noch einige, meist zwei, kleinere an jeder Seite.“ Die letzte Bemerkung gestatte ich mir
dahin richtig zu stellen, daß vom dritten Abdominalring ab, von jedem Stigma nur eine
Tracheenblase ausgeht, und daß die Blasen nach hinten zu allmählich an Größe abnehmen.
Auch zu den Thorakalstigmen gehören Tracheenblasen, aber weder diese noch die abdominalen
erreichen die Größe der Tympanalblasen. G r ä b e r schließt dann seine Ausführungen
mit folgendem Satze: „Aus dem Mitgeteilten ergibt sich zur Evidenz, daß die Tracheenblase
der Tympanalregion nichts weniger als spezifische Einrichtungen des Trommelfellapparates
sind, sondern in erster Linie unzweifelhaft als aerostatische Gebilde in Verwendung kommen.“
Daß die Tracheenblasen keine spezifische Einrichtungen der Tympanalregion sind, ist wohl
klar, denn diese Gebilde findet man nicht nur bei Orthopteren mit und ohne Tympanum,
sondern bei den meisten flugfähigen Insekten und noch bei vielen anderen auch. Daß aber
die Tracheenblasen der Tympanalgegend, insbesondere die äußere Tympanalblase, ein wichtiger
Bestandteil des Tympanalorgans geworden sind und eine ihrer neuen Funktion entsprechende
Ummodelung erfahren haben, ist teilweise schon aus meinen bisherigen Ausführungen
ersichtlich, teils hoffe ich es im nachstehenden beweisen zu können.
Zunächst habe ich nur noch etwas nachzuholen, was ich bisher nicht erwähnt habe,
nämlich die V e r b in d u n g d e r tym p a n a le n T r a c h e e n b la s e n u n te r e in a n d e r . Über
diese Verhältnisse habe ich nur an lebenden Tieren Aufklärung finden können.
Da die Blasen der beiden Körperseiten
unterhalb des Rückengefäßes in
Verbindung stehen, wurde der Körper
an der Bauchseite durch einen Medianschnitt
geöffnet, darauf die beiden
Körperhälften, Bauchseite nach oben,
auseinander gesteckt und Darm und
Gonaden unter Wasser vorsichtig, ohne
die Trachee zu zerren, unter der Lupe
herausgeschnitten. Durch den Auftrieb
des Wassers wurden die sonst eng an-
und übereinander liegenden Blasen gehoben
und isoliert. Textfig. 6 gibt uns
ein schematisches Bild der beiderseitigen
inneren Tympanalblasen und der
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Blasen der dritten Abdominalstigmen in der Ansicht, wie es uns in solchen Präparaten
entgegentritt.
Die beiden vorderen inneren Blasen sind durch eine kurze Queranastomose verbunden.
Dagegen stehen die hinteren inneren Blasen nicht miteinander in Verbindung. Sie schieben
sich an ihrem oberen Ende ganz regelmäßig in der Weise übereinander, daß die linke
hintere dem Zwerchfell unmittelbar anliegt und die rechte hintere sich dann von unten her
dagegen legt. In der Rückenlage, welche wir dem Tiere gegeben haben, können wir daher
die rechte hintere Blase ganz übersehen. Wir finden, daß sie einen Verbindungsast nach
der Mitte der Queranastomose sendet, welche die Blasen des dritten Abdominalsegmentes
verbindet. Legen wir nun die rechte hintere Blase zurück, so sehen wir, daß vom oberen
Ende der linken hinteren Blase, genau in der Weise, wie ich es in der schematischen Text-
fig. 6 wiedergegeben habe, ein Gefäß in der Medianebene dicht am Zwerchfell entlang nach
vorne zieht und in die Queranastomose der beiden vorderen inneren Tympanalblasen einmündet.
W ir h a b en h ie r a lso d as e ig e n a r t ig e B ild e in e r A s ym m e t r ie in dem
s o n s t s t r e n g s ym m e t r is ch g e b a u te n K ö rp e r .
