ist über P§ etwas eingeschnürt. Die Decke des Gesichtsteiles ist breit, aber ziemlich scharf gegen die
Seiten abgesetzt. Diese sind steil, mittelmäßig hoch und haben vor den Orbitae eine schwache
Einsenkung, aus der sich der Vorderrand der Orbitae kräftig erhebt. Die Bullae sind sehr flach und
zeigen mit ihrer horizontalen, etwas runzligen, in der Mitte schwach eingesenkten Decke deutlich
eine Verkümmerung. Das Gebiß bietet, abgesehen von einigen gleich zu nennenden Anomalien
keine Besonderheiten: Pi und Ps stehen in einer Richtung, zu der Pa einen sehr stumpfen Winkel
bildet. Vor ihm verlaufen die Kieferränder parallel. Die Zahnanömalieen bestehen in dem spurlosen
Fehlen des ^2 und P2 rechts und in der Richtung des c links, welcher, anstatt sich vom Kiefer
zu erheben, in einer Ebene mit ihm verläuft, ähnlich wie ich es auf Taf. V, Fig. 47—49 meiner früheren
Arbeit (17) dargestellt habe. Im Zusammenhang damit steht offenbar, daß die Längsachse des Schädels
keine gerade Linie bildet, sondern der Gesichtsteil etwas nach links abgebogen ist.
Der Unterkiefer bietet keine Besonderheiten. Er ist sehr hoch, die Zähne stehen sehr gedrängt,
fast ohne'Lücke, der linke c hat entsprechend dem oberen seine Richtung etwas geändert, der Angularfortsatz
ist lang und kräftig, am auf steigenden Ast ist der Hinterrand etwas, der Vorderrand auffallend
stark gebogen, so daß oben nur eine Ecke entsteht.
Von dieser Rasse liegt mir nur ein Schädel vor. Und ich würde ihn wahrscheinlich nicht für
eine selbständige Rasse gehalten haben, wenn er sich nicht so ausgezeichnet in Form und Maßen an
den von L. und G. abgebildeten Schädel, Fig. 6, anschließen würde.
.ß- Canis familia ris L.
Untersuchte Schädel:
No. 4571 Mumienschädel aus Siut der Kgl. Ldw. Hochsch. zu Berlin gehörig.
Von diesem Schädel ist der ganze Teil von ungefähr der Schläfenenge bis zum Hinterhaupt
mit einem Stück mumifizierter Haut, auf der noch rötlichbraune Haare stehen, fast vollständig
verdeckt, so daß darüber kaum etwas zu sagen ist. Jedoch macht das Gesichtsteil einen so eigenartigen
Eindruck, daß ich diesen Schädel für eine neue Rasse halte. Das Stirnfeld ist eben, median
kaum eingesenkt und auch an den Postorbitalfortsätzen kaum abwärts gebogen. Das Gesicht erscheint
schon vor den Orbitae sehr schmal, dennoch ist die Schnauze vor den F. infr. sehr stark eingeschnürt.
Auch sie erscheint sehr schmal. Ihre Ränder verlaufen parallel. Der Teil vor den F. infr. scheint
stark verlängert. Der Stimabsatz ist kräftig, langgestreckt. Die quere Naseneinsattelung ist nur
schwach angedeutet und der Nasenrücken senkt sich davor noch stark. Der Gaumen erscheint
schmal, besonders in seinem vorderen Teil. Er wird darin von allen alt-ägyptischen Hunden nur
noch von der vorigen Rasse übertroffen, mit der der Schädel gleichwohl keine Ähnlichkeit hat. Die
stark rudimentären Bullae sind wenig gewölbt und zeigen die Spuren eines Kiels.
y- Canis pallipes domesticus. Hilzh.
(Chien levrier, Lortet et Gaillard. Fig. 10).
Untersuchte Schädel:
No. 2714 und 2716 aus einer Hyänenhöhle in Ägypten, von Dr. Mook. Der Kgl. Ldw. Hochschule
in Berlin gehörig. (Tafel VIII, Fig. 18a, b).
Auch von dieser Rasse liegen mir keine mumifizierten Schädel vor, da aber die beiden hierhergehörigen
Schädel gut mit dem Chien égyptien von L. und G. übereinstimmen, glaube ich auch diese
Schädel mit Rücksicht auf die Vorbemerkungen bei den ägyptischen Hunden besprechen zu sollen.
