Vertreter der Thooidea
enthält, so wird man finden, daß bei diesen selbst kürzere Schädel durchgehends im Oberkiefer einen bedeutend
längeren Reißzahn haben. Die Länge des Reißzahnes im Unterkiefer der Thooidea wird nur von
der bedeutend größeren Untergattung Simenia unter den Alopecoidea erreicht. Im Verhältnis ist er also
auch bei Simenia kleiner als bei den Thooidea. Eine Ausnahme scheint nur der V. fulva zu machen.
Mit seinem großen P4 steht er schon den Thooiden etwas näher, während andererseits der C. mengesi
den Füchsen nahe kommt. Somit zeigen diese beiden schon, daß eine scharfe Abgrenzung nicht
möglich ist, sondern die Caniden, wie später gezeigt wird, eine ununterbrochene, durch Übergänge
verbundene Reihe darstellen. Auffallender Weise ergibt der Vergleich auch, daß bei vielen Thooiden
der Unterkiefer verhältnismäßig kurz ist. Ob dem eine systematische Bedeutung zukommt, bedarf
noch fernerer eingehender • Untersuchungen.
Ein ferneres Merkmal, das sich nur bei Füchsen findet, wenn ich auch noch nicht mit Sicherheit
sagen kann, ob bei allen, ist die Ausbildung der Hinterhauptsschuppe. Bei allen Wölfen und Schakalen
ist der Punkt, wo die Sagitalkristä und die Krista der Linea nuch. sup. Zusammentreffen, der höchste
und am weitesten nach hinten liegende des Hinterhauptes. Bei vielen Füchsen, z. B. bei unserem
C. vulpes, liegt dieser Punkt gegen zwei seitlich davon liegende, vorspringende Punkte der Linea
nuch. sup. zurück, so daß sie an dieser Stelle etwas eingebuchtet erscheint. Da diese beiden seitlich
Zoologica. H e f t B3. 4