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Collioure 'Tab. 63.
nicht weit von Vendres ist ein für Barken dienender Hafen;
den die Bucht des Meeres formirt, der für die Hydrotechnik,
kein sonderliches Interesse darbietet, und nur, um die französischen
Häfen vollständig zu liefern, habe ich ihn hier aufgenommen.
Die Stadt Collioure ist stark befestigt und zu des Hafens Defen-
sion dient zugleich die auf eine Anhöhe liegende Sternschanze,
welche das Meer beherrscht.
Beschreibung der Häfen von Agde (*) und Cette. Tab. 6z.
Die Küsten des mittländischen Meeres, sind für die daran
liegenden Häfen nicht sehr günstig, weil sich vor denselben eine
Menge Sand und Schlam einfindet, womit diese angefüllt
werden, wenn man nicht kostbare Baggermaschinen gebraucht.
Zu dieser Anschlämmung tragen auch die Flüsse, welche sich
ins Meer ergiefsen, und die viel Material mitführen, bey; insbesondere
ist es die Rhone, welche viel Sand und Kiesel führt,
womit die Küsten erhöhet sind. Diese Materialien werden von
den 'Wellen bald abgespühlt, bald wieder ans Gestade geführt,
je nachdem diese hoch auflauffen und in welcher Direction sie
die Küste anfallen. Eine dritte Ursache der Sandlagerungen ist
die Schwäche des Ufer- oder Küstenstromes, welcher den Sand
nicht fortführen kann, ohne Hülfe der Wellen. Dieser Küsten -
ström ist in der That merkwürdig genug um ihn hier näher
zu betrachten. Nach mehreren Beobachtungen (**) ist er in
dem venetianischen Meerbusen schon sichtbar und kommt in
demselben von Corfu längs den Küsten von Albanien, Dalmatien,
Istrien und Friaul nach Venedig, von da zieht er längs
Ravenna nach dem italienischen Gestade, passirt die Meerenge
von Messina und zieht nun westwärts nach Genua und der
französischen Küste hin, von wo er längs der spanischen seinen
(*) Agde und die Lage dieser Küste wird der Leser in den Karten, die ich
beym IVten Bande vom Languedoccer Canal liefre, finden.
(**) Raccolta d’autori che trattano del motoDell’acqce Tome XV. pag. 70,
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Lauf fortsetzt. Dieser Küstenstrom verursacht zwischen allen
Kaps und Hafendämmen Widerströme in deren Creisen das Material
zu Boden sinkt, wiedies beyden Flüssen geschieht. Diese W i derströme
entstehn nähmlieh indem der Küstenstrom die Büchten
und Häfen ausfüllen mufs, wie wir bey der Seinemündung ähnliche
Ursachen und Wirkungen gesehn haben S. 3gg.
Solche Ansandungen die von dem Küstenstrom und den
Wellen angesehwemmt sind, treffen wir auch in der Mündung
des Flusses Hérault, die den Hafen von Agde bildet. Der Ingenieur
Groignard schreibt sie vorzüglich demjenigen Küstenstrom
der von Brescou herkommt zü, und der von der Mündung
des Hafens entfernt bleibt:, also den Sand seitwärts abwirft.
Er läfst sie auch zum Theil von dem Sande entstehn,
welchen der Wind aus den nahen Dünen wegführt und quer längs
dem Hafen vorbeyrollt. In diesem Betracht schlug er vor: dieHa-
fendämme von Agde, insbesondere aber den östlichen Hafen dämm,
bis zum Hauptstrom, zu verlängern, der Hafenstrafse ihre W e ite,
die So Toisen ist, bis auf vierzig einzuschränken und die
Dünen zu bepflantzen. Den letztem Vorschlä’gen stimmt zwar
der Ingenieur Mercardier bey , aber er meynt : dafs die Verlängerung
der Hafendämme bis in die Bahn des Küstenstromes,
zwar die Ansandung an der östlichen Seite der Hafenmündung
aber nicht längs der westlichen behindern werde; auch hielt er
dafür: den Dämmen gleiche Länge zu geben. Meiner Mey-
nung nach sollte man die Mündung bis auf zwanzig Toisen einschränken,
einen Spühlbusen seitwärts der Hafenstrafse anlegen,
denselben mittelst des Flusses Hérault füllen, und endlich, nach
dem Vorschläge von Groignard, die Hafenstrafse verlängern-lassen,
sie jedoch, wie gesagt, schmälern.
Das GroignardscheProject gewann auch den Beyfall der Stände
von Languedoc, denn man hat angefangen es auszuführen: Die
Hafendämme sollten mit grofsen ausgemauerten Kästen erbauet
werden, und nachdem der erste Kasten glücklich an Ort und Stelle
gebracht war, so spühlten die Wellen vor und längs demselben
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