drey Deichkundigen Personen , sagen die committirten Räthe von
Westfnesland in ihrem Rapport an.die Staaten vom 20. July 1792,
haben mit aller möglichen Unparteilichkeit , Aufmerksamkeit
und Bescheidenheit den nordholländischen Wasserstaat ( darunter
verstehn sie nur die zwo genannten Busen) untersucht. Diesen
Sachkundigen ihren Rapport will ich hier im Auszuge mittheilen
und einen zweyten von denen ihnen gemachten Einwürfen ,
so wie von .ihren fernem Widerlegungen.
Es war ihnen aufgetragen worden, zu untersuchen: 1°' ob
die ordinairen Ebben vor der Grossen -Zyperschleuse niedriger als
vor den Schleusen zu Zaanredam und zu Naüwerna, (siehe Tabelle
S. 13 6 ) fallen. 2°’ W ie hoch das Wasser in Schermeersund
Raaxmaats- Busen über den amsterdammer Pegel, nach dem
Effect der Schöpfmühlen aufgemahlen werden könne? 3°' Ob die
Busen nicht 18 Zoll über den Amst. Pegel gehalten werden dürfen?
40' welche Verbesserungen , in Rücksicht der Schleusen und
Vertiefung der Ringgräben, Fahrten und Canälen angeordnet werden
müfsten ? 5°' Zu welcher Höhe das Busenwasser gebracht
und zu erhalten sey? Ob man nämlich vermittelst einer hinreichende
Anzahl Streichmühlen , die Busen nicht zu der nöthigen Höhe
erhalten könne, wobey zugleich die untern Mühlen im Gange
blieben. Ob der schlechte Wasserstaat durch die nöthig seyen-
den Streichmühlen verbessert seyn werde? 6°' Ob neue Nivellements
nöthig wären? Endlich sollten sie zeigen, dafs ihre V o rschläge
dem Endzwecke entsprechen würden und die Gefahr vorlegen,
worin die Polder und das alte Land versetzt würde , wenn
das Busenwasser sie überströmte; ob es nicht unverantwortlich
gehandelt sey, wenige Kosten zu ersparen , um das Ganze dem
Verderben Preyfs zu geben?
Zugleich sollten die Sachverständigen auch noch untersuchen.
1°' Ob die ordinairen und Sturmfluthen der Nordsee in der Süder-
see sowohl als im Y , wegen der Erweiterung der Seemündungen,
höher als im xvn. Jahrhundert aufliefen. II0' Ob durch das unmittelbare
Sinken der Binnendeiche und Lande, die Auswässerung,
durch die Seeschleusen , erschwert worden sey?
Auf diese zwo lezten Fragen antworten die genannten Sachkundigen
zuerst. Sie sagen : « dafs an dem Amst. Pegel, wie auch
an dem Pegel am Helder , keine Erhöhung der Fluth zu verspüren
gewesen seye; dafs die alten und neuen Karten, von den Inseln
der Südersee es zeigten : wie die Seemündungen weniger weit
als im xvn. Jahrhundert wären. * Man wird, ohne meine Erinnerung
einsehen, dafs diese Fragen viel zu sehr im Allgemeinen
beantwortet sind, und dafs man die Profile und die Wassermenge
des Fluthstromes von den Mündungen kennen mufs , um sie ge-
nugthuend zu erörtern S. 4 2-
Was die zwote leztere Frage anbetrift, so merken sie an:
« dafs die Lande sich allmählig unter die ordinaireFluth, seit den lezten
drey Jahrhunderten, in jedem Seculo i | Fufs gesenket haben,
und dafs sie vor etwa 3oo Jahren eine vollkommene natürliche
Auswässerung hatten , nachher erst eine mangelhafte erhielten.
Ohne Zweifel würde diese auch verlohren gegangen seyn , hätte
man nicht die Schöpfradmühlen im Jahr 154°. erfunden.
Anfänglich konnte das Binnenwasser mit wenig Mühlen aufgebracht
werden , so wie sich aber die Lande und mit ihnen,
wie natürlich , die Oberfläche des 'Wassers in den Canälen senkte;
ward die Auswässerung beschwerlicher, ja,, kostbarer. Diesem
Sinken der Lande und der Busendämme, so wie der Beschränkung
und Verschlämmung von den Busen selbst, mufs man also
vorzüglich den schlechten Zustand des 11 ordholländischen Binnen-
W asserstaats zuschreiben. Daher die Ergiefsüngen von dessen Busen
über die Kadeiche , zur Winterzeit.
Um ein Nivellement bewerkstelligen zu können , franspor-
tirten sie, bey absolut stillem W e t te r , und, wahrscheinlich auch,
bey dem'Stillstände des V s , den Nullpunct des Amst. Pegels an
die Duykerschleuse bey Zaanredam ; Hessen alle auswässernde
Schleusen scbliefsen und gestatteten kein Aufmahlen. Sie trugen
zugleich vermittelst dem in dem Busen slillstehenden W 4sser, den