Wellen, wenn das Meer fluthet, eine die andre durchschneiden ,
und je höher das Meer gestiegen ist, desto mehr werden die W e ilen
die Abnahme des Strandes zu bewirken trachten, und zwar
nach einer Cycloide. Diese Abnahme kann aber nur erfolgen ;
Wenn die Welle oder ihre Schwingung eine hinreichende Stärke
hat , um das Ufer abzuflächen. Das hängt also von der Tenaeität,
Welche die Materialien untereinander haben ab. Die Wellen
Würden sonach, ohne Zweifel, ein concaves Ufer formiren , wenn
nicht die Schwere der Materialien und ihre Tenaeität oder Adhärenz
eine Convexität _ bewirkte. Daher sind auch die Kiesel,
Welche die Küste der Normandie bilden, nach einer convexen Oberfläche
gelagert. Indem sie nähmlich von den Wellen herauf gerollt
werden , so fallen sie vermöge ihrer Schwere wieder abwärts.
Es ist bey den geringsten Brandungen ein fortdaurendes
Rollen dieser Kiesel (etwa 3 bis 6 Zoll im Durchmesser stark)
bis sie bey einer Meeresstille in einer convexen Böschung', die sich
zur Höhe, nach vielen Beobachtungen , von den franz. Ingenieurs
angestellt, wie 7 : 1. verhält (*), liegen bleiben. Dies Verhältnifs
findet zwischen der Ebbe und Fluthlinie statt ; unter der Ebbe
yerhält sich die Böschung längs der Küste der Normandie; an einigen
Stellen wo das Ufer von den nordwestlichen Seestürmen
angegriffen wird, wie 3o :i. Je leichter aber die Stoffen sind und
je weniger Tenaeität sie untereinander haben, destomehr nähert
sich die Abflachung des Seeufers der geraden Linie. So ist z. B.
der sandigte Strand bey Calais, Dünkirchen, Blankenberg, und
an der holländischen Küste geradelinigt ablauffend, und dessen
Böschung verhält sich zur Höhe , beyläufig, wie 90: 1. Hieraus
folgt also nun : dafs eine sanft abgehende Oberfläche eines
Bauwerkes eine gröfsere Sicherheit als eine steilere gewährt; dafs
die Böschung eines Seeufer - Revetements aus Kieseln sich zur
(*) Wo die Seebrandungen und Sturmfluthen das Ufer nicht aufs heftigste
angreifen , habe ich die Kieselböschung in der Normandie ,
(z. B. bey Dieppe) wie 3 : 1 , ja an einigen Stellen nur wie 2 : 1
gefunden.
Höhe wie 7 : 1.; aus grofsen Steinen wie 3 : x verhalten
müsse. Diese Bestimmung gründet sich auf Beobachtungen ;
die ich in Holland bey Steindossirungen anstellte. W e r den
aber diese Materialien zwischen Verzäunungen gelegt ,
so wird den Werken Von Kiesel nur eine Böschung wie 4 •' *■
gegeben. Die regelmäfsig aufgesetzten Steinböschungen, worin alle
Fugen mitStopfsteinen.gefüllt werden, bedürfen nur eine Böschung
wie 2: 1 . Nähmlich daselbst wo der Angrif von mittelmäfsiger
Sturmfluth geschieht. Ist es nöthig diese Böschung zu verringern
z. B. bey Hafenwänden, so lege man allemahl die grofsen
Steine auf ein Lager von Ziegelgraus und begiefse die Oberfläche
mit einem Trasgufs. In diesen werden auch noch kleine Steine
eingelegt werden können , um das A nstofsen der Schiffe minder
gefährlich, für die Schiffe selbst, zu machen.
Die andre Betrachtung über die Oberfläche der Seeuferbau-
Werke und deren Schräge, wird sich auf die directe Schwächung
des Angriffes der Wellen beziehn. W i r sehen nämlich, dafs die
Wogen sich höher auf der Höhe des Meeres erheben, als längs
dem Gestade in einiger Entfernung von demselben. Also werden
sie, von dem sich erhebenden Strande geschwächt, und zwar, des
Widerstandes wegen den er ihnen entgegen setzt, wodurch also
die Erhebung gemäfsigt wird. Die nähmliche Beschaffenheit hat
es aber nicht mit den Anbrandungen an der Küste selbst. Die-;
se gehen weit höher als die W ellen , und zwar je nachdem derGe-
genstand, den sie treffen vertical, oder flachablaufend ist, hoch oder
niedrig. Es seyF.16 .T.Et'j.g tab der Strand, so wird der senkrecht
anlauffende Strom : oder die fluthende W e lle , zwischeng f gemäfsigt,
und der unter einer schiefen Richtung h f anlaufende Strom,
in der Distance tf. Also trift dieser Strom zwar nicht mit der
Gewalt auf das Seeufer als jener , aber seine abnagende Kraft,
oder das Vermögen die Kiesel fortzurollen ,, ist doch gröfser,
welches ich gleich unten näher auseinander setzen werde. Hier
mufs nur noch bemerkt werden : dafs die W o g e n , welche von
einem mit der Küste parallel wehenden Winde entstehn, dem