520
Dergesammte Hafenbezirk, welcher das Arsenal und die Werfte
u. s. w. einschliefst, ist mit einer hohen Mauer-in der Karte mit
schwarzen Linien angedeutet-umgeben , und landwärts führt nur
ein Eingangzu demselben. Vorne, zur linken Seite des Alten-
Hqfens liegen fünfzehn bedachte Kielplätze , worauf die Galeas-
sen oder kleinen Fahrzeuge gezimmert und ausgebessert werden,
Am grofsen Hafen liegen solcher Kielbänke 46, wovon 25 zum
Bau und zur Ausbesserung für Kriegsschiffe dienen. An dem Neuen
Hafen liegen die schrägen Flächen zum Zimmern der Masten
und die gleichfalls bedachet sind. Auch liegen daran die bedachten
Magazine zum Schiffsbauholz, und die Magazine der Artillerie
und Takellage. Die Bedachungen aller dieser Magazine und
Werkstätte haben , wie Herr Forfait sagt , wenig Schräge und
nur Oeffnungen nach dem Meer zu , so dafs es in den Werkstätten
so dunkel ist, dafs bey Tage darin nicht anders als mit Hülfe
der Lampen gearbeitet werden kann. Whrum beleuchtet man
diese Plätze nicht mit Oberlicht, das in die Bedachung angebracht
werden müfste.
Ausser diesen Häfen hat nun Venedig noch eine Menge Häfen
oder Ankerplätze , worauf die Kauffardeyschiffe anlegen, vorzüglich
dienen dazu der Grofse Canal, welcher Venedig in zwey
Hauptbezirke theiltund worüber bey a die berühmte Brücke von
Rialto liegt; der Canal della giudecia, St. Georg, der Canal (h )
des Schlosses; der Sacca della misericordia (2) und mehrere Canäle.
Bey 1.1. liegen auch die Werfte, worauf man die Kauffardeyschif-
fe bauet.
Dafs die Franzosen die schlechte Marine Venedigs zerstörten,
mag von der Politik gerechtfertigt werden, dafs sie aber, wie II.
Forfait S. 98. sagt, alle flachen Fahrzeugein die Durchfahrten oder
W asserstrafsen versenkten, und dafs man diefs darum that, damit
der Kaiser grofse Summen zu verwenden habe um diese Reste von
der zerstörten Marine aus den Wasserstrafsen zu schaffen , dies
scheint immer eine Handlung, die vielleicht nur der gewandteste
Politiker beschönigen aber nie rechtfertigen dürfte. Doch!
ich verlasse diese Wasserstadt und diese Lagunen, welche nur von
der Wasserbaukunst Hülfe erwarten können, wenn das Local hydrometrisch
untersucht seyn wird und ich komme zu einem andern
Hafen , den sie zum ersten Hafen am Adriatischen Meer machen
kann.
Der Hafen von Triest. Tab. 68.
der für die K. K. Staaten von unbeschreiblicher Wichtigkeit ist,
die auch schon die Kaiserin Maria Theresia erkannte, wird von
zwey Meerdämmen (Molen) gegen West und Ostwinde geschützt.
Er hat eine Tiefe von 25 bis 35 Fufs, ist also für Kriegsschiffe hinreichend
tief. Aber die Nordwest und Nordostwinde bringen die
Wellen im Hafen zu so hoher Brandung, dafs die Schiffe sich in
die kleinen Innern Häfen b und a bey diesen Winden, flüchten
müssen. Das Meer aber wird von den Süd-und Südwestwinden
bewegt, also machen auch diese Winde in dem Hafen hohe W e llen.
Ob die Bucht von Muggia, die eine Meile von Triest liegt,
und d ie hinreichende Tiefe für die gröfsten Schiffe ha t, gegen alle
Winde gedeckt ist, daran zweifle ich, und wenn das auch wirklich
wäre: so können ja doch die vor Triest liegenden Schiffe , bey jedem
Sturm , nicht nach dieser Rhede flüchten! Wiewohl also vor
Triest der grofse Meerdamm ( i. J. 1750 angelegt), welcher zugleich
zur Batterie dient, auf dem ein Leuchtfeuer brennt, und der Mole
St. Carlo liegt; so ist doch, wie wir sehn, der Hafen nicht sicher
bey Stürmen (*).
Diesen Hafen gegen alle Seestürme zu sichern, ist also eine
Aufgabe, deren Auflösung von der Wasserbaukunst zu erwarten
ist. Wenn ich es nun wage: hier einen Vorschlag zu entwerfen,
so geschieht es blofs in der Absicht, um durch Beyspiele zu zeigen,
wie Sich die vorne aufgestellten Grundsätze in Ausübung bringen
lassen und dieser Vorschlag soll keinesweges als W in k e für die
K. Ingenieure , denen der Hafenbau von Triest anvertrauet ist,
(* ) B e y c lie g t e in e g rö fs e re B a t te r ie , ^ is t d e r S c h if fs z im m e r - o d e r Werftp
la t z , E n . A n le g e h ö f t li e g t b e y d und der K a y is t bequem z um V e r -
k eh r .
III. Band,