Von Jen Strebepfeilern.
An solchen Revettetnents-Mauern bringt man auch Strebepfeiler
in einer gewissen Entfernung an, welche den auf die
Mauer druckenden Erdkörper theilen sollen. Belidor setzt deren
Abstand von Mittel zu Mittel doppelt sp grofs als die Dicke
der Mauer an der Grundfläche, Arch: hydr. 2 T. §. 353. und deren
vordere Breite | , die hintere aber die Hälfte dieser Dicke.
Diese Angabe ist indessen viel zu grofs, wie Theorie und Erfahrung
lehren , und ich werde bey den Schleusenmauern, wohin
diese Materie geeignet ist, die Sache erörtern. Hier bemerke
ich nur: dafs man an der neuen Kaymauer des Hafens von Dünkirchen
die Strebepfeiler auf 36 IJifs Abstand gesetzt ha t, das
ist das dreyfache der Mauerdicke an ihrer Oberfläche. Sie sind
sechs Fufs lang, acht F. breit an der Wurzel und fünf F- an dem
Ende.
Beschreibung einiger merkwürdigen Kays.
Die neuen Kaymauern zu Dünkirchen F. 6. T. 67. u. §3.
welche um das Bassin a T. 63. von 178g — 1791 j längs dem Hafen
aber von ƒ bis i auf 3oo Toisen von 1786 — 1752 aufgeführt
sind, bestehn aus einem Revettement von Werkstücken, welche
eine Art Marmor, aus den Brüchen von Boulonnais sind, und
woraus auch der Kalch gebrannt ist. Hinter diesem Revettement
ist eine Mauer von Ziegelsteinen 18 bis 24 Zoll dick aufgeführt ;
wozu man sich guten Cements bediente (*). Der übrigeMäuer-
theil besteht aus Bruchsteinen und Ziegelstücken mit gewöhnlichen
Mörtel gemauert. Der Theil der Ziegelmauer vom Boden
bis zur dritten Quaderlage ist mit Trafsmörtel gemauert worden.
V o r der Mauer steht eine Pfahlwand bis zum niedrigsten Wasser,
wo übereine Holbe d liegt. Jede Längentoise dieses Kays hat?
35oo Livres gekostet. Er ist mit Sorgfalt ausgeführt, und
ist ein Beyspiel, wie man dergleichen Mauern auf «inen festen
Grund, ohne einen Rost zu machen, aufführt.
(*) Die Composition des Cements wird im IV. Bande mitgetheilt.
Der Kay zu Caen am Canal Fig. 7. Tab. 67.
ist von dem vorhergehenden darin unterschieden, dafs man ihn
auf einen liegenden Balkenrost bc, des nachgebenden Grundes
wegen, aufgeführt hat. Betrachtet man dieses Profil, so ist es
klar, dafs der vordere Theil mehr als der hintere, wegen des
gröfsern Volumens und der schweren Quadersteine auf diesen
horizontalen Rost drücken mufste. Senkte sich nun derselbe,
yermöge der Schwere von der Mauer, in den Boden ein, wie
geschah: so mufste nothwendig sein vorderer Theil tiefer in den
Erdboden „eindrücken als der hintere Theil. Ehe indessen diese
Senkung statt finden konte, mufsten die Holben a und die darunter
stehende Pfahlwand sich vorwärts verschoben haben, weil
die eine Steinlage auf die Holbe ruhte. Vielleicht ist der Grund
vor der Pfahlwand nicht feste genug gewesen? Es entstand sonach
eine Trennung der Mauermasse, sie neigte sich über und
stürzte ein. Hätte man aber unter dem horizontalen Schwell-
rosts einen Pfählgrund gerammt, so würde nicht die Senkung des
vordem Theils der Mauer und also auch nicht die Trennung und
der Einsturz erfolgt seyn. Folglich haben diejenigen franz. In-
genieuere, welche dem schlechten Fundamente und nicht dem kleinen
Profil, den Einsturz der Mauer beygemessen haben, die Sache
richtig beurtheilt. W ir sehn sonach aus diesem Beyspiel, dafs
man es nur selten und bey dem festesten Grunde an einem Pfahlgrunde
fehlen lassen darf, und ich werde noch öfters Gelegenheit
haben zu zeigen: dafs die horizontalen Schwellroste, bey ähnlichen,
Bauwerken keine hinreichende Festigkeit versprechen, so
sehr man ihnen auch, in neuern Zeiten , in Frankreich und
Deutschland geneigt ist.
Die Construction der Kaymauern Pelletier und de 1'horloge zu , Paris
{Tab. 67. Fig. 16. 17. 18. 24.)
sind uns vorzüglich merkwürdig, wegen ihrer Kühnheit und Oe-
conomie. Da die an dem Ufer der Seine stehenden Häuser nicht
abgebrochen werden konnten , und die Kaystrafsen, desVerkehrs
Wegen, vergröfsert werden sollten : so mufsten diese Kaymauern