Die beiden äußeren Tympanalblasen sind, wie schon erwähnt, blind geschlossene
Säcke mit nur einem Zuflußrohr; sie würden in unserem Bilde beiderseits unter die Blasen
zu liegen kommen.
Die Gestalt der Tympanalblase hängt allein von ihrem Füllungszustande ab, dieser
aber wird beeinträchtigt durch den Darm und die Geschlechtsorgane. Der Darm liegt mehr
in der unteren Körperregion und kommt wohl weniger in Frage. Dagegen kann man beobachten,
daß bei weiblichen, mit Eiern vollgepfropften Tieren besonders die inneren Tympanalblasen
so zusammengepreßt sind, daß sie völlig kollabiert an der Körperwand liegen.
Die äußeren Tympanalblasen sind hiervon weit weniger betroffen, jedenfalls sind sie nie
ganz luftleer. Sonderbar ist es, daß sich bei den Weibchen auch nach der Eiablage die
Luftsäcke nicht wieder füllen. Bei männlichen Acridiern nehmen die 6 Blasen die ganze
Tympanalgegend oberhalb des Darmes bis zum Zwerchfell ein, nur wenige Hodenschläuche
liegen noch dazwischen. Halten wir ein männliches Tier gegen das Licht, so erscheinen
die Tympana lichtdurchlässig, und wir würden durch den Körper hindurch sehen können,
wenn nicht die inneren Tympanalblasen und die Trommelfellmatrix pigmentiert wären.
(Vgl. Taf. I, Fig. 2 und 3.)
Die ä u ß e r e T ym p a n a lb la s e (Taf. I, Fig. 2, 3 und Taf. II, Fig. 7 äTBl), das
eigentliche Cavum tympani, ist eine äußerst zarte, vollkommen durchsichtige Blase, welche
das Tympanum vollständig bedeckt, vorn mit ihm abschließt und nach hinten und oben
weit über die Einfassung hinausreicht. Von innen betrachtet, hat sie ungefähr die ovoide
Form des Trommelfells, denn sie ist oben breit und läuft nach unten spitz zu. Ihr unteres
Ende liegt nur wenig unter der Spitze des Tympanums. Die Lage der Blase ist durch die
Art ihrer Befestigung eine ganz konstante, sie kann sich nur nach oben und hinten ausdehnen.
Mit ihrer äußeren Fläche berührt sie die Körperwand, besonders aber schmiegt sie
sich dicht an das Tympanum und umhüllt dabei wie ein Mantel das nervöse Endorgan,
welches an das Trommelfell geheftet ist. Daß die Blase dem Trommelfell nur anliegt und
nicht mit ihm verwachsen ist, hat G r ä b e r bereits erkannt (p. 98); wir können uns hiervon
gleichfalls leicht überzeugen, wenn wir sie bei frischen Exemplaren mit der Pincette abheben.
Ihre vordere Wand berührt oben den Chitinkamm, welcher dort zwischen Metathorax
und Abdomen nach innen vorragt und den Flügelmuskeln als Ansatz dient (Fig. 7). Weiter
unten lehnt sie sich an die Stammtracheen des Tympanalstigmas und geht mit ihnen auch
streckenweise Verwachsungen ein, so daß sie vorne besonders fest fixiert ist. Die innere
gleichmäßig gewölbte Wand wird von den inneren Tympanalblasen bedeckt.
öffnen wir nun die äußere Tympanalblase eines lebenden Tieres und betrachten ihre
Innenseite bei auffallendem Lichte, so bemerken wir, daß sie uns, vorzüglich an den Stellen,
die in gleich zu beschreibender Weise Duplikaturen bilden, und außerdem an dem farblosen,
nervösen Endorgan und seinen Nerven, blendend weiß entgegen leuchtet. Diese
Färbung hat schon S ie b o ld (1844, p. 63) beobachtet, allerdings nur am Nerven und dem