Profile sind, desto beträchtlicher mufs die Wassermenge seyn, die
die Fluth durch sie führt; desto höher müssen also auch dieFluthen
in der Südersee und im Y steigen , desto länger müssen sie andau-
ren ; desto weniger Werden auch die Ebben im Y fallen. Eine
hohe Sturmfluth kann demnach eine totale Veränderung in den
Wasserstaat von Rheinland, Amstelland undNördholland hervorbringen
und dafs ist doch in der That eine precaire Existenz! Ja*,
die Auswässerung von Rheinland war auch noch vor zwey Jahren so
mangelhaft: dafs das Wasser, welches nicht entlastet werden
kann , sich über die niedrigen Wiesen verbreitete. Zu dieser mangelhaften
Auswässerung hat nicht nur der Slaaperdeich beygetra-
gen, wie im 2«en Bande S. 325 u.s. w. erwiesen is t, sondern auch
die erfolgte Erhöhung des Bettes der Goudaischen Yssel. Am Ende
des xvi. Jahrhundert erhielten nähmlieh mehrere Polder, die
vorher auf diesen Flufs auswässerten , die Erlaubnis auf Rheinlands
Busen auszuwässern, folglich wurde derselbe mit einer grossem
Wassermenge beschwert. Endlich ist Rheinlands Wasserstaat
dadurch verschlimmert worden, dafs Nordholland längs dem
Y im xiv. J. bedeicht worden ist; denn vorher hatte das Y mit den
Nordholländischen Meeren Gemeinschaft, folglich fielen, imY, die
Ebben niedriger. Diese Bedeichung hemmte dieWassercirculation,
also auch die Geschwindigkeit des Ebbe - und Fluthstromes im Y ;
es konnten sich demnach die Stoffen zu Boden legen; daher auch, seit
dieser Zeit die Entstehung mehrerer'Inseln und des Aussenlandes
zwischen Spaarndam und Amsterdam. Ein Glück ist es nun:
dafs der Boden des Y ’s noch nicht so hoch, als der Schleusen-
Drempel von den Auswässerungsschleusen zu Halfwege und
Spaarndam, liegt. Indem Rheinland die Nachtheile von der mangelhaften
Auswässerung spürte, sind mehrere Vorschläge zu ihrer
Verbesserung gemacht und einige projectirten eine Durchgrabung
von dem Wykermeer nach der Nordsee; da bereits die Un-
thunlichkeit dieses Projectes im II. Bande S. 336. erwiesen ist, so
will ich es nicht weiter erörtern. Andere haben die Austrocknung
des Haarlemmer Meeres nach Katwyk; die Anlage eines
Vorbusens bey Spaarndam, worauf die Schöpfmühlen mahlen
sollten, vorgeschlagen. Was die Auswässerung bey Katwyk und
die damit verbundene Austrocknung des Haarlemmer-Meers an-
betrift, so wurden mehrere Nivellements bewerkstelligt, um die
Lage der niedrigen Ebben der Nordsee bey K a tw y k , unter die
mittlern Ebben des Y ’s bey Amsterdam, zu erfahren. Cruquiusfand
(1737 und 1741 ) die erstem 38,6 Zoll unter dem Amsterdammer
Pegel; Lulofs aber nur 3o,4 Zoll. Nach einer andern Beobachtung,
die vom Sept. 1766 bis dahin 1767 angestellt wurde,
betrug dieser Unterschied 2>z Zoll. Verläfst man sich nun auf die
Lulofsche Abwiegungen, so mag der Stand der mittlern Ebben
bey Katwyk zu 3 i Zoll unter dem Amst. Pegel angenommen
werden. Dahin beliebe der Leser auch die Angabe B. II. S. 141.
zu berichtigen.
Da jetzt das Y selten tiefer als 12 Zoll unter dem Amst. Pegel
fällt; so würde man bey der Auswässerung in die Nordsee iq Zoll
gewinnen und das ist doch sehr beträchtlich. Erwägt man ferner:
dafs Rheinlands-Busen , wegen der Schiffahrt auf den Canälen.
und der Spaarne, nicht tiefer als-22 Zoll unter dem Amsterd.
Pegel fallen darf, so würde dennoch bey der Auswässerung in die
Nordsee zehn Zoll gewonnen. Diefs wäre hinreichend für eine
regelmäfsige Auswässerung und im Fall die Seemündungen der
Südersee sich dergestalt vergröfsern sollten, dafs die Ebben im Y
nicht mehr so tief als jetzt fallen, alsdann bleibt nichts übrig, wie
die Auswässerung in die Nordsee; selbst wenn man auch das
Haarlemmer Meer nicht trocken legen wollte. Nach demProjecte,
welches auf T. 41. punctirt ist, sollte bey Katwyk nicht nur eine
Seeschleuse mit zwey Oeffnungen angelegt werden, sondern auch
ein Spühlbusen, damit die Mündung des Canals gespühlt werden
konnte. Gegen diesen Vorschlag erklärten sich aber einige Sachverständige,
weil sie ihn für die Innere-Schiffahrt nachtheilig
glaubten, indem das Wasser in den Canälen zu sehr fallen würde.
Hätte man aber nicht diese Canäle, oder, welches einerley ist,
Rheinlands - Busen, mit der Seeschleuse— mittelst dem Binnen