mengehörig, während die beiden musc. mylo-hyoidei unter sich und von den übrigen weit
getrennt stehen. Man könnte dadurch auf die vielleicht etwas kühne Annahme kommen,
daß diese beiden Muskeln, die ja auch sonst oft in keiner sehr engen Verbindung mit dem
Zungenbein stehen, diesem ursprünglich nicht angehören, sondern vielleicht als Muskeln der
Mundhaut bei einigen Vogelgruppen erst sekundär mit dem Hyoid in Verbindung getreten
sind. Nichtsdestoweniger gehören sie funktionell auch ursprünglich zum Zungenapparat, da
sie auch ohne Zusammenhang mit dem Zungenbein durch ihre Kontraktionen die Lage der
Zunge im Schnabel beeinflussen.
IV.
Im folgenden Abschnitt sollen die Verschiedenheiten in der Zungenmuskulatur der
einzelnen Spechtarten behandelt und dabei der Versuch gemacht werden, sie funktionell zu
erklären. Ich werde dabei die Muskeln in der früher gewählten Reihenfolge abhandeln und
bei jedem Muskel die Spechtarten besprechen, soweit sie von major abweichen. Daran anschließend
soll auf entsprechende Verhältnisse bei ändern Vögeln hingewiesen werden, die
die komplizierten bei den Spechten zum Teil erläutern und erklären, zum Teil vielleicht
auch auf stammesgeschichtliche Momente hindeuten. Dabei werden wir naturgemäß am
häufigsten Beziehungen zu den Passeres finden und unter diesen treffen wir die meisten
Ähnlichkeiten bei den Certhiiden an.
i. Der M u s c u lu s m y lo -h y o id e u s p o s t e r i o r (vergl. pag. 23L-24) zeigt innerhalb
der Spechtgruppe nur wenig Verschiedenheiten.-Überall ist er im wesentlichen ein breiter,
oberflächlich liegender Muskel, der sich in der hinteren Hälfte des Unterkieferwinkels ausspannt
und durch seine Kontraktion Zunge und Kehlkopf nach oben drückt. Er vertritt also
der Hauptsache nach funktionell den mylo-hyoideus anterior vieler anderer Vögel, bei denen
der posterior zum Teil als Rückzieher der Zunge funktioniert. Bei diesen besteht er meist
aus zwei deutlich getrennten Portionen (serpi- und stylo-hyoideus Gadow), von denen die
eine als oberflächlicher Muskel die Platte des anterior nach hinten fortsetzt (Tab. IV,
Fig. 44; Tab. V, Fig. 46), die andere in die Tiefe geht und am Zungenbeinkörper inseriert
(Tab. V, Fig. 48, 50, 51). Diese Portion ist dann wohl immer ein mehr oder weniger wichtiger
Rückzieher der Zunge. Ich fand das so bei Gallus, Meleagris, Columba, Anser1,
Buteo, Corvus, Sitta, Certhia, also in den verschiedensten Vogelgruppen. Man darf wohl
mit G ad ow (13 pag. 68) annehmen, daß serpi- und stylo-hyoideus sich aus einem ursprünglich
einheitlichen Muskel, und zwar dem oberflächlichen serpi-hyoideus, differenziert haben,
indem einzelne Fasern des mylo-hyoideus post, eine Insertion am Zungenbeinkörper gefunden
haben. Bei Certhia und Sitta ist der innige Zusammenhang beider Muskeln sehr
deutlich, der stylo-hyoideus ist lediglich ein stärkeres Bündel des serpi-hyoideus. Bei ändern
Vögeln dagegen (Corvus, Buteo), erscheint der stylo-hyoideus ganz selbständig. Übrigens
wechseln die Ursprünge der beiden Muskeln je nach der nötigen Läge des Rückziehers, so
daß z. B. bei Corvus dieser noch am Unterkiefer entspringt, während der dem serpi-
hyoideus der Tenuirostres entsprechende oberflächliche Muskel an der Schädelbasis ansitzt.
1 Bei A n s e r inseriert die oberflächliche Portion des musc. mylo-hyoideus post, ventral am Urohyale.
Diejse Vertauschung, der Ursprünge beider Muskeln ist' wohl ein weiterer Hinweis auf ihre
gemeinsame Entstehung.
