Das alte hand wird derjenige Bezirk in Nordholland genannt,
welcner nicht ausgetrocknet werden durfte, weil er höher als die
ordinaire Fluth liegt. Hoogheemraadschap oder Waterschap
heifst ein Landesbezirk, welcher seinen innern Wasserstaat hat
und den naan einen hydrotechnischen Bezirk nennen kann (*).
Polder nennt man, wie gesagt, einen von Deichen umschlossenen
und ausgetrockneten oder entwässerten Bezirk, als der Polder zu
Zype u, s. w .; und das Wasser, welches sich in den Canälen des
Polders sammlet, oder darauf gemahlen w ird , heifst auch das Polderwasser.
IVasserkehrungen ( Waterkeringen ) nennt man kleine
Stauschleusen; Schleusen mit Fallschütze, oder auch Wehre; so w erden
auch zuweilengröfsereSchleusen, Rollbrücken und andere Brücken,
Wasserkehrungen genannt. Die kleinen hölzernen Kammerschleusen
, welche die Hauptbusen von denjenigen innern Canälen
oder Leitbusen, die zur Schiffahrt dienen und welche auch Vaarten
genannt werden, abschliefsen heifsen Verlaate. Die Wachlthüren
halten das Wasser des obern Canals von dem untern ab und stehn also
in jenem Canal vor der Wurfradmühle oder den Schöpfmasehi-
nen aller Art, und sie vertreten öfters die Stelle kleinerStauschleusen.
Ihre obere Kante darf nicht höher als das höchste Wasser des Hauptbusens
sejm, und die Bestimmung der Höhe von den Wachtthüren
ist sehr nothwendig, welches wir noch bcy Nordhollands Wasserstaat
sehn werden.
Diefs sind diejenigen Erklärungen, die ich bestimmen mußte,
W'eil sie wenig Lesern bekannt sejm dürften, _und um in der Folge
darauf verweisen zu können.
Ehe ich nun von der Methode wie die Binnenmeere oder
W^asserplätze in Holland ausgetrocknet werden; handle, 'muß
ich noch in der Kürze
DieTorfstechereyen oder Austorfungen (Veeneiycn) in Holland
berühren.
(* ) Bey dem Binnenwasserstaat von Rheinland werde ich dessen Beschaffenheit
näher erklären.
a.) Ist in einem Landesbezirk ein hinreichend ergiebiges
Torflager gefunden und die Regierung hat die Austorfung erlaubt,
so werden in der Venerey einige breite Graben ausgestochen,
worin die Torffahrzeuge gehn; und es wirdeine Kammerschleuse
unter dem Deiche, welcher die Venerey von demjenigen Flufs,
auf welchem der Torf verfahren wird, trennt, gebauet.
h.) Jetzt wird nun der Torf äusgestochen und ausgebaggert
bis zur Klaylage ( * ) , d. i. etwa 14 bis 16 Schuh unter die Oberfläche
des Landes. Dieses Ausstechen wird an mehreren Stellen zugleich
angefangen, so dafs man nicht gleich ein grofses Wasserbecken
erhält (* * ) , in welchem der W in d Weilen erzeugen und
die Torfwände angreifen Würde. Nimmt indessen die Austorfung
einen beträchtlichen Bezirk ein, so trift es sich gar oft, dafs die
Wellen ganze Torfwände auflösen und in die Tiefe abstürzen.
Der Torf wird nun zwar ffeylich aus derTiefe herausgebaggertmit
dem Handbügel; aber das Wasser gewinnt immer mehr Raum,
bis endlich dergleichen Aüstorfungen für die Ortschaften selbst gefährlich
werden ; jä zuweilen vereinigt sich das W ’asser mehrerer
Austorfungen und dann entsteht ein ungeheurer Wasserplatz: so
istz. B. der vereinigte Nieukoopsche Pias 3ooo Morgen (jeden zu
6oo Rthlr.) grofs, s. Fig. B. T. 65. Und welch ein kleiner Erdsaum
steht, bey xi, zwischen diesem\Vasserplatz und dem vonZevenho-
ven?jetzt ist derselbe, wenn ich nicht irre, durchgebrochen. DieUfer
eines solchen Wasserplatzes oderSees sucht man mitSteinschüttun-
gen von Mauerschutt und Ziegelgraus, oder mittelst kurzer erlener
Pfählen, Pfahl an Pfahl geschlagen, zudecken. Nicht allein dafs
solche Wasserplätze beträchtliche Landesbezirke zu verschlingen
(*) Das ist ein grofses Glück für Holland, dafs der Boden unter den innern
Meeren und Wasserplätzen aus fester Klayerde besteht, die dem nahen
Wasser, welches vor dem Polder steht, den Durchgang versagt, un'd
welche' sehr fruchtbar ist. Wäre diese Erdschichte von poröser oder sandiger
Beschaffenheit,,, so könnten .solche Wagserbezirke, des vielen Quell-
Wassers wegen, nicht ausgetrocknet noch uhrbahr gemacht werden.
(**) In den ausgestochenen Stellen sammlet sich dasRegen- und Schneewasser,
welches den Wasjerplatz formirt '