Hörnern fast genau so, wie bei Sitta oder Certhia (Tab. V, Fig. 52 und 53). Vgl. dazu
Tab. III, Fig. 3 bei Lu c a s . (26)..
Der Querschnitt des Zungenbeinkörpers ist, wie mikroskopische Schnitte zeigen, nicht
ganz kreisförmig, sondern stellt entweder ein auf der Ecke stehendes Quadrat mit konvex
gekrümmten Seiten dar, wie beim Grünspecht, oder einen Rhombus, dessen kürzere Diagonale
vertikal steht, wie bei den Buntspechten. Bei diesen ist der Zungenbeinkörper also
dorso-ventral etwas zusammengedrückt, Unterschiede, die sich leicht auf die Lebensweise
der verschiedenen Spechte zurückführen lassen. Der Grünspecht braucht zu den wurmartigen
Bewegungen seiner Zunge einen allseitig möglichst gleichmäßig beweglichen Zungenbeinkörper
; der Buntspecht dagegen, welcher die Zunge auf seine Beute schießt, ein Zungenbein,
das dem Abbiegen einen gewissen Widerstand entgegensetzt und deshalb flacher geworden
und mit einem Degen oder Dolch zu vergleichen ist. Die Kanten des Körpers sind
bei allen Formen abgerundet (Tab. VI, Fig. 54 und 56J:-
Vorn an den Zungenbeinkörper fügt sich das os entoglossum an. Es ist im Gegensatz
zu den übrigen Teilen des Zungenbeins sehr klein und erscheint nur als eine kurze feine
Spitze des Zungenbeins. Da es gar keine selbständige Bedeutung mehr hat, so ist auch
sein Gelenk funktionslos geworden, es ist überhaupt als ein durchaus rudimentär gewordener
Abschnitt des Zungenbeins anzusehen, der seine ursprüngliche Funktion, den seitlichen und
auf- und abwärts gerichteten Bewegungen der. Zunge als Stütze zu dienen, vollständig aufgegeben
und diese an den außerordentlich verlängerten, stabförmigen und sehr biegsamen
Zungenbeinkörper abgetreten hat. Vergleichend anatomisch aber finden wir in ihm die
Spuren aller Teile des komplizierten typischen os entoglossum der Vögel, wie wir es z. B.
bei den Passeres kennen. Bei diesen Vögeln (Tab. V, Fig. 52) sind die vorderen Reste der
beiden Hyoidbögen, welche zusammen das os entoglossum bilden, bis auf die quere Verbindung,
die die Gelenkpfanne für den Kopf des Zungenbeinkörpers trägt, meist noch vollständig
getrennt. Die vordersten feinen Enden laufen dicht nebeneinander her, lassen aber
vor dem Gelenk einen dreieckigen Zwischenraum zwischen sich frei. Vom Gelenk nach
rückwärts und etwas aufwärts sind zwei divergierende Spitzen gerichtet, welche die Stützen
der wie die Widerhaken einer Pfeilspitze nach hinten gerichteten Teile der Zunge bilden
und den musc. hypoglossi recti zur Insertion dienen. Die vom Gelenk nach vorwärts laufenden
Spitzen des os entoglossum tragen ventral eine sich nach vorn verlierende, hinten in
der Höhe des dreieckigen Spalts,, plötzlich abbrechende kielartige Leiste, an der die Sehne
des musc. cerato-glossus inseriert.
Alle diese Teile sind am os entoglossum der Spechte als rudimentäre und auch sonst
modifizierte Bildungen mikroskopisch zu erkennen. Die nach vorn gerichteten Teile sind
zwar vollständig verwachsen, lassen aber auf Schnitten (Tab. VI, Fig. 61). durch eine tiefe
dorsale und eine kleine und seichte ventrale Einbuchtung ihren paarigen Ursprung noch
deutlich erkennen. Verfolgt man die Schnitte von der Spitze nach rückwärts, so wird die
ventrale Einbuchtung immer tiefer, die sie einschließenden Ränder sind die Spuren der ventralen
Leisten bei Certhia, und schließlich kommen wir auch auf die Insertionen der musc.