Je beweglicher die Zunge wird, desto länger wird die tiefer liegende Portion des
mylo-hyoideus post.i«||stylo-hyoideus G a d ow , wenn sie einmal Rückzieher geworden ist und
diese Funktion nicht sekundär wieder aufgibt, und es ist interessant, wie den Spechten fernstehende
Vogelformen, die die Zunge weiter als die übrigen ausstrecken, diesen Muskel
mächtig entwickeln und den Zungenbeinhörnern gleichlaufend am Hinterkopf hinauf verlängern
(vergl. G ad ow 13, Tab. XVI, Fig. 1), wozu wohl schon Certhia und Sitta hinneigen.
Am mächtigsten in dieser Beziehung entwickelt finden wir den mylo-hyoideus post,
bei den Trochilidae (13, Tab. XVI, Fig. 5), wo er mit den Zungenbeinhörnern bis zur
Schnabelwurzel reicht. Hier findet eine Konvergenz mit den Spechten statt; der Zungenapparat
baut sich aber auf ändern anatomischen Grundlagen auf, wie auch ein Vergleich
beider Skelette lehrt (P a rk e r 38, Tab. XXII, Fig. 7).
Bei den Spechten ist der Rückzieher aus einer ganz ändern Muskelgruppe hervorgegangen,
nämlich aus jenen Muskeln, die das Zungenbein mit dem Schultergürtel verbanden,
wogegen das dem musc. stylo-hyoideus G adow entsprechende Muskelbündel, die
portio interna des musc. mylo-hyoideus post., ganz rudimentär geworden ist. Daß es
aber überhaupt vorhanden ist, läßt vielleicht auf eine frühere Verbindung mit dem Zungenbeinkörper
schließen. Am stärksten schien mir die portio interna bei martius entwickelt;
hier konnte ich sie in der Tiefe neben dem caput ventrale des musc. trachealis bis zu dessen
Ende verfolgen. Auch bei canus und viridis ist sie etwas stärker als bei major, während
ich sie bei ly n x überhaupt nicht nachweisen konnte; es ist ja auch leicht denkbar, daß
dieser Muskel funktionslos wird und ganz verschwindet. Der mylo-hyoideus post, ist bei
den Spechten nicht nur Aufwärtsdrücker des Kehlkopfs, sondern er hat als oberflächlichster,
breit sich ausspannender Muskel außerdem die Aufgabe, den komplizierten Zungenapparat
in seiner Lage zusammenzuhalten. Das kommt besonders deutlich beim Grau- und Grünspecht
zum Ausdruck, wo der Muskel sich nach hinten beträchtlich ausbreitet und stark
von Bindegewebe durchzogen, wie eine muskulöse Haut den ganzen vorderen Schenkel der
Halsschlinge der Zungenbeinhörner überdeckt und so den frei herabhängenden Hornschlingen
einen Halt bietet. Vermutlich unterstützt dieser Teil des mylo-hyoideus post, auch das
Herausgleiten der Hörner beim Ausstrecken der Zunge, indem er durch seine Kontraktion
die Halsschlinge verkürzt.
Ein Teil des mylo-hyoideus post, tritt ferner, wie schon pag. 24 erwähnt, auch in den
Dienst des Schleimapparats, was natürlich bei den Arten mit großen Schleimdrüsen wie bei
viridis am deutlichsten zu sehen ist.
2. M u s c u lu s m y lo - h y o id e u s a n t e r i o r (vergl. pag. 24). Auch dieser Muskel
zeigt wie der posterior innerhalb der Spechtgruppe wenig Verschiedenheiten, während er
von dem entsprechenden Muskel der übrigen Vögel stark abweicht. Dort ist der mylohyoideus
ant. der hauptsächlichste Aufwärtsdrücker des Kehlkopfs (Tab. IV, Fig. 44; Tab. V,
Fig. 46^ 50); hier hat, wie erwähnt, der posterior diese Aufgabe übernommen und der
anterior ist zu den Schleimdrüsen in Beziehung getreten, steht also mit dem Zungenapparat
nicht mehr unmittelbar in Verbindung. Immerhin läßt er sich vergleichend-anatomisch un