im Wasser mufste nun Groignard seine Docke Lauen. Auf einen
Pfahlrost konnte er sie wegen dem schlammigten Boden, aus-dem
das Quellwasser aller Orten hervorgekommen seyn würde, nicht
gründen, denn da hätte' er Abdämmungen machen und den Bauplatz
vollkommen trocken legen müssen: er sah sich also genöthigt,die
Docke in einem Kasten von Zimmerwerk aufzuführen. W ie wohl
er ähnliche Beyspiele vor sich hatte, wié z. B. den Bau von der West-
minster-Brücke, von den Hafendämmen und des Werftes zuToulon
und den Dockenbau zu Cronstadt, so waren die erstem Bauwerke
doch gar sehr von einer Docke verschieden. Diese sollte das
Wasser nicht durchlassen , von einer Ungeheuern Gröfse seyn, und
der Kasten mufste sie selbst, um die erste Erfordernifs zu erreichen,
umschliefsen, also im Wasser mit seinen äufsern Wränden stehn
bleiben ; und was der Bau der Cronstädter- Docke anbetraf, so
ist wohl keine gute Beschreibung davon bekannt geworden. Auch
hatte Belidor 27. §. go3 schon von der Anlage grofser Schiffsdocken
am mittelländischen Meere abgerathen. Doch die Erfin-,
dungskunst hat keine Gränze. Indessen war es kein gewöhnliches
Unternehmen: einen Kasten von 3ooFufs lang, 94 Fufsbreit und
34 Fufs hoch auf das Wasser fortzubringen, ihn nach und nach
auszumauern und ihn auf einen ebnen Grund, bis zur Tiefe von
3o Fufs unter der Oberfläche des Wassers , zu setzen. Auf dem
festen Lande konnte man diese ungeheure Maschine nicht eonstrui-
ren , denn die Werfte waren zu klein dazu; und wie hätte man
sie auch in das Wasser gleiten lassen und förtbewegen können ?
Groignard wählte daher ein originelles Mittel: er liefs den Kasten
auf ein Flofs (radeau Flottant) errichten. W ie diesesFlofs und der
Kasten gemacht war, wie dieser versenkt und von ihm das Flofs
abgesondert, und wie endlich der Grund worauf der Kasten zu
stehn kam, geebnet wurde, diefs wollen wir erfahren und zu dieser
Beschreibung bediene ich mich ein geschriebenes Memoire ,
das Herrn Groignard verfafst hat, und welches ich in Paris erhalten
habe.
Die Construction des Flofses.
Der Erfinder hatte dieselbe auf eine Berechnung des hydrostatischen
Druckes gegründet, und er liefs den Flofs und den Kasten
folgendermafsen verfertigen.
Das Flofs von 820 Fufs Länge, 112 F. Breite und 6A Fufs
Höhe fr., welches, wie gesagt, dazu dienen sollte um darauf den
Kasten, der 4000000 Pfund oder 2000 Tonnen schwer war, zu
construiren , bestand in der untersten Lage aus 258 ungezimmer-
ten Masten A A F. 1. Tab. 61. und Fig. 2 L ‘ L ‘. Sie warén 20
bis 3o Zoll im Durchmesser stark und 60 bis go Fufs lang. Mit
den Enden stiefsen sie aneinander und waren dichte nebeneinander
gelegt, so dafs sie eine regelmäfsige Ebene bildeten, welche die
Basis des Flofses ausmachte. Ueber diese Masten lagen drey "und
zwanzig Reihen von aufeinander gelegten Balken B C , F. 1., die
40 bis 60 Fufs lang und 20 bis 24 Zoll' ins Gevierte stark waren.
Sie wa'ren 9 Fufs im Lichten von B bis B von einander entfernt
und machten mit den Mästen rechte Winkel. Jede solche Balkenlage
bestand aus 2 Balken BG oder aus 3 Balken B C F , F. 1.
und war .112 Fufs lang, welches die Breite des Flofses ist. Die
untersten Balken B waren an die Mästen mit Taue D befestigt,
auf diese aber die zweyte und dritte Reihe mittelst hölzernen
Zwingen E. Die zweyte Balkenlage wurde auf die unterste B
dergestalt gelegt, dafs> ihre Mitte die Enden von diesen bedeckte.
Gleiche Vorsicht wurde mit dem dritten Balken C, in Rücksicht
der zwoten, beobachtet. Die Balkenlagen standen alle vier Fufs
über die Masten, und zu dem Ende waren in den mehresten
nur zWey Balken, jeden von 2 Fufs hoch, nöthig. Kleine Ungleichheiten
wurden mit Plankenstücke, die man zwischen zwey
Balken legte , ausgefüllt.
In jedem der 22 Felder , welche die 23“ Reihen von Balkenlagen
formirlen , ohne die Endefelder zu rechnen, wurden drey
Reihen von 26 leeren Tonnen G (jede zu 4 Bäriken ) also 78 Stück,
gefegt. Diese 22 Felder und die beyden Felder an den Enden
fafsten demnach 1820 Tonnen. Ueber je drey Tonnen wurden