Damit der Handel oder die Schiffahrt während an den W e r ken
gearbeitet wird, nicht unterbrochen würde, müfste ein Canal
längs cd! , um den abgedammten und für die Schleuse bestimmten
Bezirk gegraben und in den Hafen geführt werden.
Von der vortheilhaften Lage Dünkirchens glaube ich nun
noch erwähnen zu müssen , dafs es nach Vollendung des Canals
von St. Quentin auch für den Handel wichtiger werden wird.
Doch ich beziehe mich auf das S. 3y5. Vorgetragene.
Von der Rhede und dem Häfen zu Havre. Tab. 5q.
Havre (* ) ist nach Cherbourg, der befste französische Seehafen
am Canal. In Hinsicht des Handels aber der wichtigste.
Zur Stationirung einer ausgerüsteten Kriegsflotte kann er frey-
lich nicht dienen , weil die Einfahrt nicht tief genug ist. Aber
unausgerüstete Linienschiffe, grofse Kauffardeyschiffe und Fregatten
nimmt er auf. Von dessen Wichtigkeit ist die Regierung
überzeugt, weil die angefangnen Bauwerke und Bassins vollendet
werden sollen. In der That bedarf es auch keines weitläuf-
tigen Beweises; dafs dieser Seehafen für Frankreich viele V o rtheile
gewähren w ird , wenn der Handel, die Fabriken; und
Manufacturen, wieder blühen: denn ist es nicht gewifs , dafs
Paris und Rouen über Havre die ausländischen Waaren ziehen
und ihre Fabrikate nach andern Ländern und Welttheilen versenden
können? Auch ist dieser Hafen in Kriegen mitEngland: wichtig:
um eine Landung an den Küsten der Obern - und Niedern-
Normandie zu verhindern ; in dieser Hinsicht began Franz I.
im Jahr 15og die Stadt Havre zu befestigen und befahl _ dem Admiral
Bonnivet: einen Hafen an der Seinemündung anzulegen.
Dieser wählte dazu Havre; fieng die Arbeiten im Jahr 1S16
an, welche zwar unterbrochen, aber endlich doch von Ludwig
(*) Ehemals hiefs die Stadt: Havre de G r a g e zu den unglücklichen revolutionairen
Zeiten, Havre Marat, jetzt nennt man sie, Havre. Die alte
Festung und vorzüglich die Citadelle B ist auf der Karte Tab. 5 g.
punctirt.
XIII. vollendet wurden. Derselbe führte die Citadelle auf, welche
jetzt abgetragen ist, und überliefs es seinem Nachfolger, oder
vielmehr dem grofsen Colbert; ein Bassin (Vieux Bassin) für
Kriegsschiffe anzulegen.
Ehe ich nun von den neuesten und altern Bauwerken und
Anlagen handle'; wird es nöthigseyn: die Rhede so wie den Ebbe
und Fluthstrom zu beschreiben. Zu dieser Analyse benutze
ich 1.) Eine vor mir liegende genau aufgenommene Seekarte ,-
welche in Tab. 5g. gestochen ist. 2.) Ein geschriebenes Memoir
betittelt: Notes sur le Port du havre. 3.} Mein Reisejournal.
Ueber die Rhede von Havre.
Die Fluth, aus der Manche kommend, wälzt sich vor der
Seinemündung auf die östliche Küste, das ist, auf das Cap de
la Heve und auf das Cap von Antifer. Sie würde vor jenes Cap
vorüber ziehn, wenn sie nicht von diesem einen Widerstand
litte, der sie südlich hintreibt. Da die Küste vom Cap Antifer bis
lä' Heve eine Richtung von Nordnordwesten auf Südsüdosten
hat, und die Seinemündung von Osten nach Westen läuft, so
schlürft diese den Fluthstrom e in , indem sie als ein grofser
Meerbusen anzusehen ist. Auf diese Weise scheidet ein Theil
der Fluthmasse in westlicher Richtung von dem fiuthenden Meere;
er dehnt sich also in die Seinemündung aus und zwar nach
zwo verschiedenen Richtungen, die einestheils aus der Direction
der Fluth im Meere und anderntheils aus derjenigen des vom Cap
Antifer zurückkehrenden Stromes entstehn. Der gröfstc Theil
dieser Fluthmasse (ich will ihn den Gröfsern-Fluthstrom nennen)
läuft zwischen den Sandbänken von Ratelets und Amfard und der
Bank les hauts de la rade auf Havre; der geringere Theil der Fluthmasse
dringt aber zwischen dem Cap de la Heve und der Bank
Eclat in die Seinemündung hinein. Aisoisteseinleuchtend, dafs
die Fluth vor Havre mit einer gröfsern Geschwindigkeit als vor
Honfleur aufläuft : daher erreicht sie vor diesem letztem Hafen,
bey Vollmond, f Stunden später ihre gröfste Höhe als gegen Har