ganzen wir also an der Hand dieses Querschnittes das Bild, welches wir von der Partie
gewonnen haben, so erkennen wir, daß die Leiste in ungefähr rechtem Winkel zum inneren
Rande der Einfassung steht, während der Rahmen in der gleichen Weise leistenartig n a ch
a u ß e n vorspringt. Wir werden uns jetzt vorstellen können, daß die innere Tympanalleiste,
unterstützt von dem Rahmen, einem von innen oder außen auf sie einwirkenden Druck ausgezeichneten
Widerstand entgegenzusetzen im Stande ist.
An der vorderen und unteren Trommelfelleinfassung fehlt, wie wir oben erfahren
haben, die Leiste, es ist jedoch erklärlich, daß diese oberflächlich gelegenen Partien durch
Knickung nicht mehr gefährdet sind als das übrige Integument und daher auch keiner Versteifung
bedürfen.
Der T r om m e lfe llr a hm e n umfaßt das ganze Trommelfell bis auf die faltige Integumentpartie,
die den Einfassungsring unterbricht. An dieser Stelle kann man natürlich
nicht von einer Rahmenbildung sprechen, da das Trommelfell hier kontinuierlich in das
äußere Integument übergeht. In irgend einem Querschnitt, welcher durch den oberen oder
hinteren Teil der Einfassung gelegt ist (Taf. I, Fig. 2 und 3 R und Textfig. 1), zeigt sich
der Rahmen als ein vom Rande der Einfassung nach außen vorspringender, zugeschärfter
und am Ende hakig gekrümmter Zahn, von dem das Trommelfell in einem ungefähr rechten
Winkel ausgeht. Die leichte Hakenbildung zeigt uns an, daß die Kante, welche der Rahmen
mit dem Trommelfell bildet, abgerundet ist.
Nach der vorderen Einfassung zu wird auch dieser äußere Reifen allmählich niedriger,
so daß er vorn und unten zu fehlen scheint. Man wird jedoch bei Betrachtung der Außenansicht
(Taf. I, Fig. 4) finden, und Schnitte (Taf. I, Fig. 3 rechts) bestätigen es zur Evidenz,
daß sich das Stigmenfeld sowie die untere Einfassung neben dem Trommelfell nach innen
zu rinnenartig vertiefen, wodurch sich hier ebenfalls von der Einfassung eine Randpartie absetzt,
die das Trommelfell nach außen heraushebt und daher als Fortsetzung des Rahmens
anzusehen ist. Nur am Stigma finden wir eine kurze Strecke, wo das Trommelfell mit dem
Stigmenfelde genau in einer Ebene liegt; das hier ungemein zarte Trommelfell geht aus der
äußeren Kante der grade abgestutzten, dicken Stigmenplatte hervor (Taf. I, Fig. 3 links).
Überblicken wir nun noch einmal die beschriebenen Verhältnisse, So müssen wir zu
der Auffassung kommen, daß durch die zirkulär verlaufende, nach außen gerichtete Chitinleiste,
die entsprechend der unregelmäßig geformten Trommelfelleinfassung und ebensowohl
zur Verhütung der mehr oder weniger großen Gefahr der Knickung des Trommelfellrandes
ungleich stark ausgebildet ist, das völlig ebene Trommelfell aus dem Niveau des Randes
der Einfassung nach außen herausgehoben wird, und daß sie daher als Trommelfellrahmen
im engeren Sinne aufzufassen ist.
Die Ansicht G r ä b e r s von der Bildung und Stellung eines Rahmens habe ich schon
teilweise skizziert. Er fügt dieser Beschreibung noch hinzu (p. 78), „daß der Trommelfellrahmen
keinen kontinuierlichen Ring bildet, sondern am unteren Rande des Trommelfelles
unterbrochen ist. Ein teilweiser Ersatz für den hier fehlenden Rahmenteil wird durch die
untere (äußere) Trommelleiste geboten, die sich aber schon dadurch als kein integrierendes
Segment des strenge so zu nennenden Tympanalrahmens erweist, als sie nicht nach innen,
sondern nach außen gewendet ist.“ Wir sehen, daß hier Gräber den Überblick verloren hat,
denn einerseits ist es recht gezwungen, die untere Tympanalleiste, bekanntlich ein Fortsatz
des Metathorax, für das fehlende Rahmenstück heranzuziehen, und andererseits hat er die
vordere Trommelfellpartie ganz außer acht gelassen.
d) Trommelfell.
