Anstatt die Höfter über dieses Verhältnifs hinaus auseinander
zu rücken , wird es besser seyn, keine anzulegen , sondern
nur Parallelwerke oder Revettements. Da wo aber ein Höft
liegt, welches mit dem Seeüfer eine schräge Richtung, oder einen
stumpfen Winkel bildet, mufs die Entfernung von dessen
Spitze bis zum Seeufer (senkrecht auf dieses) es seyn; nach welcher
man die Entfernung des nächsten Höftes, dem oben gegebenen
Verhältnifs gemäfs , bestimmt. Jedoch kann diese Entfernung
immer noch etwas geringer ausfallen, weil der hydraulische
Effect eines senkrecht auf das Seeufer gerichteten Werkes
gröfser als eines schrägen Werkes ist. Die Parallelwerke sind,
wie ich so eben bemerkte an manchen Stellen den Höftern vorzuziehen.
Indessen ist doch dabey zu erwegen, dafs ein Parallelwerk
ein unregelmäfsiges Aufrollen und Ueberwerfen der W o gen
bewirkt. Also ist nöthig , dafs man es entweder ganz nahe
an der Deichdossirung oder auf eine gewisse Entfernung davon
anlege. Nahe, damit die überrollende Welle gleich von der Dos-
sirung des Deiches wieder gemäfsigt wird und also nicht Aus-
Wühlungen verursache ; wie ich dies schon (B. II. S. 447-) ^ey
dem Neufelder - Deich angemerkt habe. Auf eine gewisse Entfernung
vom Deichfufs , etwa auf 180 bis 3oo Fufs (*), wenn
das Vorland eine feste Grünschwarte ansezt, die das Ueberrollen
verträgt. Wenn diefs aber nicht ist, und das Vorland aus weichem
Boden besteht, so mufs man in dem Parallelwerke kleine
Oelfnungen lassen , durch welche das Wasser läuft , welches
Wasser den Raum zwischen diesem Werke und dem Deichfufs
anfüllt, und das den Angriff der über das Parallelwerk überrollenden
Wogen mäfsigt , weil sie auf diese ^Wasserfläche und
nicht unmittelbar auf das Vorland falleh. Ein Gegenstand, worauf
ich bey den Hafen - Dämmen noch einmal zurückkehren werde.
(*) Dafs in solcher Entfernung die Wellen so über die Parallelwerke
stürzen unschädlich überrollen können und alsdann geschwächt an den
Deichfufs fallen, beweifst die Lage des Parallelwerkes vor dem Neu-
döser Seedeich bey Cuxhaven.
In manchen Localfällen wird es auch noch zweckmäfsiger
seyn, anstatt derer nahe an den Deichfufs anzulegenden Parallelwerken,
dem Deiche selbst eine gröfsere Stärke zu gehen, und
seine Böschung bis zur Höhe einer solchenSturmfluth— welche
alle zehn Jahr einmal eintritt, das ist an der Jahde auf eilf Fufs
über die ordinaire Fluth (Brahms p. 22) mit Steinen zu decken.
Das zweckmäfsigte Profil eines solchen Deiches und die zwek-
mäfsigste Steinhöschung ist in dem Profil des Deiches an der
Nordwestseite des Kielplatzes am Nieuwendiep (Tab. 47) und in
Fig. 4. Tab. 56. dargestellt. Was hier noch über die beste Con-
struktion der Seeuferbauwerke gesagt werden könnte, ist schon
(B. II. S. 389.) vorgetragen.
Die Länge der Höfter richtet sich nach der Tiefe, denn wo
die Tiefe vor dem Deichfufs liegt, mag man sie nicht über 10
Ruthen (etwa zwischen 5 und 10 Ruthen) machen; auch da
nicht, wo man n o c h Vorland vor den Deichen hat. Diegröfste
Länge beträgt 5oR.; esseydenn, dafs eine gröfsere Länge nöthig
wäre, wegen der Figur des Seeufers, welches man w o möglich ohne
einzeln hervorstehende Werke rectifiziren so ll, damit die Fluth
eine regelmäfsige Krümmung oder eine regelmäfsig gerade Seewehre,
worin die Spitzen der Höfter gleichweit vortreten, findet.
Hiermit glaube ich nun Dasjenige näher bestimmt zu haben,
was im II. Bande von S. 377 bis 3g 5 abgehandelt ist, und ich
komme also auf die
RAISONNIRENDE DARSTELLUNG WIRKLICHER SEEUFERBAUWERKE.
I0' Von dem Seeuferbau auf der Insel Wieringen.
Die Vortheile, welche die Insel Wierigen in hydrotechnischer
Rücksicht hervorbringt ( Tab. fd et 45.)
bestehn darin: i°* dafs sie die Einströmung einer zu grofsen
Fluthmasse in das Mars - Diep verhindert, weil sie des Fluthstro