he Eindeichung gröfsere Nachtheile gebracht als in Holland. Nach
den Wahrnehmungen einiger holländischen Schriftsteller sind die
mehresten Polder, längs den Flüssen , Um tausend Jahre zu frühe
eingedeicht worden, daher liegen sie denn weit niedriger als das
durch den Flufsschlick erhöhete Vorland ; ja niedriger als die
Oberfläche der Flüsse , weil sich deren Bett erhöht hat. Die
Holländer sind also genöthigt gewesen , daselbst Schöpfmaschinen
anzulegen, wo sie ehemahls eine natürliche Auswässerung
hatten.
Z.) Ist der zu entwässernde oder auszutrocknende Bezirk am
Meere gelegen und bey der Ebbe einer Trockenlegung fähig, so
wird er gleichfals umdeicht und heilst auch ein Polder oder ein
Seepolder. In dem Deiche wird eine oder mehrere Entwässerungsschleusen
gelegt und man nennt diese Seeschleusen; wenn
sie klein sind auch Siele. Hat ein genauer Ueberschlag erwiesen,
dafsdie Kosten der Eindeichung sich höher als die Einnahme belaufen,
so unterläfst man dieArbeiten, es sey dann , dafs andere Umstände
, als die weitere Ausdehnung eines Landsees, die Austrocknung
nöthig machte.
m. ) N ie darf man es aber an dem Nivellement und der genauen
Aufnahme der Gegend und des Flusses oder Meeres , so weit
jener oder dieses Beziehung auf die Polder hat, fehlen lassen. Auch
mufs die Bonitirung des Bodens , der Anschlag von der Bedeichung
und Entwässerungskosten und des Ertrags, mit möglichster
Sorgfalt gemacht werden , ehe die Eindeichung beschlossen
werden kann.
7i.) W o die Wogen des Meeres, in welches man das Binnenwasser
ablassen will höher als dieses steigen und man weder einen
Deich noch Schleuse anlegen kann, da ist es mehr als unverzeihlich,
eine Austrocknung oder Entwässerung vorzunehmen; und
doch hat man im preufsisehen den Leba-Seein die Ostsee einlassen
wollen, obgleich der Leba-Flufs, welcher in den Leba-See
und von diesem in die Ostsee einflieft, schon unumstöfslich beio
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weifst, dafs eine solche Operation unthunlich sey (*). Setzt man
indessen voraus, dafs der Leba-See keine unterirdische Gemeinschaft
mit der Ostsee hat und es sey ökonomisch rathsam, ihn
auszutrocknen, so kann das geschehn: wenn man den Leba-Flufs
längs den Leba-See vorüber ins Meer leitet; alle Communication
zwischen dem Leba-See und der Ostsee schlieft; einen Sammelbusen
oder Mahlbusen mit einer Schleuse anlegt und die Austrocknung
mittelst Schöpfmühlen bewerkstelligt.
o.) Aber es ist nicht allein das gewöhnliche Wasser welches
der Hydro tect fort zu leiten hat, sondern zuweilen sind es auchhohe
Ueberschwemmungen , also ungeheure Wassermassen, die er,
in der möglichsten kürzesten Zeit, abzapfen soll. Dazu reichen
freylich die vorhandenen Schleusen nicht hin , und er ist genöthigt
die Deiche selbst, in denen diese Schleusen liegen, durch zu graben.
In einem Deich, der aus guter Erde besteht, läfst sich aber im
Winter, eine Durchgrabung, des Frostes wegen, der in die Erde gedrungen
ist, nur mühsam und in mehreren Tagen und Wochen bewerkstelligen.
Kann der Hydrotect also die Ueberschwemmungen
nicht gänzlich verhindern: so sieht er sich leider genöthigt, für eine
schnelle Abzapfung oder Entwässerung im Voraus Sorge zu tragen.
Erlasse also denjenigen Deich, in welchen er, zur Zeit der
Noth, Durchgrabungen veranstalten müfste, ohne die Inondation
abzuwärten , vorher durchgraben. Hat er dieses Deichstück dem
Boden oder Mayfelde gleich abtragen und die Erde zu beyden Seiten
der Oefifnung, zum künftigen Gebrauch, an den Deich werfen
lassen, alsdann lasse er dieses Stück wieder zu der Höhe des
Deiches von Sand auflführen, mit 8 bis l o Fufs Krone und gebe jeder
Seite i | Fufs Dossirung auf jeden Fufs Höhe. Diesen Sanddeich
lasse er nach den zwo Seiten und auf der Krone mit guter
Deicherde oder Klaysoden belegen und zwar nach aussen zwey
Fufs und nach binnen so wie auf der Krone einen Schuh dick.
Auf diese Weise wird der Deich allen hohen Gewässern wider-
(®) Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten die Baukunst betreffend
1798. ater Theil, p. i 5.