ser auf der Spitze der Insel Malamocco machen dieStadt aus. Eine
Festung von acht Kanonen kleinen Calibers beschützt sie. Ein
kleines Magazin, wo der Gouverneur einige Taue verwahrt, ist
das Seearsenal. Man unterhält hier zwey oder drey Piloten , einen
Seeofficier von subalternem Grade als Commandanten, und
keine Administration.“
« Um zum Hafen Malamocco zu gelangen, mufs man die Schiffe
in einen häufig gekrümmten Canal ziehen, wo sie oft scheitern,
welches aber nicht gefährlich is t, weil der Grund aus weichem
Schlamme (vase ) besteht, und weildasMeer wenig flutliet. Man
erhebt sich bey der folgenden Fluth , schleppt sich mühsam in dem
Schlamme fort und gelangt endlich dahin, der Spitze der Insel gegenüber,
in der Entfernung eines Kilometers ( i Deutsche gegr.M.)
von der Festung, die Schiffe anzubinden ( amarrer ). Die Seilringe
(Amarres) sind auf Pfähle eingeschlagen , mit welchen die Ufer
des Canals besäet sind. Ihre Unterhaltung kostet ungeheuere Summen,
und doch reifst jedes Fahrzeug, das man ins Meer führt,
die Hälfte von denen aus, deren es sich bedient. Nichts ist scheufs-
licher , als der Anblick der Lagunen bey der Ebbe. *
« Die Venetianer brauchen gemeiniglich i 5 bis 20 Tage, um
ein Schiff von Venedig nach Malamocco zu ziehen. Man mufs
dann einen günstigen Augenblick erwarten, um die Sandbank zu
überschreiten, die beym hohen Wasser nur fünf Meter ( 15i Fufs)
Wasser hat. Man mufs hierzu eine Windstille und die Hoffnung,
dafs sie einigeTage dauern wird, und eine Neu-oder Vollmonds-
Fluth haben. Die Seeleute sind streng in diesen Forderungen:
siebleiben lieber einige Monate länger, um sich nicht der Gefahr
auszusetzen; und sie haben sich nie von der Regel entfernt, dafs
Linienschiffe diese gefährliche Durchfahrt nur vom 1. Floreal (20.
April) bis zum 1. Frimaire ( 21.Nov.) unternehmen können. Die
Franzosen haben jedoch drey ihrer gröfsten Schiffe und zwey Fregatten
im Monat Nivôse (vom 21. December bis 20 Januar) aus-
lauffen lassen. “
«Man hat in den Jahren 1720 bis 1780 einen Canal von 5, i 5M.
( i 5 F. 10Z.) Tiefe mit ungeheuren Kosten gegraben,; um vom A rsenal
zu Venedig nach Malamocco zu gelangen ; dieser Canal hat
heut zu Tage nur 4,5 M. ( i 3 F. 2p Z.) Tiefe. Im Jahre 1783 ging
das Kriegsschiff la Fenice von 74 Kanonen in ihm zu Grunde. Es
hat ungeheure Summen und 3 Jahre Arbeit gekostet, um es zu
erheben, und man hat doch einen Theil seines Kiels zurücklassen
müssen. “
Weiter nordwestlich als Malamocco liegt der dritte Hafen:
nämlich der Hafen von St. Nicola, welcher eigentlich zweyOeff-
n ungen in den Lidos macht. Diesen ihren fünften Pafs bildet, der
Hafen St. Erasmo. Mehr nördlich liegen die sogenannten Drey-
Häfen ( Porto di tre porti), die eigentlich nur einen Hafen formi-
ren, nämlich Einen Hafen, der — gleichwie der Hafen von St.
Erasmo — verschlammt ist und nur den Schifferbarken zum Zufluchtsort
dient. Die siebente Oeffnung, welche die Mündung
der Piave aufnimmt, endet diese schmale Inselreihe oder die Lidos;
jedoch könnte man zu den Oeffnungen noch wohl den Pafs
von Brondolo zählen , welcher südlich Chiozza liegt.
Die Lagunen scheinen von dem Schlamm derer sich selbst
überlassenen Flüsse, die sich hier in das adriatische Meer ergossen
haben und die in ihren breitenMündungen die Geschwindigkeit
verlob ren , um das Bett rein zu erhalten, gröfstentheils entstanden
zu seyn : denn die um Venedig liegenden Inseln, welche zu
den Lagunen gezählt werden, und deren Anzahl sich auf sechszig
beläuft, bestehn aus Schlamm und Sand.
W enn man erwägt, dafs die Lagunen samt den Wasserstrassen
von und nach Eenedig sich fortdauernd erhöhen: so scheint
nichts wünschenswerter für Venedigs Handel, also für dessen
Existenz zu seyn , als solche Mittel, die den hydrotechnischen und
nautischen Zustand der Lagunen, wo nicht verbessern, doch wenigstens
so erhalten können, wie er leider ist. Diese Absicht zu
erreichen scheinen mir nur zwey Methoden anwendbar zu seyn:
entweder mufs man die Flüsse, Brenta und Piave, mittelst haltbarer
IIJ, Band. 6 5 .