der: Schnabel ein Eindringen der Hörner nicht ermöglicht. Wir haben ja schon gesehen,
daß dies bei medius der Fall wäre, und in der Tat finden wir es bei der amerikanischen
Gattung Dryöbates, die einen ganz ähnlichen Schnabel wie medius besitzt. Hier ist nun
eine andere Weise erfunden, die Hornenden unterzubringen: sie senken sich von der Augenhöhle
abwärts und laufen um den Bulbus herum. Bei Dryöbates villosus, wo sie am
längsten sind, endigen sie in der Nähe der Ohröffnung. Ich gebe hier Fig. i und 2 von
M a lh e rb e (31 Vol. I pag. XXVIII) wieder (Textfig. 7 und 8), welche diese Verhältnisse an
Dryöbates villosus zeigen, und mache besonders auf die große Ähnlichkeit des Schnabels
dieses Spechts mit dem Schnabel von medius aufmerksam.
Beim Grün- und Grauspecht,, sowie beim Wendehals haben die Hornenden den
äußerst möglichen Punkt, nämlich die Schnabelspitze erreicht. Eine weitere Verlängerung
der Hörner kann nun noch dadurch bewirkt werden, daß sich ihre mittleren Teile in den
F ig . 8. Dry öbates villosus. D o r s a le A n s ic h t d e s a b g e b
a lg te n K o p fe s . St. S tirn h ö c k e r (au s M a 1 h e r b e).
F ig . - 7.' Dryöbates villosus. V e r la u f d e r Z u n g en b
e in h ö rn e r . A n s ic h t v o n r e c h ts (au s M a l h e r b e ) .
Hals hinabsenken. Bei canus sehen wir hier nur den Anfang dazu, indem die Hörner ihren
engen Anschluß an den basalen Teil des Schädels, auf gegeben haben. Bei. viridis aber,
dessen Zungenbein von der Spitze des!os entoglössum bis zu den Enden der Hörner 23 cm
mißt, bilden die Hörner weite Schlingen, die fast bis auf die Schultern reichen, so daß
ein vielfach gebogener Verlauf der Hörner zustande kommt:.von ihrem Beginn am Zungenbeinkörper
laufen sie erst ein kurzes ' Stück horizontal im Zungenschlauch, dann wenden sie
sich weit abwärts, biegen sich dorsalwärfs um und steigen zum Hinterköpf hinauf, wo die
Hörner beider Seiten Zusammentreffen, um gemeinsam erst in der Medianlinie des Scheitels,
dann rechts am Stirnhöcker vorbei zum Nasenloch hinab und den horizontalen Oberschnabel
nach vorn zu verlaufen, in welchem sie, nur durch den Gaumen getrennt, räumlich ganz
nahe bei der Zungenspitze enden (Textfig. 13. A. pag. 55): Diese vielfachen und verschieden
gerichteten Biegungen der Zungenbeinhörner des Grünspechtes meinte A ld r ö v a n d i
(4 pag. 838) wohl, wenn er sagt: „super totum capitis vefticem ceu in glomufti convolvi
observavimus (sc. Pici linguam), adeo ut cum exeritur, tamquam e multis involucris in
longum admodum extendatur.“
Ähnliche Halsschlingen wie der Grünspecht besitzt der Wendehals. Sein Zungenbein
ist im Verhältnis zur Größe des Schädels das längste.
Interessant wäre eine Untersuchung über die embryonale Entwicklung des Zungen-
beinhornes. Aber noch nach dem Verlassen des Eies lassen sich bei jungen Grünspechten
wichtige Stadien in der Ausbildung der Hörner erkennen und es zeigt sich, daß die Hals-
-schlingen sich erst dann zu senken beginnen, wenn die Spitze der Hörner in den Oberschnabel
eingedrungen ist. Im Läufe des Jahres erhielt ich Spechte verschiedenen Alters,
F ig . 9. Gecinus v ir id is ju v . (im Ju n i au s
d em N e s t g e fa llen). A b g e b a lg te r K o p f von
d e r r e c h te n S e ite . D e r O b e rs c h n a b e l is t te ilw
e is e a u fg e b ro c h e n , um die E n d e n d e r
Z u n g e n b e in h ö rn e r z u z e ig en . D ie H ö rn e r
lieg en d em S ch äd e l ü b e ra ll n o c h d ic h t an.
Die S c h le im d rü s e n {gl.) s in d n o c h k le in. c .t.
m u sc . c le id o -th y re o id e u s . g .h . m u sc . g enio-
h y o id eu s . t. musc . tra ch e a lis- t. h. musc .
tra ch e o -h y o id e u s . Oe. O e so p h ag u s. T . T r a c h e a .
D ie P u p ille e rs c h e in t n ic h t k re is ru n d , so n d e rn
d u r c h P igm en ta n h ä u fu n g am I r is r a n d u n re g e lm
äß ig b e g r e n z t.1 N a t. Gr.
F ig . 10. G ecinus v ir id is . A u sg ew a ch s en e s
E x em p la r . A b g e b a lg te r Kopf, v o n re c h ts .
O b e rs c h n a b e l a u fg e b ro c h e n , um d ie E n d e n
d e r Z u n g e n b e in h ö rn e r z u z e ig en , g. A s t d e s
n e rv , g lo s so -p h a ry n g e u s , d e r in d e n musc .
genio -h y o id eu s e in tr itt. F . Binde- u n d F e t t g
ew e b e d e r H o rn s ch lin g e . Ü b rig e Bezeichn
u n g e n w ie , in T ex tfig . 9. . N a t. Gr.
die eine zusammenhängende Reihe des Wachstums des ganzen Vogels darstellen, in der
besonders das. Wachstum der Zungenbeinhörner auffällt. Die beistehenden beiden Figuren
9' und 10 sind aus dieser "Reihe entnommen. Fig. 9 ist nach einem eben flüggen, vielleicht
aus-dem Nest gefallenen Vogel gezeichnet, den ich im Juni erhielt; der Schnabel ist. nur
4 cm lang, die Hörner liegen ventral dem Schädel nach Art der Buntspechte noch ziemlich
dicht an, dringen rechts in die Intermaxillar höhle ein, endigen aber schon sehr bald, ungefähr
in der Mitte zwischen Schnabelwurzel und -spitze. Bei. einem alten Specht (Textfig. 10),
dessen Schnabellänge über 5 cm beträgt, sind die Hornenden 50 weit.nach vorn gerückt,
1 Ve rgl. S w e n a n d e r 1. c. ,