ser an der zur Entwässerung nöthigen Geschwindigkeit verlöre,
dafs er also, ohngeachtet der Anlagen die seinen Abhang
schwächen, eine hinreichende Neigung behalte um den trocken
zulegenden Bezirk vollkommen zu entwässern. Die Unkunde,
Gewinnsucht und mangelhafte Polizeyanstalten , haben diesem
Grundsätze oft entgegen gehandelt; ja, es sind Bezirke, diebeyder
ersten Trockenlegung vollkommen entwässert waren , nachher
durch Vernachlässigung der Grabenaufräumungen , Bepflanzungen
von Bäumen an den Grabenufern, Anlegung von Mühlen und
Wehren, von Neuem in Moraste verwandelt. So sind die ponti-
nischen Sümpfe die zu den Zeiten der Römer nutzbares Land waren
, ein schrecklich warnendes Beyspiel für Länder, deren Entwässerungen
Anstalten von Jahr zu Jahr schlechter werden.
g.) Um solches Verderhnifs zu verhüten, müssen alle Gräben
von Schilf, Modder, Rohr und dergleichen gereinigt werden,
wenn es nöthig ist. Das Ausgeworfene wird gleich von den Grabenwänden
entfernt, damit der Regen es nicht wieder hineinschwemmt
, wenn es verfault und ausgefroren is t, bringt man
es auf die Wiesen, als Dünger. W o man es aber auf dem Ufer
der Gräben hinwirft und liegen läfst, da sind die Anstalten schlecht;
da ist kein Sinn für Agricultur ; da verkennt man die Beförderungsmittel
des Wohlstandes. Der Hauptgraben sollte nicht mit Bäumen
besetzt seyn, wenn er nicht wenigstens mit i | Schuh Geschwindigkeit
in der Secunde fliefst, weil das Laub, bey einer geringem
Geschwindigkeit, ihn erhöhet und den Abflufs des Wassers
hemmt. Auch die Wurzeln, die einen Widerstand darbieten
, haben diesen Erfolg; ja die Wurzelspröfslinge senken sich
nicht selten in das Wasser hinein und retardiren dessen Geschwindigkeit
, und bey den Gräben, die eine hinreichende Geschwindigkeit
haben, sollten die Bäume, wegen den Wurzeln, doch wenigstens
acht Schuh von den Grabenwänden entfernt stehn. Auf
den Grabenufern und Wänden solltep daher nur von den rothen
Saalweiden gesetzt werden, Wenn die Ufer nicht für sich haltbar
sind und der Weidenwuchs sie haltbar machen kann. Man wird
auch manches Grabenufer durch Berauhwehrung mit solchen W e iden
oder auch mit Erdweiden erhalten können. B. I. S. 3io.
h.) Der Abzugscanal mufs so tief gelegt werden, dafs er nicht
nur das Wasser der Zuleitungsgräben, .sondern auch das in seiner
Nähe stehende Wasser aufnimmt, und den Bezirk vollkommen
trocken macht, wie ich S. 87. näher bestimmt habe. Auch dann
noch mufs er diese Tiefe haben, wenn eine bestehende Entwässerung
fehlerhaft angelegt worden, worin sein Abhang, durch
Wasserkehrungen, unterbrochen ist. Es mufs alsdann, bey einem
Verbesserungs- Projecte, das Bett des Canals noch unter der
Wasserkehrung, im Fall diese nicht abgebrochen werden kann,
wenn sie z. B. in einer kostbaren Brücke, bestände, gelegt werden
, und zwar so tief, dafs der Canal den Bezirk vollkommen entwässere.
Diesem Grundsätze ist indessen öfters zuwieder gehandelt
worden-, wovon ich Beyspiele anführen könnte.
Fliefst in den Zuleitungsgräben das Wasser mit einiger an-
merkenswerthen Geschwindigkeit, etwa ein Schuh in der Secunde
oder schneller, so müssen sich diese letztere mit dem Abzugsgraben
unter einem spitzen Winkel vereinigen, und ihre Wände bey
dem Vereinigungspunct gekrümmt seyn, damit der Abflufs nicht
verzögert werde. W o aber die Geschwindigkeit äufserst geringe
ist, also der Vereinigungswinkel doch keinen Einflufs hat, und
die Gräben eine ansehnliche Weite haben , denn diese mufsgröfser
seyn bey geringer Geschwindigkeit, B. I. S. 418-; da mag diese
Vereinigung immer unter einem rechten Winke l, aber nie unter
einem stumpfen Winkel statt finden.
i.) Werden nach dem Abzugscanal mehrere kleine Gräben gezogen,
deren Anzahl und Gröfse nach der jedesmaligen Localbe-
scbafFenheit des Zu entwässernden Bezirkes bestimmt wird,so nennt
man diese Zuleitungsgraben. Ihre Anzahl, Gröfse und Tiefe hängt
ab: von der Abhängigkeit oder der horizontalen Lage des zu entwässernden
Bezirkes-, wonach sich die Geschwindigkeit des in ihnen
fliefsenden Wassers richtet. 2) Von der Wassermenge welche
abgeleitet werden mufs, und 3 ) von der Beschaffenheit des