Trauben in die Leibeshöhle hineinragen, sondern höchstens einen brombeerförmigen, mit breitem
Grunde an der Leibeswand festsitzenden Knoten darstellen. Dies kommt daher, daß die Zahl der
Eier in den Ovarien sehr viel geringer ist als bei Plumatella, sie beträgt im Durchschnitt ungefähr
4— 5, oft aber noch weniger.
Die Eier entstehen aus indifferenten Zellen des inneren (mesodermalen) Epithels der Leibeswand,
und zwar desjenigen Theiles, welcher sich aus der oralen Hälfte der Primärknospe (A) entwickelt
hat. Aus dieser oralen Hälfte sind nicht nur die Tochterknospen (Fig. 57a und b, B, B1) mit ihren
Derivaten hervorgegangen, sondern auch, die dazwischen liegenden Theile der Leibeswand, deren
äußeres Epithel dem inneren Knospenblatt und deren inneres Epithel samt den Eizellen dem äußeren
Knospenblatt entspricht.
Die Reihenfolge, in der sich die Eier innerhalb der Ovarialanlage differenziren, ist in der Weise
geregelt, daß das älteste Ei stets der Primärknospe am nächsten liegt, die jüngeren weiter von ihr
entfernt sind und das jüngste in unmittelbarer Nähe der letzten Tochterknospe (Bn) sich befindet.
Für die Figuren 57a und b ist das genetische Verhältnis, in dem die einzelnen Individuen zu einander i—i i—i . . jBjs stehen, in der Formel A B C gegeben; dieselbe gilt mit unerheblichen Variationen auch
für die ungetheilten Zweigspitzen älterer Kolonien. Aus der Knospenanlage A hat sich zuerst
die Knospe B, dann die Knospe B 1 entwickelt, und aus der Knospenanlage B ist C hervorgegangen.
Das zu A gehörige Ovarium schaltet sich nun zwischen A und B l ein; und die Eier
wiederum ordnen sich so, daß sie gleichsam von B 1 nach A Vordringen, indem von B l her auf das
älteste Ei o die jüngeren Eier o l , o 2 usw. folgen. Wir erhalten die Formel
A i ! 0’ . . 0" J?1.
Als den „Grund“ dieser Gesetzmäßigkeit habe ich in meiner Schrift über Plumatella, (’97, S. 15)
die Thatsache angeführt, daß dadurch die Eier dem Oöcium entgegengeschoben werden (welches
zwischen dem Ovarium und dem Hauptpolypid A seine Stelle hat), und daß durch den Zusammenstoß
die Verbindung des ältesten Eies mit dem Oöcium gewährleistet wird. Der Ausdruck war schlecht
gewählt, denn dies ist allerdings das zweckmäßige Ergebnis der beregten Erscheinung, aber die
Ursache derselben 'liegt vielmehr in dem eigentümlichen Wachsthumsmodus des Phylactolämen-
stockes, wie ich ihn in den „Untersuchungen“ (’88; ’90, S. 18 ff.) geschildert habe. Da ich diesen
Punkt bei Plumatella vielleicht nicht genügend betont habe, so will ich ihn hier noch etwas näher
beleuchten.
Wir wissen bereits, daß in Fig. 57a und b aus dem Material der primären Knospenanlage A
die Tochterknospen B und B l entsprossen sind. Unter den Tochterknospen ist B die älteste, B 1 die
jüngste, d. h. der von A auf die Leibeswand herüberwandernde Zellcomplox BBl differenzirte sich
zuerst in seinem distalen, von A abgekehrten Theile zur Knospe B, dann in seinem proximalen,
A näher liegenden Theile zur Knospe B 1. Eventuelle spätere Tochterknospen würden hinter J91
1----- 1
und noch näher an A ihre Entstehung nehmen, nach der Formel A B" . . B ! B l B,
in der die Buchstaben B, dem Alter der Knospen entsprechend, rückläufig zu lesen sind; so daß also
innerhalb des von der Knospe A herstammenden Zellcomplexes BBn die Differenzirungsvorgänge
in der nämlichen Folge sich abspielen, wie die Wellen um einen ins Wasser geworfenen Stein: die
erste und älteste Welle am weitesten von ihrem Ursprung entfernt, die jüngste und letzte ihm am
nächsten.
