fehlten sie ganz. Das führte zu der Vermuthung, es möchte sich bei ihnen um rudimentäre Bildungen
handeln, die für den Aufbau des Embryo von keiner Bedeutung sind. Wenn sich die nämliche In-
constanz nun auch bei den Kopfzellen geltend macht, so ist das offenbar nur die Fortwirkung eines
und desselben Vorganges, und beide Erscheinungen werden unter dem gleichen Gesichtspunkte
zu betrachten sein. Zudem finden wir die frühere Annahme dadurch bestätigt, daß die Kopf zellen
in der That der Entartung anheimfallen, in manchen Fällen schon frühzeitig, in anderen, bei kräftiger
Ausbildung, erst später. An der Rudimentarität der Zellgruppe wird daher kaum zu zweifeln sein.
Ich sehe in ihr ein Seitenstück zu den „Binnenzellen“ von Plumatdla, also das primäre Entoderm,
das aber bei Fredericella, wohl wegen der lang gestreckten Form des Embryo, nicht durch Einstülpung
in die Furchungshöhle verlegt wird (Exogastrula).
Das besprochene Stadium ist auffallend kräftig entwickelt, es ist trotz der früheren Stufe
größer als das nächstfolgende aus Breslau. Überhaupt waren die Spandauer Stadien meist besser
genährt als die Breslauer. Damit hängt es vielleicht zusammen, daß in dem Breslauer Material,
obwohl es die ganze Entwickelungsperiode umfaßt, doch die frühen Stadien sehr viel häufiger sind
als die späteren: es besteht ein auffälliges Mißverhältnis zwischen der Zahl der geschlechtlichen
Anlagen und der thatsächlich reif werdenden Larven. Ein großer Theil jener Anlagen muß also, sei
es wegen Nichtbefruchtung oder aus anderen Gründen, allmählich ausgeschieden sein, und dieser
Schluß wird auch dadurch bestätigt, daß gar nicht selten Oöcien mit augenscheinlich sterilen Eiern
oder zerfallenen jungen Embryonen zur Beobachtung kommen. In dem Spandauer Material ist ein
derartiger Gegensatz nicht zu bemerken.
Blastula (Pseudoblastula). In Fig. 25, Taf. III, ist der Embryo noch überall einschichtig,
aber seine Form hat sich in charakteristischer Weise verändert. Der untere Theil, etwa bis zur Grenze
des oberen Drittels, besteht aus gedrungenen Zellen von einem Typus, der dem bisherigen völlig
gleicht. Wir gewahren ein langes Rohr mit eben erst sichtbar werdendem Hohlraum, den wir als
Furchungshöhle ansprechen müssen, und der sich aus den früheren Stadien leicht herleiten läßt
Der obere Theil dagegen ist stärker differenzirt, seine Zellen sind flächenhafter entwickelt, und hier
erweitert sich das Lumen des Rohrs zu einer geräumigen Höhle. Selbstverständlich entspricht
dieser Abschnitt der unterhalb der Kopfzellen gelegenen Region von Fig. 24 und 23. Die Kopfzellen
selbst sind aber gleichfalls vertreten, sie liegen zu 2—3 über der vorderen WTölbung des Embryo,
fast in das Lumen des Oöciums hineinragend; ein ausgesprochener Verfall ist nicht constatirbar.
Die Gesamtzahl der Zellen dieses Stadiums ist auf 60—65 angewachsen.
Die Bildung des Mesoderms und der Leibeshöhle. Die in Betracht kommenden Stadien
sind in Fig. 26 und 27 dargestellt. Wir haben bei ihnen drei Regionen am Embryo zu unterscheiden.
Die oberste und die unterste verhalten sich ganz ähnlich wie die obere und untere Region der Blastula
in Fig. 25: in beiden persistirt noch die Furchungshöhle, dort als geräumige Höhle, hier, im unteren
Abschnitt, als enges Lumen eines blind geschlossenen Rohres. Der mittlere Theil aber ist zweischichtig
geworden, er enthält in Fig. 26 einen kegelförmigen Zellpfropf (M) mit wandständigen Kernen und der
Andeutung eines Hohlraums, der in Fig. 27 schon in voller Klarheit zu Tage tritt und die Leibeshöhle
repräsentirt. Die innere Schicht selbst ist das Mesoderm.
Über die Entstehung desselben geben meine Befunde bei Fredericella nicht unmittelbar Auskunft.