Wir haben oben erfahren, wieviel Faktoren in Frage kommen, die das Tympanalorgan
konstant in Bewegung halten und somit auch dem Trommelfell eine ständig wechselnde
Form geben müssen.
Die Elastizität der Trommelfelle ist schon S ie b o ld aufgefallen (1844, P- 57), ebenso
gibt G r ä b e r an (1875, P- 79), daß es an den rhythmischen Bewegungen der Tracheenblasen
teilnimmt, wobei die Exkursionsweite der Membran 1 mm betragen soll. Durch künstlichen
Zug will er dieselbe bei großen Formen auf 2 mm gebracht haben. Ich habe mich selber
unter der Lupe überzeugt, daß das Trommelfell ein äußerst elastisches, fast gummiartig
dehnbares und zähes Gebilde ist, denn ich mußte einen relativ recht kräftigen Druck anwenden,
wenn ich die weit nach innen ausweichende Membran mit der zugeschärften Nadel
durchstoßen wollte. Das Trommelfell konservierter Präparate ist dagegen sehr hinfällig.
Hierzu kommt nun noch eine sehr auffällige individuelle Formverschiedenheit des
Tympanums; ich habe konstatieren können, daß bei meinen sämtlichen Präparaten, die ich
von Mecosthetus gr. angefertigt habe, die Form der Trommelfelle von der schönsten Ellipse
bis zum fast zugespitzten Oval (Taf, II, Fig. 7) schwankte, was natürlich auch eine entsprechende
Verschiebung der Größenverhältnisse zur Folge hat. Es ist daher ein mißlich
Ding, eine absolut genaue, mit Zahlen belegte Beschreibung von der Gestalt und Größe
des Trommelfelles geben zu wollen.
Am besten beobachtet man die Form des Trommelfelles am lebenden, möglichst
ruhigen Tiere unter der binokulären Lupe, und ich habe mir hier die Gewißheit verschafft,
daß die Norm bei Mecosthetus grossus den in Fig. 4 und 5 wiedergegebenen Präparaten
entspricht.
Das Trommelfell von Mec. gr. hat demnach die Gestalt einer ovalen Fläche, welche
sich von vorn nach hinten in einem Winkel von 450 in den Körper einsenkt. Das Oval steht
in dieser Ebene von vorn und oben nach hinten und unten geneigt, so daß sein Längendurchmesser
mit der Horizontalebene einen Winkel von ca. 65° bildet. Die Spitze des Ovales
liegt unten genau an der Stelle, wo die untere und hintere Einfassung aneinander stoßen,
das breite Ende wird demgemäß vom oberen Rahmenteil umfaßt. Die durchschnittliche
Höhe des Trommelfelles beträgt bei Mec. gr. cf 1500 p, beim 9 1620 p, die Breite beim cf.
963 p, beim 9 1080 p.
Fassen wir nun die äußere Fläche des Trommelfelles näher ins Auge (Taf. I, Fig. 4),
so fällt uns zunächst ungefähr in der Mitte eine annähernd parallel zum Längendurchmesser
verlaufende starre, prominente Falte auf (riK), an derem oberen Ende das Trommelfell
ein Loch aufweist (Ö). Gleich oberhalb des Loches, welches in einen blind geschlossenen,
nach innen gerichteten Chitinkörper führt, ist eine dunkler gefärbte Partie mit verschwommenen
Grenzen sichtbar (BP), und in einiger Entfernung von diesen Formen, mehr nach
hinten und oben zu, eine kleine zirkumskripte gelbbraune Erhebung (biK). Wir haben hier
die sogenannten Trommelfellkörperchon vor uns, die wir in der beschriebenen Reihenfolge