nur, dafs die Franzosen dabey um so vorsichtiger zu Werke gehen
müssen , weil sie auf dem Werft die Schiffe vollkommen ausbauen
, welches die Holländer nicht thun. Diese lassen den Schiffs—
rümpf, so bald er bis auf die nöthige Höhe , um im Wasser zu
gehen, behaucht oder beplankt ist, von Stapel, und bauen den
Rest im Wasser. Dieses ist auch die Ursache , warum nicht eine
trockene Sehiffsdocke In Holland existirt.
Das Ablauffen der Schiffe zu erleichtern mufs die schräge Fläche,
welche von den Stapelblöeken gebildet wird, eine Neigung
nach dem Hafen , haben. Sie sollte sich zur Länge wie 1 :2 2 verhalten.
Es gibt aber Stapel deren Neigung sich wie 1 :12 oder
gar wie 1 :1 1 verhält, solche sind auch bey dem Gebrauch zu steil
befunden worden. Der Stapel zu Toulon hat eine Neigung wie
1 : 14 und dennoch ist er zu steil, wie Belidor anmerkt. V o r dem
Stapel oder der Helling, befindet sich eine Vorhelling ( avant cale)
die niedriger als der Stapel liegt, damit das Schiff, beym Ablauffen,
uberdieselbe hingleiten kann; und sie mufs deswegen so tief
unter Wasser liegen, als das erbaute Schiff tief geht. Oefters macht
man auch den Stapel in einer fortlauffendenden schrägen Fläche ,
so tiefliegend , wie denn der eine Stapel von Toulon so gebaut ist.
Belidor arch.byd.j’. 857. Da dieStapel die Last des Schiffes tragen,
so mufs ihr Fundament nicht nachgeben, also nach Maafsgabe der
Beschaffenheit des Erdreichs eingerichtet seyn. In sofern dieSchif-
fe auch während der Fluth gezimmert werden, und das Holz trocken
bleiben mufs, so müssen solche Werfte über die hohen Flu-
then erhoben liegen.
Es gibt auch Stellen des Werftes, die aus Pfählen und
Schwellen bestehn, auf denen so viel Wasser bey der Fluth
steht, dafs ein leeres Schiff darauf schwimmt. Oder solche K.iel-
plätze bestehen auch aus einem festen Thonboden. Auf denselben
werden die alten Schiffe auf die Seite gelegt, das ist, gekielholt.
Des Umwinden des Schiffes heifst das Kielholen (carener). Es
wird mittelst eines am Kielplatz stehenden Krahnens; oder mit
mehreren Kabestans oder mit den sogenannten Bullen (ein alter
Schiffsrumpf worauf Scherentackel angebracht sind, bewerkstelligt.
Die Schiffe müssen gekielholt werden, wenn ihr unterer
Theil zunächst des Kiels auszubessern ist und kalfatert Werder
soll. W ird das Schiff nur so weit umgeholt, dafs der Kiel
nicht aus dem Wasser kömmt, so nennt man das eine Halbe-
Kielholung. Also kann ein Schiff kalfatert werden, ohne es aufs
Trockene, d. i. auf den Stapel zu ziehn, welches zwar zu dessen
Schonung dient, indessen leiden doch auch die grofsen Schiffe
beym Kielholen und dem Ablauffen, ja noch weit mehr, wenn
sie ausgebeSsert werden, von dem Aufwinden auf die Hellinge
oder Stapel; daher hatvman zur Conservation der Schiffe; zur
Ersparnifs bey dem Bau und dessen -Beschleunigung, solche Bezirke
in welchen die Schiffe im Trockenen erbauet, und worin
die alten Schiff schwimmend hinein, und die neuen schwimmend
heraus gelassen werden, erdacht^ sie müssen also mit Tho-
re verschlossen und vom Wasser befreyet werden können (*).
Solche Bassins, welcher einer Schleusenkammer ähnlich sind,
nennen die Franzosen Formes, weil ihre Seitenwände, nach der
Form der Schiffe gebogen seyn müssen. W i r Deutsche nennen
sie nach dem englischen (Docks oder auch Graving Docks)
Schiffsdocke. Solcher trockenen Docken gibt es zu Toulon eine;
zu Brest' viere; zu Rockefort dreye; zu Portsmouth sieben; zu
Plymonth achte; Zu Ramsgathe eine, zu Liverpool fünfe, zu
Hüll fünfe; zu Deptfort eine; zu Chatam viere, zu Carlscrona
dreifsig, zu Copenhagen, Cronstadt, Marseille eine (**) und zu
Caracca drey. Also ist der Vortheil, den solche trockne Schiffsdocken
gewähnen in allen Ländern, nur nicht in Holland, anerkannt.
W e r kann auch daran zweiffeln, wenn er nur irgend
mit derConstruction eines Schiffes bekannt ist und in einer Schiffs-
C * ) G ew is se rm a fsen s in d sie a lso fü r d e n S c h le u s e n b a u g e e ig n e t . I n d ie s
e r H in s i c h t w i r d a u c h d e r L e s e r , ' a u f d e n B a u d e r D o c k e n , g r ö f s t e n -
th e ils d ie je n ig e n p r a c t is c h e n M a a f s r e g e ln , d ie ic h z u r E r b a u u n g d e r
S c h le u fs e n em p fe h le n w e r d e , a n w e n d e n k ö n n e n .
( * * ) V o n d ie s e r D o c k e g ie b t B e lid o r § . 880. e in e k u r z e B e s c h r e ib u n g .