Es liegt aber eine so augenscheinliche Übereinstimmung mit den bei Pectinatella obwaltenden
Verhältnissen vor, daß wir die dort gewonnenen Ergebnisse mit voller Sicherheit auch auf unseren
Fall übertragen können. Jene an ihrer Stelle genauer zu schildernden Vorgänge vorwegnehmend,
können wir sagen, daß das Mesoderm aus einer Wucherung entsteht, welche an der oberen Grenze
des von massiveren Zellen gebildeten Unteren Abschnittes der Blastula (Fig. 25 bei jx). auftritt. Hier
dringen einzelne Theilungsproducte der Wandzellen in das Innere der Blastula vor und formiren
jenen Zellpfiopf, der sich dann als zweite, innere Blase der äußeren anfügt. Die Ursprungsstelle des
Mesoderms liegt also an der Peripherie des Diaphragmas, welches in Fig. 27 die Leibeshöhle (Lh)
von der Furchungshöhle (Fh) der obersten Region des Embryo trennt, und hier grenzen sich auch
die beiden Schichten noch nicht so klar von einander ab, ihre Verbindung ist eine innigere, als weiter
nach unten.
Mit seiner oberen Kuppe grenzt der Embryo nach wie vor an die innere, ectodermale Schicht
(ec1) des Oöciums. In dem von derselben umschlossenen Hohlraum, dem ursprünglichen Lumen
der Oöciumknospe, findet man öfters entartete Zellen (Fig. 26, 29), die möglicherweise aus dem Oöcium
selbst, wahrscheinlicher wohl von degenerirenden Kopfzellen des Embryo herstammen.
Das Verschwinden der Furchungshöhle und die Ausbildung der Placenta. Obwohl die
Stadien Fig. 28—30 dem zuletzt besprochenen zeitlich nicht allzu fern stehen mögen, hat sich doch
in der Gesamtform des; Embryo eine auffällige Wandlung vollzogen. Aus der lang gestreckten Gestalt
ist er in eine rundliche, in Fig. 29 fast kugelförmige übergegangen, so daß die Form der Larve schon
im ungefähren Umriß zum Ausdruck kommt.
Der Hohlraum dieses Gebildes wird vornehmlich durch die von Mesoderm ausgekleidete
Leibeshöhle (Lh) repräsentirt. Der untere Theil der Furchungshöhle (Fig. 27, u Fh) ist ganz verschwunden,
das mesodermale Epithel hat sieh auch im Bereiche des hinteren Zipfels von Fig. 27
eng an das ectodermale Blatt angelegt. Dieser Zustand scheint das Ergebnis zweier verschiedener,
aber Hand in Hand arbeitender Vorgänge zu sein: Erstens wird er auf einem Vordringen des Mesoderms
beruhen, zweitens aber darauf, daß sich der hintere Zipfel des Embryo zusammenzieht und so
dem fortwachsenden Mesoderm bis zur endlichen Berührung entgegenkommt. Die letztere Annahme
wird uns durch die in Betracht kommenden Stadien geradezu aufgezwungen. Wir finden überall
das Ectoderm am unteren Ende des Embryo bedeutend verdickt, die Zellen sind hier ausgesprochen
cylindrisch, wie wenn sie durch gegenseitigen Druck comprimirt wären, und sie stehen dadurch im
Gegensatz zu den Seiten wänden des Embryo, wo sie ungefähr den früheren Typus bewahrt haben,
ja in Folge der Ausdehnung der Leibeshöhle stellenweise erheblich flacher geworden sind. Sodann
bemerken wir am Oöcium hinterwärts einen seltsamen Zipfel (z), der in den Figuren so gezeichnet
ist, wie er sich aus den benachbarten Schnitten ergiebt. Es handelt sich um ein stark gekrümmtes
bruchsackartiges Gebilde, das in Fig. 30 in der Mitte des Hinterendes, in Fig. 28 und 29 mehr seitwärts
dem den Embryo umschließenden Körper des Oöciums ansitzt und fast wie ein Schwanzanhang
erscheint. Es besteht aus voluminösen Zellen des mesodermalen Oöciumblattes und enthält ein
kleines, augenscheinlich durch den Collaps der Wandung verengtes, übrigens leeres oder nur mit
einigen Plasmaflocken erfülltes Lumen.. Die compacte Form der Zellen sticht auffällig ab gegen
das , gedehnte Epithel im Umkreise des Embryo. - In Fig. 29 springt das äußere Blatt des Embryo
mit einer stumpfen Spitze gegen das Lumen des Anhangs,.-vor. Alles dieses, das Auftreten und die
Form des Zipfels, erklärt sich bequem, aus der Annahme, daß wir es hier mit dem ursprünglichen
Hinterende des:.Oöciums zu thun haben, aus dem sieh-der Embryowie aus einer Matrize herauszog,
um so die in seinem untersten Abschnitt restirende Furchungshöhle zu verdrängen.
Es mag gleich erwähnt werden; daß dieser -Oöeiumanhäng noch auf den spätesten Embryonalstadien
nachweisbar ist, so beispielsweise im Stadium Taf. IV, Fig. 36 und Taf. V, Fig. 38, wo er als