den musc. cleido-thyreoideus, keine weiteren Äste ab, erhält aber dann als sensibler Nerv des
Zungenschlauchs große Bedeutung. Die nerv, glossopharyngei beider Seiten treten (Fig. 14)
dicht nebeneinander, nur durch ein mediales Blutgefäß getrennt, dorsal vom Zungenbein in
diesen ein, laufen an dessep dorsaler Innenfläche hin und verzweigen sich bald vielfach.
Ihre Endästchen sind bis in den basalen Teil der hornigen Zungenspitze zu verfolgen, sie
durchziehen das subcutane Bindegewebe des Zungenschlauchs und der Zungenspitze und
treten wohl mit den hier zerstreut liegenden größeren Tastkörperchen in Verbindung. Im
Querschnitt Tab. VI, Fig. 55, der durch den basalen Teil des Zungenschlauchs gelegt ist,
finden wir dorsal rechts und links von den. Schnitten des in der Mittellinie liegenden Blutgefäßes
die noch unverzweigten nervi glossopharyngei. Im Schnitt Fig. 56 sind sie an derselben
Stelle noch deutlich zu erkennen, doch besteht der linke glossopharyngeus schon aus
zwei Zweigen und im vorderen Teil des Zungenschlauchs (Fig. 58) finden wir überall zwischen
den H e rb s t s ch e n Körperchen Querschnitte ¿durch die zahlreichen Endäste des glossopharyngeus.
Da der nerv, glossopharyngeus wie der hypoglossus bis zur Zungenspitze reicht,, so
muß . er wie dieser bei zurückgezogener Zunge geschlängelt sein. Weil er aber nicht am
Skelett entlang, sondern in der Unterhaut des Zungenschlauchs selbst verläuft, so sind seine
Windungen innerhalb des Zungenschlauchs am stärksten, dafür ist sein Verlauf in der Kehl-
gegend, wo der hypoglossus sich in Schlingen legt, gestreckter.
Wir haben nun noch den motorischen Ast dieses Nerven zu verfolgen. Nachdem
dieser das Zungenbeinhorn erreicht hat, gabelt er sich in zwei Zweige, die beide in den musc.
genio-hyoideus eindringen, und zwar läuft der eine nach rückwärts bis zum Ende des Zungenbeinhorns,
wo der Muskel inseriert, der andere läuft nach vorn und innerviert die in der
Kehl- und Schnabelgegend liegenden Fasern des musc. genio-hyoideus. Von diesem .vorderen
Ast gehen, wie in Fig. 12 ersichtlich ist,. Abzweigungen (g’) in den musc. genio-thyreoideus,
welche die .nahe Verwandtschaft dieses, wie es scheint, den Spechten eigentümlichen
Muskels mit dem genio-hyoideus dokumentieren. Bei den-Spechten ist also der nerv., glossopharyngeus
kraft der vom vagus erhaltenen Fasern ein wichtiger motorischer Nerv, da. er
dem hypoglossus die Innervierung des Vorziehers der Zunge abgenommen hat, der gerade
bei den Spechten eine weitaus größere Bedeutung hat als bei allen ändern Vögeln.1 Der
nerv, hypoglossus dagegen, dessen Bedeutung als Tastnerv bei den meisten ändern Vögeln
gewiß nicht sehr groß ist, unterstützt den glossopharyngeus in dieser Beziehung wesentlich,
indem die in seinem Bereich liegenden sensiblen Endorgane bei den Spechten außerordentlich
zahlreich werden. Wir sehen, wie die aberrante Funktion des Organs auf alle anatomischen
Verhältnisse ihren Einfluß ausübt.
3. Der Ast des n e r v u s f a c ia l i s , welcher.an der. Innervation der Zungenmuskulatur
beteiligt ist, tritt etwas abseits von den vorigen Nerven in der Ohrgegend aus dem. Schädel
aus, etwa da, wo der vom Schädel entspringende Teil des musc. mylo-hyoideus .post. ansitzt
(Textfig. 11, 7). Er verläuft in der oberflächlichen Portion dieses. Muskels nach vorn und
gibt, wie in Fig. 32 (Tab. III) zu sehen ist, einen Ast nach dessen tiefer gelegener Po.rti.on.(st.)
