Andrerseits stimmen wir auch darin mit F ü r b r in g e r überein, den Wendehals als
einen echten Piciden anzusprechen. Gerade die nahen Beziehungen seiner Zungenmuskulatur
zu der von major lassen darauf schließen. F ü r b r in g e r (n pag. 1397) nennt die Wendehälse
mit Recht den „in der Hauptsache tiefsten und am wenigsten spezialisierten Typus“
der Piciden. Daß er sich dabei im einzelnen sehr hoch differenziert hat, zeigt sein Zungen-
apparat, welcher sich unter dem Einfluß einer Lebensweise, die mit der des Grünspechts
vieles Gemeinsame hat, wie dieser, aber völlig unabhängig von ihm, am höchsten von allen
Piciden entwickelt hat.
Was Gt au- und Grünspecht betrifft, so sind sie wohl von den Buntspechten abzuleiten.
Ihre Zungenmuskulatur stimmt im wesentlichen mit diesen überein und wie wir die
ihnen eigenen Spiralwindungen der musc, tracheo-hyoideus aus der Insertionsweise dieses
Muskels bei den Buntspechten hervorgegangen denken, wurde im Abschnitt IV ausgeführt.
Die beiden Arten haben sich dadurch wesentlich verändert, daß sie eine andere Lebensweise
annahmen; sie sind keine so kräftigen Hacker mehr, wie die Buntspechte; ihr
Schnabel ist in f o lg e d e s s e n schwächer geworden; dafür wurde er leicht gebogen, um besser
in die Erde eindringen zu können, um den Ameisen, v o n deren Fang dièse Spechte nun
hauptsächlich leben, nachzügehen.1 Der Ameisenfang bedingte auch, wie beim Wendehals,
die Verlängerung der Zunge. Das Verhalten des Stirnhöckers, das ebenfalls auf einen
direkten Zusammenhang der Grünspechte mit den Buntspechten hinweist, wurde pag. 11
behandelt.
Aus welcher der Buntspechtformen sich nun viridis entwickelt haben mag, ist nicht
zu sagen möglich, vor allem deswegen nicht, weil der Untersuchung zu wenige von den zahlreichen
grünspecht-ähnlichen Arten zu Grunde liegen. Am meisten w e is e n in der Tendenz
der Entwicklung ihrer Zunge medius und leuconotus in die Richtung auf viridis, doch verbieten
uns andere Eigenschaften — uns liegt der Schnabelbau am nä-chsten — einen unmittelbaren
Zusammenhang anzunehmen; dagegen ist hier einmal der Stirnhöcker, der dem
Grünspecht zukommt, ein Merkmal, das wir wohl als -phylogenetisch positiv in Anspruch
nehmen können, indem es darauf hinweist, daß die Grünspechte sich von den übrigen abgezweigt
haben mögen, nachdem die Spechte/schon kräftige Hacker geworden waren;
denn wir haben gesehen, daß die Grünspechte den Stirnhöcker als Verstärkung des
Schädels nicht mehr brauchen, seinen. Besitz aber bei der Verlängerung der Hörner in
anderer Weise ausgenutzt haben.
Im beigefügten Schema sind die Resultate der vorstehenden Betrachtungen zusammen*
gestellt.
Die Zeilen bezeichnen, von unten nach oben sich folgend, die Endpunkte der Zungenbeinhörner
am Schädel und damit die Länge der Zunge. Die Kolonnen geben einige der
übrigen charakteristischen Merkmale des Zungenapparats an. Von links nach rechts steigt
die Tendenz des musc, tracheo-hyoideus, die Luftröhre zu umwachsen. In der Richtung der
Verbindungslinie wurde im Schema versucht, dies Verhältnis zur jeweiligen Stammform aus*
zudrücken. Auf diese Weise ordnen sich die Arten, an die ihnen entsprechende Stelle ein-
Ich habe keinen einzigen Grünspecht erhalten, an dessen Schnabel nicht bis zur Wurzel herauf Erdreste hingen
(vergl. 43 pag. 510).