Im Vergleich zu vorigen ist bei dieser Rasse der Hirnschädel sehr klein. Auch sind die Parie-
talia an den Seiten wenig aufgetrieben, sodaß die Seiten des Hirnschädels in gleichmäßiger Wölbung
abfallen. Die Schläfenenge ist unbedeutend eingeschnürt und liegt weit zurück. Auffallend mächtig
ist der Teil vor ihr bis zu den Postorbitalfortsätzen, d. h. die Stirnhöhlen entwickelt. Daher verbreitert
sich der Schädel vor der Schläfenenge wieder stark. Die Sagittalkrista ist sehr kräftig
entwickelt, ebenso die oberen Schläfenbogen. Diese sind stark gebogen, so daß die Postorbitalfortsätze
fast senkrecht zur Längsachse .des Schädels stehen. Das Stirnfeld ist sehr breit, median
schwach eingesenkt und in der Längsrichtung gewölbt. Es entsteht daher ein starker Stirnabsatz.
Doch ist er in diesem Fall nicht so steil, sondern viel gestreckter als bei den vorigen. Auch ist die
quere Naseneinsattlung schwach. Die Schnauze ist kaum eingeschnürt über den P2. Ihre Ränder
verlaufen annähernd parallel oder nähern sich sogar nach vorn. Die Decke des Gesichtsteiles ist
breit, in scharfer Kante gegen die Seiten abgesetzt, die steil und vor den Augen höher sind als beim
vorigen. Auch sind die Seiten vor den Augen stärker eingebuchtet, ohne daß jedoch der Augenrand
mehr hervortritt. Die Bullae sind stark rudimentär, doch zeigen sie noch Andeutungen eines Kiels.
Im Gebiß bilden Pf und P? einen sehr weiten, offenen Winkel, dafür ist der zwischen Ps und P2 gering.
Unterkiefer fehlt beiden Schädeln.
Interessant ist Schädel 2714, bei ihm reicht das rechte Nasale um 20 mm weniger weit nach
hinten als das linke. Auch sonst zeigt er im Verlauf der Muskelkämme Unregelmäßigkeiten. Übrigens
hat 2714 eine viel stärkere Schnauze. Die Achse der Jochbogen steht mehr senkrecht. Ich möchte
daher 2714 als o* und 2716 als ? ansehen.
Dieser Hund steht sowohl in Maßen als in Form, dem von Lortet et Gaillard als Chien levrier
bezeichneten Haushund außerordentlich nahe. Besonders gleicht Schädel No. 2716 so der Fig. 8,
daß er das Original dazu sein könnte. (Vgl. aber p. 96.) Warum aber die genannten Autoren durchaus
in ihm einen Windhund sehen wollen, ist mir nicht recht verständlich, denn das Argument, daß
das Skelett sich in Form und Proportionen vollständig an die ägyptischen Abbildungen eines Windhundes
mit eingerolltem Schwanz anschließen sollte, ist doch wohl kaum als stichhaltig anzusehen.
Weit wichtiger scheinen mir die schon von G. und L. angeführten Tatsachen zu sein, wonach
die Proportionen des Skelettes bei dem ägyptischen Windhund andere sind, als bei dem modernen.
Besonders ist die Tibia kürzer als der Femur, während bei allen Windhunden, nicht nur bei dem von
L. und G. gemessenen Skelett, das umgekehrte Verhältnis Platz greift.
Ferner ist aber der Schädelbau ein ganz anderer. Dieser ist beim Windhund so eigentümlich,
von jeder anderen Hundeform so abweichend, daß man einen Windhundschädel auf den ersten Blick
von jedem ändern Hundeschädel unterscheiden kann. 'Schon S t u d e r hat diese Eigentümlichkeiten
richtig hervorgehoben. Nur stehe ich darin im Gegensatz zu ihm, daß S t ud e r , der den
Windhund vom Pariah ableitet, den Schädel naturgemäß stark verlängert findet. Ich neige eher
dazu, den Windhund von leichten Wölfen abzuleiten und finde daher den Schädel hauptsächlich
stark verschmälert, obwohl allerdings bei manchen hochgezüchteten Rassen der Teil vor den F. infra-
orbitalia auch verlängert sein mag. Als weitere Kennzeichen des Windhundschädels mag vor allem
die außerordentliche Höhe des Gesichtsteiles dienen, dessen Wände fast senkrecht zur schmalen
Decke stehen. Es ist dabei schon der Teil vor dem Stirnfeld dermaßen erhöht, daß die Stirn kaum