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guten haltbaren Ankergrund. Von hieraus können die Franzosen
mit den Holländern gemeinschaftlich gegen die englische Armada
agiren. Auf der Schelde kann das Schilfsbauholz aus den Wäldern
der Mosel, des Rheinsund der Maas kommen. Wenn hier ein
grofser Kriegshafen angelegt und mit Magazinen aller Art versehen
würde , j a ! dann müfste in Antwerpen eine Rivalin von
Amsterdam und London aufblühen.
In den Zeitungen liefst man jezt viel von der Anlage eines
Kriegshafens bey Antwerpen, und der Minister von der Marine;
Forfait, soll für dieses Project sehr eingenommen seyn. Wird aber
erwogen, dafs Antwerpen zu hoch hinauf an einem Flusse liegt;
dessen Bett sich seit einigen Jahrhunderten merklich erhöht hat; dafs
ein Kriegsschiff 23 bis 25 Fufs "tief geht; dafs das Auslaufen einer
Flotte öfters schnell vor sich gehen mufs, wenn aus den Bewegungen
des Feindes und dem Winde Vortheile gezogen werden sollen,
so scheint die Anlage eines Kriegshafens bey Antwerpen nicht günstig
zu seyn, und wenn ich recht berichtet bin, ist man davon bereits
abgestanden.
I0' Hydrotechnische Beschreibung der vorzüglichsten Häfen
am Ozean und Canal.
Diejenigen Häfen, welche für den Hafenbau die wichtigsten
sind, will ich zuerst raisonnirend beschreiben , und Vorschläge zu
ihrer Verbesserung aufstellen; so die Anwendung von denen im
2ten und 3ten Abschnitt aufgestellten Grundsätzen machen, ohne
mich gerade immer auf dieselben zu beziehn. Ich beginne demnach
mit den Häfen von Cherbourg, Dünkirchen, Havre, Hon-
fleur, Dieppe und Ramsgate, und komme dann zu den übrigen
Häfen nach ihrer Lage von Süden nach Norden.
Die Rhede und der Hafen von Cherbourg T. 58.
Loealität der Rhede und des Hafens in hydrotechnischer und nautischer Hinsicht.
Diese Rhede war vor 1782 eine ganz offne Rhede. Ihre
nördliche Oeffnung zwischen den Felsen von Querqueville und der
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Insel Pelée betrug 36oo Toisen, die östliche, zwischen dieser Insel
und den Felsen der Flamänder, war aber 680 Toisen wert. Diese
dient für Kriegsschiffe gar nicht, und bey der Fluth nur den Kauffahrern
zur Passage.' Also w ar die Rhede, allen heftigen Stürmen
und W^ogen aus Norden ; Nordwesten und Nord-Nordost, sowie
dem Fluthstrom blosgestellt. Ihr Grund besteht aus Lehm und
Sand, er ist demnach für die Anker haltbar, umsomehr, da er
seewärts abhängig ist; und daher die Anker bey Seestürmen nicht
an die Felsen geschleppt werden können. Der befste Ankergrund
ist indessen zwischen der Insel Pelée und den Pointes des Fourgets (*):
ein Umstand, worauf der Leser .achten wird, weil er für die Erweiterung
der Rhede Spricht, wenn sie jetzt noch möglich wäre.
Mitten in der Rhede beträgt die Tiefe”i 3 bis 54 Fufs bey der ord.
Ebbe, bey welcher auf der Karte die Tiefen angegeben sind. Der
Unterschied des hohen und niedrigen Wassers (bey ord. Fluth) beträgt
hier 18 Schuh; bey Springfluthen ist er 4 Schuh gröfser.
Aus der Karte T. 58. sehen w ir, dafs keinesweges nahe am Lande
auf 8 bis 12 Faden Wasser Anker geworfen werden kann, wie
Belidor 2. Th. §. 532. sagt, ja ! wir treffen eine Tiefe yon 60 Fufs
nicht auf der ehemals projectirten Rhede an; auch ist keines Weges
auf der südwestlichen Seite von der Insel Pelée 5o Schuh Wasser
anzutreffen, wie jener Schriftsteller §. 667. angiebt. . Hieraus
fét es auch einleuchtend, dafs man damals die Tiefen noch nicht
gemessen hatte, und das giebt uns Aufschlufs, wie nachher ein
unvollständiges Project von einer künstlichen Einschliefsung der
Rhede entworfen werden konnte.
Die Situation der Rhede ist vortreflich und es blieb daher
der Kunst überlassen, sie nur meerwärts gegen die Seestürme zu
sichern. Da der Hafen früher als die Rhede angelegt ist, so will
ich zur Vollständigkeit der geschichtlichen Darstellung, aus Belidor
entlehnen was er überden ehemaligen Zustand des Hafens §. 522.
(* ) Zwischen diesen Felsen und der Stadt sind die felsigten Ufer grauer
thonartiger Schiefer, an deren Fufs das Seegras welches die Franzosen
Varech nennen wächst.
III. Band. 48.