454
Brest. Tab. 62.
Unter den französischen Seehäfen ist Brest der nützlichste:
weil auf der Rhede mehr denn fünf Hundert Kriegsschiffe gegen
alle Seestürme und den Feind sicher liegen und derselbe eine hinreichende
Tiefe für Kriegsschiffe hat. Er nimmt 16 Schiffe vom
ersten und zweyten Range, 24 vom dritten und 16 vom vierten
Range, nebst 40 Transportschiffe auf. Von dem durch Brest gehenden
Flufs Pinfeld wird er gebildet. W ie indessen jedes Hafen-
und Rhede - Local einige Mängel hat, so ist an dieser Rhede folgendes
auszusetzen. Der Eingang le Goulet genannt, ist deswegen
unbequem, weil darin die Felsen Filettes und Maingnan liegen
, die bey den niedrigen Ebben der Springzeiten trocken lauf-
fen. Sie machen daher die Durchfahrt, beym Südwinde, nicht nur
mühsam, sondern gefährlich und es sind selbst Kriegsschiffe daran
gestrandet. Auch des Hafens Eingang mufs der Seemann mit V o rsicht
passiren , weil die Sandbänke und Felsriefs ihn beengen.
Das sind jedoch Nachtheile, die einem klugen und erfahrnen Seemann
nie Schaden bringen , und die verschwinden, wenn man
die grofsen Vortheile erwegt; welche die Rhede und der Hafen
darbieten.
Die Innere Distribution des Hafens ist nach und nach eta-
hlir t; deswegen auch nicht ganz den Grundsätzen, die S. 2315. aufgestellt
sind, angemessen. Vorzüglich merkwürdig sind die vier
Schiffsdocken. Drey liegen bey a in der Bucht von Pontaniou und
die vierte bey ƒ Ausser diesen ist bey e der grofse Werft mit vier
Kielplätzen. Das Bagne oder Sclavenhaus liegt bey b , das Hospital
c und das Magazin d ist sehr zweckmäfsig eingerichtet. Die
Docke ist freylich ein wenig zu nahe an das Magazin längs dem
K a y , und das Thor des Arsenals stöfst auf eine schmale Brücke,
welche öfter aufgezogen werden mufs, um von der Docke Gebrauch
machen zu können. Grofse Bequemlichkeit gewehren die Kays
längs der Citadelle, vorzüglich beymEin-und Auslaufen der Schiffe,
dagegen sind aber die'übrigen Kaystrafsen zum Verkehr zu enge.
Die Kielplätze liegen etwas zu nahe, und haben nicht hin-
,455
länglichen Luftzug, woraus Nachtheile in Hinsicht der Conservation
des Holzes und der Schiffe entstehn. Auch liegen die
Werkstätte zu nahe beysammen,, so dafs die Arbeiten und der Verkehr
aufgehalten und erschwert wird. Dieser engen Lage der Gebäude
schreibt man auch die Feuersbrünste zu, welche so oft ausgebrochen
sind. Dem Hafen fehlt noch eine Stückgiefserey;
Holz oder Sagemühlen. Maschinen , die entweder durchWind
oder Ebbe und Fluth bewegt werden könnten. Da zu den Holz-
vorräthen die Plätze fehlten, so liefs der ehemahlige Commandant
Graf Hector, zwey Depots an der Rhede anlegen. *
Zur Verbesserung dieses Hafens sind mehrere Projecte gemacht
worden, von denen ich nur folgende erwähnen will. Man
hat nähmlich vorgeschlagen: in dem Flusse Chateaulain, östlich
Brest , einen zwoten Hafen anzulegen. Jezt scheint dieser V o r schlag
eben so wenig wie der andere die Regierung zu beschäftigen.
Nach diesem wollte der Ingenieur Nicolin (Memoire sur la Navigation
interieure) in der Bucht von Trouin einen Steindamm errichten,
und für die Kriegsschiffe, so wie für die Kauffardeyschif-
fe, für jede eine Abtheilung machen.
Der Eingang der Rhede und die Küsten des Ozeans sind bey
Brest mit Verschanzungen und Forts gutversehn, als da sind unter
andern die Retranchements de Quelern; de Cornouaite; auf
der Spitze von Robeck; auf der Spitze des Espagnols; auf der Spitze
du Porzie. Zwischen diesen zwo letztem ist der Eingang
nach der Rhede. An der nördlichen Küste liegen die Forts von
Toulborch; Minou; Mangant; die Forts auf der Spitze de Nevent,
und die Batterien unter Hilly.
Noch verdient hier die Academie des Seewesens angemerkt
zu werden, welche 1752 errichtet ist.
Ueber das Project; an der Bucht von Moriaix einen Hafen
anzulegen
mufs ich folgendes erwähnen: Die Franzosen fühlen zu sehr die
nachtheilige Lage ihrer Häfen gegen die - der Englischen, als dafs