cerato-glossi inferiores (Fig.. 6p), die allein den cerato.-glossi der übrigen Vögel homolog
sind, wie später gezeigt werden soll. Auf diesem Schnitt ist aber auch die. ventrale Bucht
nach oben durchgebrochen, wir finden jetzt auf eine gewisse Strecke das os entoglossum
aus zwei getrennten Teilen bestehend, bis diese kurz vor dem Gelenk durch eine dorsale
Spange wieder verbunden werden. In seinem hinteren Teil ist das os entoglossum also dem
dreieckigen Zwischenraum bei Certhia entsprechend nicht vollständig verwachsen; es wird
dort durch ein vorwärts und aufwärts gerichtetes Foramen durchbohrt, das, wie wir später
sehen werden, dem nervus hypoglossus zum Durchtritt dient und deshalb als Foramen nervi
hypoglossi bezeichnet werden soll. Auch Fig. 1 und 4, die das os entoglossum des Schwarzspechts
und des Wendehalses in situ darstellen, lassen dieses Foramen deutlich erkennen.
Auf noch weiter rückwärts liegenden Schnitten kommen wir nun in die Symphyse zwischen
Zungenbeinkörper und os entoglossum, wobei wir medial den Gelenkkopf des Zungenbeinkörpers
treffen, der von den Anschnitten der hinteren Enden des os entoglossum flankiert
ist (Fig. 59), und schließlich (Fig. 58) zeigen uns die hintersten durch das os entoglossum
geführten Schnitte, daß dieses jederseits in einer aufwärts und rückwärts gerichteten Spitze
endigt, die aber so wenig hervortritt, daß sie noch im Bereich des Gelenkes liegt. Diese
Spitze dürfte den ganz rudimentär gewordenen hinteren Fortsetzungen des os entoglossum
entsprechen, die eben dadurch verschwanden, daß die selbständige Bewegung dieses Zungenbeinabschnitts
aufgegeben wurde und infolgedessen die musc. hypoglossi spurlos, die diesen zum
Ansatz dienenden Teile des Skeletts bis auf diesen winzigen, nur noch mikroskopisch nachweisbaren
Rest sich rückbildeten. Aus allem aber dürfen wir schließen, daß das os entoglossum
der Spechte aus einer Form hervorgegangen ist, die wir bei Sitta und Certhia
noch in ihrer ursprünglichen Ausbildung vor uns haben.
Am hinteren Ende des Zungenbeinkörpers sind die beiden Hörner eingelenkt, die wie
bei den übrigen Vögeln aus zwei Gliedern bestehen. Gerade die Zungenbeinhörner verlängern
sich bei manchen Spechten enorm, denn von ihrer Länge hängt bekanntlich die
Vorstreckbarkeit der Zunge ab. Wesentlich das obere Hornglied ist es, welches die relative
Länge der Zungenbeinhörner ausmacht, während das basale zwar auch die gewöhnliche
Größe überschreitet, aber doch immer zum Zungenbeinkörper annähernd im selben Verhältnis
steht. Die Hörner sind nicht bei allen Arten rund. Wie bei den Buntspechten der
Zungenbeinkörper sich etwas abgeflacht zeigte, so sind es auch ihre Hörner und zwar noch
viel mehr, so daß sie schon bei der Betrachtung mit bloßem Auge uhrfederartig flach erscheinen.
Beim Grünspecht dagegen scheinen sie einen runden Querschnitt zu besitzen.
Da, wie gesagt, von der Hornlänge die gesamte Zungenbeinlänge wesentlich abhängt,
und diese mit der Ausstreckbarkeit der Zunge unmittelbar zusammenhängt, so treffen wir
hier bei den einzelnen Spechtarten große Verschiedenheiten an, die uns alle Übergänge
von der typischen Ausbildung, die wir bei den Singvögeln vor uns haben, bis zu den extremen
und ganz absonderlichen Formen derjenigen Spechte zeigen, die die Zunge am
weitesten vorstrecken können. Bei der amerikanischen Gattung Sphyrapicus (26, 28, 40)
reichen die Hörner nicht weiter rückwärts als bei vielen Singvögeln, und wenn wir beispielsweise
einen Eichelhäher oder einen Baumläufer betrachten, bei denen die Hörner
ziemlich hoch am Hinterkopf endigen und mit den Enden konvergieren, so haben wir
keinen weiten Weg bis zum Verhalten des Buntspechts, bei dem die Hörner sich auf der
Höhe des Scheitels treffen, dann nebeneinander herlaufen und medial zwischen den Augen-
Zoologlca. Heft Sl. 2