anderer an den Ufern wachsender Pflanzen. Endlich sah sich die Regierung
seihst, aus Schwäche oder aus Ehrfurcht für das Eigen thum,
genöthigt, eine Demarcationslinie am Ufer zu ziehen und alle innerhalb
derselben liegende Bezirke zu kaufen, um sie dann so bebauen
zu lassen, wie es ihr zur Vermeidung der Anschwemmungen am
bequemsten schien. Zu derselben Zeit wurden weise Verordnungen
über die Unterhaltung der Kays, und über die Fortschaffung
des Schuttes getroffen. Man rifs an mehreren Orten die Pfähle der
Privatpersonen aus, und behielt von den auf Befehl der Regierung
eingeschlagenen Pfählen nur diejenigen b e y , die zur Anzeigung
der Durchfahrten und der Canäle unumgänglich nöthig waren.“
«Man wird sich ohneZweifel verwundern, dafs derZustand der
Lagunen, ohngeachtet aller dieser Vorsichtsmaafsregeln, täglich
erbärmlicher ward : wiewohl die Regierung einige Sachverständige
um Rath fragte, und nach diesen ihren Untersuchungen eine ungeheure
Arbeit unternahm , indem sie den Lauf der Brenta abändern
liefs. Dieses Flusses Gewässer, die durch verschiedene Canäle,
worin sie oft Verheerungen anrichteten, strömten undsich zum
Theil in den Canal von Fusina ergossen, wo sie Sandberge anhäuften
, wurden sämmtlieb in einen schönen Canal geleitet , der längs
dem Ufer der Lagunen geht und sich ausserhalb ihres. Umfangs in
den Hafen von Brondolo ergiefst. Ein Ableitungscanal mit Kammerschleusen
, wegen des zu grofsen Falles , unterhielt die Schifffahrt
zwischen den Lagunen und Padua ohne Gefahr. “
«Die Wasser der Piave und des Sile richteten ebenfalls Verwüstungen
in N.O. der Lagunen an: es wurde daher dieser Flufs, vermittelst
einiger Durchstiche an das Ende des Littorale di Cavallino geführt,
und ihm eine Ableitung gegeben, welche beym Wachsen
des W assers einen Theil desselben in den Hafen S. Marguerita,
nahe bey den Mündungen des Livenzä, hinleitet. Auch der Flufs
Sile ist in das Bett der Piave geführt durch einen Canal, der
durch einen Theil der Sümpfe, La Fossetta, geht. Auf diese
Weise sind alle grofse Flüsse aus denLagunen verwiesen und nur
kleine Flüsse, wie z. B. die Deze, der Zero, Marsenego, Meolo
und Vallio wurden in dieselben gelassen.“
« Es sind auch viele Mittel zur Verbesserung und Unterhaltung
der Lagunen vorgeschlagen: aber der Senat begnügte sich ,
langsam und mit grofsen Kosten durch Baggermaschinen die Anschwemmungen
wegzuschaffen und unterhielt mühsam und mit
wenigem Erfolg vier Hauptcanäle; der eine führt nach Mestre,
der andere nach Padua, der dritte nach Brondolo, der vierte nach
der Piave; alle übrige Canäle wurden vernachläfsigt und der Unbeständigkeit
des Meeres und der Winde überlassen. Man grub
endlich , es sind 60 Jahre, den Canal von Malamoccö zur Durchfahrt
der Kriegsschiffe ins Meer. Seit dieser Zeit hat man wenig
für seine Unterhaltung gethan und man fühlt unglücklicherweise
die-Folgen dieser Vernachlässigung.“ .,
« Auch die Lidos,r welche die Lagunen begränzen, haben
yon Zeit zu Zeit beunruhigende Aenderungen erfahren. Man
schützte sie vorzüglich an ihren Wänden, welche die Durchgänge
bilden, mit vielfachen Pfahlreihen, durch Faschinenwerk
geschlagen und mit eingesenktenSteinen (*). Das Meer spielte
aber mit diesen unzureichenden Werken ^ ja , es zerstörte sie
sämmtlich im Jahr 1661. Da die Einwohner der Lagunen nicht
imStande waren, um diese Unglücksfälle vor der Zurückkunft der
schlimmen Jahrszeit wieder herzustellen.: so mufsten die des festen
Landes von Padua und Treviso zu Hülfe gerufen werden, um
die Natur zu bestreiten : und die Magistrate jeder Gemeinde mufsten
einen Mann stellen. Die Deiche wurden mit gröfserer Festigkeit
hergestellt; man deckte sie mit schiefliegenden We rk en,
die in das Meer verlängert wurden, um seine Wellen zu brechen.
Man sparte weder Mühe noch Kosten, und doch liefs ein Sturm im
folgenden Jahre nichts von ihnen stehen. Es wurden Böschungen
mit gebrannten und mit Bruchsteinen aufgeworfen, um zu
verhindern; dafs das Meer sie nicht im Rücken angriff, indem
( * ) D i e g ro fs en P fä h le m i t F a s c h in e n b a u w u r d e n a lso a u c h l i i e r zw e c k w
id r ig g e fu n d e n .