Das Ovarium entsteht nun, wie erwähnt, immer oberhalb der jüngsten Tochterknospe, d. h.
an der äußersten proximalen Grenze des Zellcomplexes BB" , der von der Mutterknospe A schon
frühzeitig durch eine Reihe von mehr oder minder differenzirten Zellen getrennt wird; und da diese
letzteren, eben wegen ihrer Differenzirung, nicht mehr als Keimzellen dienen können, so kann die
unmittelbare Ursprungsstätte des Ovariums nur die Knospe B n sein: Hier sind die embryonalen
Zellen localisirt, von denen die Eibildung ihren Ursprung zu nehmen hat, und die Eier werden sich
aus der Knospe B n in derselben Reihenfolge herausdifferenziren, wie die Knospen B aus der Hauptknospe
A, d. h. nach der Formel
r | | , i
o ol o* . . 0" Bn (zu lesen B n, o, o\, o*, o«).
Wir sehen denn auch, daß die jüngsten Ovarien oder, bei älteren Ovarien, die jüngsten Eier
direct im äusseren Blatte der Knospe Bn gelegen oder wenigstens durch embryonale Zellen mit ihm
verbunden sind. Auf Taf. I, Fig. 1 und 2, ist die Knospe A ihrer Lage nach angedeutet; das Polypid
ist noch lange nicht ausgewachsen und etwa so alt wie das Individuum B in Fig. 57a auf Taf. VII.
Die Tochterknospe B ist ebenfalls angedeutet, sie steht im sackförmigen Stadium und ist die einzige,
die sich aus der Primärknospe entwickelt hat. Das älteste Ei o liegt in Fig. 2 hart auf der Grenze
zwischen der Knospe B und der bereits differenzirten Partie der Leibeswand, welche sich zwischen
A und B einschaltet. Die Zellen o1 und o2 tragen noch ganz den Charakter des äußeren Knospenblattes,
nur der große Nucleolus weist darauf hin, daß sie die nächsten Eizellen liefern werden. Ein
wenig später werden auch sie auf die Leibeswand übergehen, indem ja diese aus den Zellen des
Knospenhalses sich aufbaut. — In Fig. 1 liegt das älteste Ei o näher an A als an B, ist aber von A
deutlich durch eine Schranke von differenzirten Mesodermzellen geschieden, während es mit B (das
übrigens, wie der nächste Schnitt lehrt, thatsächlich nicht so weit abliegt als es hier scheint) durch
embryona le Elemente verbunden ist. Das zweite, schon deutlich erkennbare Ei o1 ist nur seitlich
getroffen und liegt weiter nach B hin.
In Fig. 8, Taf. I, ist ein älteres Stadium wiedergegeben. Das Hauptpolypid (A) — man sieht
nur den Duplicaturmuskel dm — ist nahezu erwachsen und hat zwei Tochterknospen hervorgebracht,
von denen die jüngste bei Bl gezeichnet ist. Das älteste Ei liegt bereits im Oöcium. Das zweite,
o1, liegt näher an B1, zwei noch jüngere, o2 und o3, sind im Nachbarschnitt sichtbar und entsprechen
ihrer Lage nach genau den Zellen a und ß, führen also direct in das äußere Blatt der Knospe Bl hinein.
In Fig. 6 ist ein noch älteres Ovarialstadium in zwei auf einander folgenden Schnitten dargestellt.
Das Ovarium enthält im Ganzen etwa 6 deutliche Eier. Das Hauptpolypid ist erwachsen
und befindet sich rechts von dem Buchstaben (A), die jüngste Tochterknospe bei B1. Das älteste
Ei liegt bei o und ist noch nicht vom Oöcium (Oö) auf genommen worden; die jüngeren Eier folgen
successive in der Richtung nach Bl, eins der jüngsten ist bei o" sichtbar. Links davon schließt sich
eine Reihe von embryonalen Zellen an, welche den Übergang zum äußeren Blatte von B1 vermitteln.
In Fig. 14 auf Taf. II hat das älteste, im Oöcium befindliche Ei sich bereits gefurcht. Von
den drei sterilen Eiern liegt das jüngste (in der Figur allein sichtbare) an der Analseite der Knospe
B 2 und im äußeren Blatte derselben. Von hier geht es, wenn sich im Lauf der weiteren Entwickelung
der Zwischenraum zwischen der Knospe und dem Oöcium vergrößert, vollends auf die
Leibeswand über.
Diese Beispiele werden genügen, um die nahen Beziehungen des Ovariums zu der jüngsten
Tochterknospe klar zu legen.