Von der Austrocknung.
i ) Mittelst natürlichen Abhang des Abzugs-Canals. •
Alles was ich von der Entwässerung'vorgetragen habe, läfst
sich auch, gröfstentheils, auf solche Austrocknungen anwenden,
die mittelst eines natürlichen Gefälles, mittelst Anschwemmungen,
etc. bewerkstelligt werden, und ich kann in dieser Hinsicht darüber
nicht insbesondere handeln. Aber einen wesentlichen Unterschied
machen sie von den Entwässerungen darin, dafs der Abhang
des Abzugs - Canals weit geringer als bey dieser seyn kann.
W i r müssen nähmlich-erwägen, wie der Abzugs-Canal in einer
Entwässerung das Wasser nur aus dem Sumpfe seitwärts auszieht;
aber bey einer Austrocknung erhält er einen unaufhörlichen Wasser
Zuflufs aus dem auszu trocknen den Bezirk. Je höher also das
Wasser in diesem steht, desto gröfser ist die Neigung des Abzugs-
Canals und die Geschwindigkeit seines Wassers. In diesem Betracht
also kann der Abhang des Abzugs - Canals weit geringer als
derjenige einer Entwässerung seyn und die Bewegung seines Wassers
ist derjenigen in Flüssen und solchen Wasserleitungen , die
sich in einen See oder in einen Flufs ergiefsen, ähnlich. W ir
wollen also hier wieder zur Erfahrung unsre Zuflucht nehmen:
die Wasserleitung die den Canal von Briare speifst, hat eine Neigung
welche sich zur Länge verhält, wie 1 : 12000. Auf dem
Hartz giebt es Wasserleitungen, deren Länge sich zur Neigung
wie 1920 zu 1 , wie 3840 zu 1 und wie 7680 zu 1 verhält. Per-
ronet wollte der Wasserleitung der Yvettö , die nach Paris gehn
sollte, eine Neigung zur Länge, wie 4800 zu 1, geben; er rechnete
dann für die Geschwindigkeit des Wassers einen Schuh in der
Secunde , und zwar noch bey dem kleinen Querschnitt des Canals.
Hätte man grofse Canäle zur Abzapfung des Wassers zu machen,
so werden diejenigen Messungen, welche' ich von dem Maynflufs
bey Frankfurt — als ich auf Verlangen des löblichen Kornamtes
daselbst, wegen der Verbesserung der Mühlen und des Flusses tim
Rath gefragt w urde— angestellt habe, nicht unwichtig seyn , ich
will also einige davon anführen. W b die Geschwindigkeit bis
auf einen Schuh tief unter der Oberfläche, im Stromstrich 3,06 F. ist,
da verhält sich die Neigung zur Länge wie 2940 : 1 , wo sie 2,45 F.
ist, da ist das Verhältnifs wie 3i2Ö zu 1. Die Geschwindigkeit
im pannerdenschen Canal war 4,18 F. und die Neigung verhielt
sich zur Länge wie 1 zu 8786; in der Ysselmündung war sie 2,91
F. und das Verhältnifs der Neigung zur Länge war, wie 1 zu 6814.
Kurz, wir sehn hieraus, dafs man die Neigung in einem solchen
Canal, der1 einen beständigen Zuflufs hat, geringer machen könne,
als desjenigen Canals seine , welcher das Wasser nur seitwärts
aus den Sammelgräben, nach und nach, erhält. Dessen geringste
Neigung mag also immer j^ oöö der Länge betragen.
2 ) Austrocknung mittelst Anschwemmung.
Was nun die Austrocknung durch Anschwemmung anbe-
trift, so wird jeder einsehn , dafs man dabey auf eine ähnliche Art,
als bey der Entwässerung gelehrt worden ist, verfahren kann,
und dafs man so das Wasser gleichsam austreibt. Hierdurch gewinnt
man für den Abzugsgraben den Abhang, welcher der Höhe
desWassers in der Landsee, weniger der Tiefe des Abzugsgrabens,
gleich ist. Also um so viel geringer kann der Abhang desAbzugs-
grabens seyn.
Jetzt komme ich nun zur
Darstellung derjenigen Methode, wie die Wasserplätze oder Meere in Holland
mittelst Schöpfmühlen ausgetrocknet und zu nutzbares Eigenthum gemacht
werden■ und die zugleich die Mafregeln , bey der Entwässerung, mittelst
Maschinenenthält.
Da ich von Austrocknung, großer Wasserplätze1 oder Seen
mittelst Maschinen, keine Schrift kenne, so werde ich hier eine umständliche
Anleitung zu geben , genöthigt seyn, und ich will deswegen
auf die Austrocknung von Nieucoop T. 65., hinweisen (*).
( ) Der Herr Brünings zu Alphen , welcher die Nieucoopsche Austrocknung
dirigirt, hatte mir eine Beschreibung von der Austrocknungs - Methode
versprochen und woraufich B.1I. S. i 3S. rechnete. Aber ich habe
Von demselben n ichts erhalten, weil er , wie er mir schrieb , mitArbei-
ten überhäuft sey. Hätte ich mich auf dessen wörtliche und schriftliche