1 E. K a l l i u s , I. c. pag. 469— 470 hat unterdessen auch für Anas boschas L . nachgewiesen, daß der musc. genio-
hyoideus vom nerv, glosso-pharyngeus und nicht vom hypoglossus innerviert wird, sodaß es sehr nahe liegt, dies als ein
d er Vogelklasse gemeinsames Verhalten zu betrachten.
ab, wodurch diese als ein dem musc. mylö-hyoideus- zugehöriger Muskelstrang erkannt wird,
was übrigens auch eine Vergleichung mit der Anatomie der übrigen Vögel bestätigt.
4. Der nun noch übrig bleibende musc. mylo-hyoideus anterior endlich wird vom
n e r v u s t r ig em in u s aus versorgt (Fig. 39^ Tab. III).' Ein Ast des ramus tertius tritt etwa
in der Mitte des Unterkiefers auf dessen Innenseite dicht ventral vom musc. genio-thyreoideus
aus, läuft zwischen musc. genio-hyoideus und Unterkiefer wand nach unten und gabelt
sich. Ein Zweig, und zwar der laterale, geht nach vorn an die ventrale Schnabelhaut, der
andere läuft etwas mehr medial, mit diesem parallel am lateralen Rand der Schleimdrüse
entlang zum musc. mylo-hyoideus ant., in welchem er ganz vorn an der Symphyse des Unterkiefers
endigt. Auch hier bestätigt die Prüfung der Innervation die übrige anatomische
Diagnose: der unscheinbare, ausschließlich im Dienst der Schleimdrüsen stehende Muskel
ist, weil er zwischen den Unterkieferästen liegt und vom nerv, trigeminus versorgt wird,
vergleichend - anatomisch als musc. mylo-hyoideus anterior anzusprechen, und gewiß auch
phylogenetisch als Rudiment desselben aufzufassen.
In der folgenden Tabelle sind die eben beschriebenen Verhältnisse zusammengefaßt.
N e r v u s m o t o . r i s c h - s e n s i b e l
1. hypoglossus
a) ramus laryngeus
b) ramus lingualis
musc. cleido-thyreoideus
„ trachealis mit Syrinx-
musculatur
„ tracheo-hyoideus
musc. cerato-glossus inf.
„ cerato-glossus sup.
tiefer liegende, kleinere Tastkörperchen
, besonders in der
Zungenspitze.
2. glossopharyngeus musc. genio-hyoideus
„ genio-thyreoideus
[musc. cleido-thyreoideus ?]
größere Tastkörperchen, hauptsächlich
der Unterhaut der Zunge;
in der Mehrzahl i. Zungenschlauch.
3. facialis musc. mylo-hyoideus post.
4. trigemini ram. tertius musc. mylo-hyoideus ant.
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß die früher eingeführte Einteilung der
Zungenmuskulatur in drei Gruppen sich nicht nur auf äußere Merkmale gründet. Vor
allem ist zu beachten, daß die Muskeln der zweiten Gruppe (Muskeln zwischen Thorax
und Zungenbein) sich als sehr nah verwandt erweisen, indem sie sämtlich von e inem Ast
des nerv, hypoglossus innerviert werden. Auch die dritte Gruppe (Muskeln des Zungenbeins),
die freilich bloß aus zwei Muskelpaaren besteht, wird von einem Ast des nerv, hypoglossus
versorgt. Die erste Gruppe (Unterkiefer — Zungenbein) dagegen erweist sich als eine künstliche,
indem die Innervation von drei von einander unabhängigen Nervenstämmen aus erfolgt;
dabei zeigen sich aber die musc. genio-hyoidei und genio-thyreoidei als eng zusam