den Dämmen , zur Abhaltung eines feindlichen Angriffes, eingeschränkt
werden müsse , wage ich nicht directe zu entscheiden.
Der neue projectirte Kriegshafen hey Cherbourg ,
welcher zwischen den Forts du Gallet und du Kommet angelegt
werden soll, wird wohl zwey Meerdämme — von beyden Forts
ahgehend und einen Bogen bildend, erhalten. Doch die Anlage
scheint noch nicht zur Reife gediehn zu seyn , ja es fehlen Local-
data um über dieselbe gründlich zu raisonniren.
Der Hafen von Dünkirchen. T. 63.
hat so viele politische Stürme bestanden , dafs ich ihn mit einex
gewissen unmuthigen Stimmung im v. J. gesehn habe. W o sind
die grofsen Forts , welche ihn vor 1717 vertheidigten ? wo die
Einfahrtsdämme, die mit.sölchem Aufwande von Geld und Arbeit
angelegt wurden? wo findet man den Reichthum , der hier
aufgehäuft war? Die Eifersucht zweyer Nationen, welche noch
jetzt in Europa wüthet und die ganze Geschlechter dem Tode, dem
Unglück und der Schmach opferte, hat diese Werke zerstöhrt und
den Reichthum der Dünkircher aufgezehrt.
Dünkirchen, welches Belidor die Schule der Wasserbaukunst
nennt, bedarf noch gegenwärtig'eben so sehr von dieser Wissenschaft
Hülfe als die übrigen französischen Häfen am Canal oder
der Nordsee— gelegen. Ich will daher die alten und .neuen Bauwerke
in der Kürze beschreiben und auch von ihnen einige nützliche
Vorschriften ableiten, deren der Practikernie zu vielsamm-
len kann. Auf welche Weise der Handel zu Dünkirchen empor
kam ; wie im Anfang v. S. die Festung beschaffen War, und ver-
theidigt werden konnte, sehn wir aus der umständlichen Beschreibung,
welche Belidor in seiner Wasserbaukunst im 2. Theil se-
liefert hat und auf welcher ich, dieser Gegenstände wegen, verweise.
Der ehemalige Zustand, der hydrotechnischen Werke
verdient unsre ganze Aufmerksamkeit und wir dürfen ihn also nicht
übergehn. Die nautische Lage von Dünkirchen ist, ohne Anwendung
kostbarer Kunstmittel, nicht vortheilhaft. Die flachen
und beweglichen Sandbänke gewähren den Schiffen keine sichere
Rhede' also ist der Hafen für eine Kriegsflotte nicht geeignet
, es sey dann : däfs er dergestalt erweitert werde , um
eine grofse Flotte aufzunehmen. Zu diesem Zweck müfste aber
die Tiefe in der Hafenstrafse und der Mündung vergröfsert, auch
ein BaSsin für eine Flotte angelegt werden. Diefs sind die wahren
Gesichtspuncte aus denen man die alten und neuen Anlagen
, so wie die Entwürfe für die Zukunft, beurtheilen mufs.
Ich werde mich' also auf dieselben noch in der Folge beziehn.
Der Strand , den das Meer bey jeder Springflu th-Periode bedeckt
und verläfst, hat da, wo die Hafenstrafsl, in nordwestlicher
Richtung nach dem Urtheile der Seefahrer gelegt worden ist,
eine Breite 1. 2, von 86g Toisen. So lang mufste also der östliche
Hafendamm angelegt werden (*).
Die innere Breite der Hafenstrafse betrug im Mittel bey der
ersten Anlage 182 Fufs, jetzt ist sie wenig schmäler. Von 1 bis
y 264Toisen bestand der östliche Hafendamm aus einem Holzbau,
auf Faschinen gegründet und mit Steinen gefüllt T. 66. F. 22. desgleichen
auch d e r 2te westliche von 4 bisy, 1 So T. V o n denPunc-
ten bey_y bildeten die zwo Dämme, deren Mitte 5o Toisen ausein-
(®) Ich habe die Maafsen nach einer genau aufgenommenen Karte , von
welcher ich eineCopie auf Tab. 63. mittheile , bestimmt. Sie kommen
auch mit dem von Belidor gelieferten Kupfer, aber nicht mit seiner Beschreibung
überein , denn in dieser sind alle Entfernungen viel zu grofs,
so gibt sie z. B. die Länge der Hafendämme zu 1000 Toisen und die Entfernung
von der grotsen Schleuse von Bergen (Zf) bis zur Mündung des Che-
nals zu 1600 Toisen an. Jene Distance ist aber nur 869 T .; und diese
1444 Toisen. ’ HerrForfait, jetziger Marineminister in dem Dietionaire
meth. Art. Marine — so wie Lamblardie in seinem Memoir über die Küste
der obern Normandie haben gleichfalls diese zu grofser Distance angenommen.